Nachdem Anna Sorokin unter dem Namen "Anna Delvey" Banken und Hotels über den Tisch gezogen hatte, bedurfte es 2017 einer verdeckten Polizeioperation, um die junge Frau in Malibu, Kalifornien, festzunehmen.
Anna "Delvey" Sorokin schießt gegen ehemalige Freundin
Den Ermittlern entscheidend zur Hilfe kam damals Sorokins ehemalige Freundin Rachel DeLoache Williams, die Sorokin austrickste und ihr vorgaukelte, sich mit ihr treffen zu wollen und so bei ihrer Festnahme helfen konnte. Nicht verwunderlich, dass Sorokin gegen sie einen Groll hegt.
Am Montag postete die in Russland geborene Fake-Erbin mehrere Storys, in denen sie Williams offen anprangerte. "Ich habe jahrelang darüber geschwiegen", kündigte sie an. Dass Williams ihre Geschichte noch immer in jeder Talkshow auspacke, die sie einlade, habe sie jedoch dazu gebracht, ihre Sicht der Dinge preiszugeben. Und was sie verrät, hat es in sich.
Rachel DeLoache Williams hat profitiert
So soll Williams im Sommer 2018 versucht haben, Sorokin dazu zu bringen, mit ihr gemeinsam ein Buch zu schreiben. "Während ihrer zahlreichen öffentlichen Schreie nach Aufmerksamkeit, in denen sie behauptet, ich hätte ihr Leben 'ruiniert'", vergesse die "unerbittliche Rachel DeLoache Williams", genau das zu erwähnen. Williams habe kein anderes Thema als ihre kurzweilige Freundschaft mit der Betrügerin, so der Vorwurf. "Kann uns bitte jemand aufklären, ob sie in den letzten drei Jahren überhaupt etwas anderes getan hat, als über mich zu reden und zu schreiben, meine Interviews zu lesen und zu sezieren, wütende Notizen zu machen und nach Dingen zu suchen, über die sie sich empören kann?", fragte Sorokin rhetorisch.
Dass Williams mit Sorokin zusammenarbeiten wollte, wäre durchaus erstaunlich. Immerhin machte die betrogene Freundin immer wieder deutlich, dass sie mit der Fake-Erbin nichts zu tun haben wolle.

In Sorokins Instagram-Postings klingt der Größenwahn mit, den man mittlerweile von der Fake-Erbin kennt, die sich selbst als Star sieht. "Und obwohl ich verstehen kann, dass sie sich darüber aufregt, dass ich in den verschiedenen Gefängnissen bereits mehr erreicht habe als Rachel in ihrem ganzen behüteten Leben voller Privilegien, wird sie mit dieser eklatanten Heuchelei unter meiner Aufsicht nicht durchkommen", schrieb sie.
Die zwölfköpfige Jury sprach Sorokin in dem Anklagepunkt, der Williams betraf, nicht schuldig. Nachdem Sorokins Kreditkarten im gemeinsamen Marokko-Luxusurlaub nicht mehr funktionierten, bot die damalige Fotoredakteurin ihre Karte und die ihres Arbeitgebers als vorläufigen Ersatz an. Die 62.000 Dollar bekam sie von Sorokin nie zurück. Doch American Express zeigte sich gütig, darüber hinaus konnte Williams einen hochdotierten Buchvertrag abschließen und verkaufte die Rechte an ihrer Geschichte an den Bezahlsender HBO. Unterm Strich profitierte Williams also von ihrer unglücklichen Freundschaft mit der Fake-Erbin. Ein Punkt, auf den sich die Netflix-Serie "Inventing Anna" konzentriert.
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