Dass dieser Tage mit "Robocop" mal wieder das Remake eines Achtziger Jahre-Kinohits auf unseren Leinwänden läuft, ist eigentlich kaum der Rede wert. Zu sehr haben wir uns schon an Hollywoods Einfallslosigkeit gewöhnt, die immer wieder dazu führt, dass statt neuer Ideen einfach nur bewährte Stoffe neu verfilmt oder gerebootet werden, von "Total Recall" über "Carrie" bis "Oldboy". Allein 2014 stehen unter anderem noch "Godzilla", "Endless Love" oder die "Teenage Mutant Ninja Turtles" ins Haus. Wobei wir gar nicht prinzipiell gegen Remakes meckern wollen. Sicher, beim Gedanken an eine Neuauflage von "Blade Runner" läuft es uns kalt den Rücken herunter. Aber ein paar andere Vorlagen dürfte sich Hollywood gerne nochmal zur Brust nehmen. Uns zumindest fallen auf Anhieb zehn Remakes ein, über die wir uns richtig freuen würden.
"Showgirls": aus schlecht mach gut
Über wenige Werke der Filmgeschichte wird bis heute so herzlich wie unbeabsichtigt gelacht wie über diesen vermeintlich erotischen Superflop von Paul Verhoeven. Aber was wäre für ein Remake eine bessere Ausgangslage als ein schlechter Film, den man nur verbessern kann? Viel schief gehen kann ja nicht, und vielleicht steckt in der Geschichte über das attraktive Landei in Las Vegas und erotische Rivalitäten im Strip-Club sogar Stoff für einen interessanten Film. Im besten Fall wird daraus ein Star-Vehikel für "Wolf of Wall Street"-Newcomerin Margot Robbie. Und im schlimmsten eben einfach eine weitere Lachnummer, womöglich mit Lindsay Lohan in der Hauptrolle.
Ryan Gosling als Superheld Shadow
Superhelden und Comicverfilmungen sind ja inzwischen aus den Kinos nicht mehr wegzudenken, also warum es nicht noch einmal mit dieser Geschichte versuchen? Erfunden wurde der Shadow, ein reicher Lebemann mit übernatürlichen Fähigkeiten, der nachts zum maskierten Rächer wird, bereits Anfang der Dreißiger Jahre (also noch vor Batman!) als Held von Groschenromanen, Comicstrips und Radiosendungen. Die Verfilmung von 1994 mit Alec Baldwin in der Titel- und Ian McKellen in einer Nebenrolle war eine ziemliche Schnarchnummer. Doch in den richtigen Händen könnte daraus heute eine spannende Mischung aus altmodischer Eleganz und moderner Düsternis werden, aufgepeppt durch hochwertige Spezialeffekte. Und Ryan Gosling würde der schwarze Hut zu Trenchcoat oder Anzug sicher ausgezeichnet stehen.
Kidman und Bale in "Der Tod steht ihr gut"
Schon 1992 machte sich Regisseur Robert Zemeckis mit dieser knallbunten und Tricktechnik dominierten Satire über den Jugendwahn alternder Schauspielerinnen lustig. Womit er seiner Zeit eigentlich meilenweit voraus war, wenn man sich anguckt, welche Folgen Botox, Photoshop und andere Schönheits-Nachbesserungen in der Traumfabrik hinterlassen haben. Ein Remake könnte die Geschichte heute also noch viel weiter treiben - und dürfte humortechnisch gerne auch noch eine Ecke schwärzen werden. Die Besetzung von damals mit Meryl Streep, Goldie Hawn und Bruce Willis ist natürlich schwer zu toppen. Aber wenn straff gezurrten Diven wie Nicole Kidman oder Demi Moore ein bisschen Selbstironie an den Tag legen und Christian Bale sich mal an einer komödiantischen Rolle versuchen mag, könnte da glatt etwas draus werden.
"Kaufmann von Venedig" als Finanzthriller
Shakespeare geht immer, und deutsche Theater haben dieses Stück über die finanziellen Verstrickungen eines Kaufmanns und seine Schulden bei einem Wucherer angesichts der Finanzkrise wieder ganz neu für sich entdeckt. Warum sollte das im Kino nicht auch möglich sein, wo man die Modernisierung dann auf die Spitze treiben und die Geschichte in die Wall Street-Welt der Fonds-Manager und Börsenspekulanten übertragen könnte? Zumal ja auch schon bei Shakespeare noch diverse amouröse Verstrickungen mit ins Spiel kamen? Mit Bradley Cooper, Michael Fassbender oder anderen Kerlen, denen Maßanzüge und Krawatten so unverschämt gut stehen, könnten wir uns die Sache als Finanzthriller jedenfalls hervorragend vorstellen und würden keinen Gedanken mehr an die biedere Kostümverfilmung mit Al Pacino und Jeremy Irons aus dem Jahre 2004 verschwenden.
"Eine wie keine" mit schwulen Charakteren
Zugegeben: so richtig scharf sind wir nicht auf Neuverfilmungen von Teenie-Komödien. An echten Klassikern wie "Ferris macht blau" oder "Clueless" sollte sich besser niemand vergreifen und alle anderen sind uns eigentlich herzlich egal. Aber wenn, dann böte sich ein durchschnittlich nettes Filmchen wie dieses an, in dem 1999 ein arroganter High School-Star darauf wettete, jedes Mädchen der Schule in eine Ballkönigin zu verwandeln und sich prompt in das vermeintlich hässliche Entlein verliebt. Wir würden dann - aus Gründen der Originalität und Fortschrittlichkeit - allerdings empfehlen, die Story einfach mal als schwule Geschichte zu erzählen. Und nur um Putin zu ärgern, wird aus dem Objekt der Begierde ein russischer Austauschschüler. Bis so etwas aber wirklich gedreht wird, nehmen wir auch mit dieser Homoparodie auf "Girls Club" vorlieb.
Vince Vaughn und Zac Efron in "Männerherzen"
Eine Zeitlang war Hollywood ganz versessen auf die Geschichten europäischer oder asiatischer Filme, die sich in ihrer Heimat als Kassenknüller erwiesen hatten. Zuletzt ist dieser Trend wieder abgeflaut, weswegen wohl auch die geplante Neuverfilmung von "Willkommen bei den Sch'tis" mit Will Smith im Sande verlaufen ist. Wenn es aber doch mal etwas aus unseren heimischen Gefilden sein darf, empfehlen wir weniger "Fack ju Göhte" (schließlich war Cameron Diaz' "Bad Teacher" schon Zekis Schwester im Geiste) als viel mehr Simon Verhoevens "Männerherzen". Der war als romantischer Episodenfilm in seiner Erzählweise schließlich schon sehr amerikanisch angelegt, außerdem gibt es jede Menge Rollen für Channing Tatum, Zac Efron, Jonah Hill und andere populäre Darsteller. Und Vince Vaughn könnte als Schlagerstar Bruce Berger ein Comeback gelingen!
"A Star Is Born" mit Taylor Swift oder Madonna
Dreimal schon wurde die Geschichte eines alten Stars auf dem absteigenden Ast, der ein neues Talent entdeckt und fördert, sich dann verliebt und letztlich von Eifersucht geplagt wird, bereits verfilmt, zuletzt 1976 im Pop-Business mit Barbra Streisand und Kris Kristofferson. Vor Kurzem hatte sich Clint Eastwood ein Remake vorgenommen und wollte Beyoncé für die Hauptrolle, doch das Projekt scheint inzwischen wieder vom Tisch zu sein. Doch weil der Plot ziemlich zeitlos ist und Hollywood ja gerne erfolgreiche Popstars auf die Leinwand holt, könnte man die Story mit Taylor Swift auch ins Country-Milieu verlegen. Oder man kehrt einfach mal das Geschlechterverhältnis um und setzt Madonna ihren einstigen Duett-Partner Justin Timberlake als Lover vor die Nase.
"Der unsichtbare Dritte" in modern mit Clooney
Remakes von Hitchcock-Klassikern sind natürlich eigentlich Frevel, und wer sich trotzdem daran wagt, scheitert meistens (siehe Gus van Sants 1:1-Neuverfilmung von "Psycho" oder auch "Ein perfekter Mord" mit Michael Douglas und Gwyneth Paltrow). Die Geschichte eines unschuldig in ein mörderisches Geheimdienstkomplott verwickelten Werbefachmanns, die manchen als Beginn des heutigen Actionkinos gilt, bietet allerdings jede Menge Stoff für eine Modernisierung. So könnte man daraus womöglich einen spannenden Fall von Online-Identitätsbetrug stricken, mit George Clooney oder zur Not auch Ben Affleck auf den Spuren von Cary Grant. Und die legendäre Maisfeld-Szene mit der Flucht vor dem Doppeldecker- Flugzeug sieht in 3D sicher famos aus!
"Friedhof der Kuscheltiere" von del Toro
Die Zahl der gelungenen Stephen-King-Verfilmungen ist bei genauem Nachdenken weit kleiner als man denkt. Die der Horror-Remakes dagegen umso größer (neben "Carrie" stand erst kürzlich auch "Evil Dead" auf dem Programm, "Poltergeist" befindet sich derzeit in Arbeit). Warum also nicht beides kombinieren und nach der wenig gelungenen Roman-Adaption von 1989 nochmal eine neue, bessere versuchen? Tiere und Kinder, die von den Toten wiederauferstehen, liegen in Zeiten von "The Walking Dead" und "World War Z" ja voll im Trend. Für die Regie ließe sich sicher ein aufstrebender junger Regisseur aus dem Umfeld von Genre-Experte Guillermo del Toro gewinnen. Und den Titelsong, den damals die Ramones beisteuerten, covern sicher auch die Kings of Leon gerne.
Tina Fey & Amy Poehler in "Die Glücksjäger"
Erinnert sich noch jemand an diese Buddy-Komödie über einen Blinden und einen Gehörlosen, die zufällig in einen Mord verwickelt werden? Mutmaßlich nicht, denn die Komiker Gene Wilder und Richard Pryor waren 1989 schon auf dem absteigenden Ast, Nebendarsteller Kevin Spacey noch unbekannt und die Idee arg einfältig umgesetzt. Doch wie gut das Buddy-Prinzip im Krimikomödien-Kontext auch heute noch funktionieren kann, zeigte nicht zuletzt im vergangenen Jahr "Taffe Mädels" mit Sandra Bullock und Melissa McCarthy. Weswegen wir bei einem Remake schwer dafür plädieren würden, zwei Frauen in den Hauptrollen zu besetzen. Eine Wunschbesetzung schwebt uns dabei auch schon vor: Tina Fey und Amy Poehler, die nicht zuletzt mit ihren Golden Globe-Moderationen bewiesen haben, dass sie Hollywoods derzeit lustigstes Doppelpack sind.
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