Interview Vince Vaughn Der leise Philosoph

Vince Vaughn passt so gar nicht ins Schema Hollywoods. Er gilt als kratzbürstig, lebt lieber in Chicago als in Beverly Hills und lügt selten, wenn er einem Reporter gegenübersitzt. Rechtzeitig zu Weihnachten kommt der er mit der Komödie "Fred Claus" in die deutschen Kinos und zeigt er sich philosophisch.

Hand aufs Herz, Vince. Sind Sie lieb gewesen in diesem Jahr?

Ich glaub, dass ich nicht artig war (lacht). Zumindest dann nicht, wenn ich den vielen Presseartikeln Glauben schenken darf. Meine Geheimwaffe ist der Humor. Mit dem komme ich oftmals überall durch. Humor hat mir auch in Momenten geholfen, da mir nicht gerade zum Lachen zumute war.

Wissen Sie noch, wie alt Sie waren als Sie den Glauben an den Weihnachtsmann aufgegeben haben?

Ich war so um die sechs Jahre alt. Meine beiden Nachbarn, die waren etwas älter als ich, die haben mich "aufgeklärt". Ich war am Boden zerstört. Und dann habe ich meine beiden Schwestern, die sind fünf und sechs Jahre älter als ich, angebrüllt, weil sie mir das die ganze Zeit vorenthalten haben. Es war eine recht traumatische Angelegenheit. Aber heute bin ich drüber weg (lacht).

Warum haben Sie in einem Film mit einem Weihnachtsmann mitgespielt?

Ich mag die Botschaft in diesem Film. Es geht nicht nur um witzige Anekdoten, in "Fred Claus" ist auch eine Botschaft von Heilung und Liebe enthalten. Passend zur Jahreszeit.

Was macht eine gute Komödie aus?

Viele Leute finden es witzig, wenn man sich in einer Comedy ständig über andere lustig macht. Das ist nicht so wirklich mein Stil. Ich mag es, wenn uns Charme und Witz näher zusammenbringt, wenn wir uns nach einem solchen Film gut fühlen. Komödie als eine Art Solidaritätstherapie, das gefällt mir.

Hört sich fast ein bisschen esoterisch an, oder?

Nicht unbedingt. Überlegen Sie doch einmal. Wenn wir über kleine Dinge gemeinsam lachen können, dann rücken wir auch als Volk näher aneinander. Lachen verbindet. Das ist auch eine sehr interessante Botschaft an die Politik, finden Sie nicht?

Der Weihnachtsmann, der große politische Kommunikator?

(lacht). Ja, so ungefähr. In "Fred Claus" driftet mein Charakter zu diesem Gemeinschaftsgefühl. Damit konnte ich mich identifizieren. Nach Katrina oder dem Tsunami in Asien haben die Menschen zueinander gefunden. Diese Solidarität überspringt oftmals politische Differenzen und ist meiner Meinung nach der einzige Weg aus jedem Dilemma.

Wo Sie gerade Tragödien ansprechen, waren Sie eigentlich von den Bränden in Malibu betroffen?

Nein, aber viele meiner Freunde. Solche Situationen sind immer sehr schwer. Und ein großer Test für uns als Gesellschaft. Wie gehen wir mit diesen Naturkatastrophen um, wie helfen wir einander? Das sind essentielle Fragen, die bestimmen, in welche Richtung sich unsere Gesellschaft als Ganzes entwickelt.

Mr. Vaughn, sind Sie jetzt unter die Philosophen gegangen?

Nein, aber ich mache mir in letzter Zeit häufiger Gedanken über solche universellen Themen.

Sind Sie ein Mensch, der sich für wohltätige Zwecke einsetzt?

Ja, das habe ich schon immer gemacht. Aber niemals in der Öffentlichkeit. So bin ich nicht erzogen worden. Ich möchte meinen guten Willen nicht vor anderen präsentieren. Ich mach das lieber leise.

Hört sich nach ein bisschen Kritik für die Kollegen an, die sich ständig bei Charity-Veranstaltungen fotografieren lassen?

Nein, überhaupt nicht. Ist ja prima, dass die sich einsetzen. Es ist halt ein anderer Stil und nicht unbedingt meiner (lacht).

Wenn man einen Film über den Weihnachtsmann macht, denkt man da nicht automatisch an Kinder?

Absolut. Das ist mir nicht anders ergangen. Es macht mich total traurig, dass da draußen so viele Kids sind, die keine Rückendeckung von den Eltern bekommen haben, die auf sich alleine gestellt sind. Das bricht mir das Herz. Jedes Kind hat Hoffnung verdient.

Was sind Ihre Pläne für Weihnachten?

Ich werde Weihnachten mit meinen Schwestern und meinen Eltern verbringen. Mein Onkel und meine drei Nichten sind auch da. Das freut mich besonders, weil ich endlich ordentliche Geschenke kaufen kann. Kids und Christmas, das hat schon eine gewisse Magie. Ich freu mich riesig.

In "Fred Claus" geht es auch um den Konkurrenzkampf zwischen Geschwistern. Konnten Sie sich damit identifizieren?

Ich glaube, dass jeder, der Geschwister hat, sich mit diesem Konkurrenzkampf identifizieren kann. Ich war der Jüngste und hatte zwei ältere Schwestern. Die haben immer alles zusammen gemacht und mich meistens ausgeschlossen. Ich war wie ein Schatten. Heute sind die beiden Mäuse meine besten Freunde.

Im Film müssen Sie ein paar nette Tanzeinlagen geben. Wie sieht es privat bei Vince Vaughn aus, legen Sie gerne mal eine flotte Sohle aufs Parkett?

Oh ja, sie nennen mich in Chicago auch gerne "White Chocolate" (lacht). Nein, ich bin kein großer Tänzer. Dafür bin ich wohl zu ungelenk, aber ich tanze eigentlich ganz gerne.

Verraten Sie uns noch, ob es stimmt, dass es eine Fortsetzung zu den "Wedding Crashers" gibt?

Ja, wir reden im Moment darüber. Ich hatte einfach soviel Spaß mit Owen (Wilson, Anm. d. Red.), dass ich meine eigene Regel, niemals eine Fortsetzung zu drehen, möglicherweise durchbreche und tatsächlich einen zweiten Teil drehen werde.

Interview: Frank Siering

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