Normalerweise sind Gemeinderatssitzungen im kalifornischen Malibu nicht sehr aufregend. Doch in diesem Jahr ist es anders. Denn bei den bevorstehenden Kommunalwahlen im November steht eine Initiative zur Wahl, die in erster Linie von den reichen und weltbekannten Anwohnern der illustren Strandgemeinde unterstützt wird. Sie soll die ausufernden Baupläne Malibus ein für alle Mal eindämmen.
Regisseur Rob Reiner ("Misery", "A Few Good Men") hat es dank großzügiger Spenden geschafft, die Initiative mit dem Titel "Measure R" auf dem Wahlzettel zu platzieren. Das Projekt wird von seinen "guten Freunden" Tom Hanks, Steven Spielberg, Pamela Anderson, James Cameron und Barbra Streisand unterstützt - in erster Linie mit viel Geld. Schon jetzt haben die Anhänger von "Measure R" mehr als 500.000 Dollar an Spendengeldern eingesammelt: Für Wahlplakate, Werbekampagnen, TV-Spots. Für eine Gemeinde, in der offiziell nur 13.000 Menschen leben, ist es kein schlechtes Ergebnis.
Reiner startete die Initiative, weil der Regisseur genug von Staus hatte, die ihn jedes Mal auf dem Weg von seinem Haus im nahe gelegenen Brentwood zu seinem Strandhaus in Malibu aufhalten. Er glaubt, dass Malibu ,"zu schnell und zu unübersichtlich wächst. Der Bauboom muss gestoppt werden", so Reiner.
Bewohner werden zu Stadtplanern
Viele Stars in Los Angeles besitzen wie Reiner zwei nah beieinander liegende Behausungen. Einige Zyniker behaupten, dass es genau diese "Pendler" seien, die den Pacific Coast Highway, die Hauptaorta zwischen L.A. und Malibu, so verstopfen. Aber davon will Reiner nichts wissen.
"Darum geht es doch gar nicht", sagte Reiner bei einer der Gemeinderatssitzungen, der auch Dick van Dycke, Doors-Trommler John Desnmore und Victoria Principal beiwohnten. Sie applaudierten Reiner, als er den Gemeinderat aufforderte, "den Bauwahn in Malibu" endlich zu stoppen.
Barbara Streisand spendete dafür sogar stehend Beifall. Sie lebt seit drei Jahrzehnten in Malibu. Ihr Eigenheim liegt direkt an der Küste und wurde schon mehrfach kritisiert, weil es gegen die Richtlinien der strikten "Coastal Commission" vestößt. Diese Behörde ist für die Erhaltung der natürlichen Küste von Kalifornien verantwortlich.
"Measure R" würde hingegen die Bewohner Malibus zu Stadtplanern machen, wie die Zeitung "Los Angeles Times" schreibt. Die Anwohner müssten bei jedem Bauvorhaben, das mehr als 1800 Quadratmeter einnimmt, erst den Stadtrat um die Erlaubnis bitten. Außerdem sieht die Initiative vor, dass Geschäftsketten nur noch 30 Prozent des Gesamtfläche in Shopping Malls einnehmen dürfen.
Schmutziges Geschäft
Tatsächlich ist bereits im nächsten Jahr der Bau eines neuen Autohauses und einer "Whole Foods"-Filiale geplant, die weit mehr als 1800 Quadratmeter Nutzfläche in Anspruch nehmen würden. Sollte "Measure R" bei den Wählern eine Mehrheit finden, müssten die Anwohner von Malibu zunächst einmal über diese Bauvorhaben entscheiden.
Die Gegner der Initiative wollen dies verhindern. "Mr. Reiner ist ein guter Mann, und er hat aus guten Gründen zwei Emmys für erfundene Geschichten gewonnen", so Steve Soboroff, der sich als Vorsitzender der Grundstücksmakler-Vereinigung gegen die Initiative ausspricht.
Dass Lokalpolitik nicht nur in Hollywood-Filmen ein oftmals "schmutziges Geschäft" ist, mussten auch Reiner und seine Anhänger jetzt erleben. Viele der angefertigten "Yes on Measure R" Schilder, die in Malibu aufgestellt wurden, verschwanden in dieser Woche auf mysteriöse Art und Weise. Reiner vermutet hinter dieser "feigen anti-demokratischen Tat" diverse Bauunternehmer, die von einer weiteren Expansion Malibus finanziell profitieren würden.
Egal, wie die Wahl im November ausgeht, "eins steht allerdings jetzt schon fest”, so Reiner-Gegner Soboroff: "Mr. Reiner selbst wird gar nicht wählen dürfen, weil er als Anwohner von Brentwood kein Wahlrecht in Malibu hat." Aber das scheint in einer Gemeinde wie Malibu die Fans von Reiner nicht zu stören. "Wir werden siegen, davon bin ich fest überzeugt", so Streisand zum Gemeinderat.