Lilli Hollunder Mein Leben als Teppichnutte

Von Lilli Hollunder
Lilli Hollunder und ihr Mann René Adler beim Filmfest in München
Lilli Hollunder und ihr Mann René Adler beim Filmfest in München
© Tobias Hase / Picture Alliance
Das Posieren auf dem roten Teppich und der Smalltalk auf Partys fallen Schauspielerin Lilli Hollunder nicht immer leicht. Was genau sie stört, schildert die Frau von Torwart René Adler in ihrer neuen Kolumne.

Wollen wir eines vorab klären, damit keine Beschwerden aufkommen: Ja, sie müssen nicht immer rot sein. Sehr oft gibt es sie in weiß, schwarz, violett, pink und anderen prachtvollen Farben. Mein Leben lang habe ich versucht, rote Teppiche zu meiden. Ich konnte meine Zeit doch wirklich sinnvoller verbringen.  Also sagte ich ab, wann immer eine Einladung hereinflatterte, und widmete mich meinen Hunden, Serien, der Couch oder starrte in die Luft.

Dann aber geriet meine Karriere mehr und mehr ins Stocken, bis schließlich gar nichts mehr ging. Nach einigen kleineren und größeren Downs beschloss ich, mich unter die Leute zu schmeißen. Was konnte daran denn auch so schwer sein? Ich würde auf die angesagtesten Events gehen, in schicken Outfits, die meine natürliche Schönheit noch optimierten, die Fotografen würden im tobenden Blitzlichtgewitter meinen Namen schreien und Fans nach Autogrammen fragen. Bei Häppchen und Champagner würde ich die reizendsten Menschen treffen und großartige Kontakte für künftige Jobs knüpfen. Abende, von denen ich noch lange zehren würde. Und ehe man sich versieht, wäre ich der begehrteste Gast auf Events. Veranstalter würden erst dann wieder ruhig schlafen können, wenn sie meine Zusage erhielten. So weit so gut.

Dass die Realität anders aussah, wurde mir allerdings schneller bewusst als mir lieb war.

Problem Nummer eins: Die Einladungen

Lilli Hollunder
© Anita Bugge/Geisler-Fotopress/PA / Picture Alliance

Kolumne von Lilli Hollunder

Lilli Hollunder kommt aus Köln und steht seit ihrer Kindheit als Schauspielerin vor der Kamera, unter anderem für "Verbotene Liebe" und "Lindenstraße". 2016 hat sie den Fußball-Torwart René Adler geheiratet. Auf ihrem Blog "Little Hero" schreibt sie regelmäßig über ihren Alltag zwischen Schauspiel-Castings und Stadion-Tribüne. In ihren Texten betrachtet sie das Leben stets mit einem Augenzwinkern und nimmt sich dabei selbst nicht so ernst. Wir freuen uns, einige Artikel auch auf stern.de zu veröffentlichen.

Ich engagierte eine Frau mit Kontakten in die PR- und Medienwelt. Sie sollte mir die Tür zu den besten Partys des Landes öffnen. Doch leider musste ich feststellen, dass mich die letzten Jahre niemand vermisst, geschweige denn auf mich gewartet hatte. Als Z-Promi durfte ich zwar schon das ein oder andere Event besuchen. Aber die ganz heißen Dinger blieben für mich auch weiterhin verschlossen. So gewöhnte ich mich an den Satz: "Danke für Ihr Interesse, leider sind unsere Kapazitäten schon vollkommen erschöpft. Vielleicht im nächsten Jahr." Und wenn es doch mal klappte, bekam ich oft nur eine Einladung, was uns zum nächsten Problem führt.

Problem Nummer zwei: Die Begleitung

Es könnten so schöne Abende sein, bei denen man Arbeit mit Angenehmen verbindet. Sich blicken lassen, ein paar Drinks nehmen und Spaß mit seinem Freund oder seiner Freundin haben. Doch unwichtige Personen wie ich dürfen sich freuen, überhaupt eine Einladung zu bekommen. Eine zweite dazu? Das ist dann doch ein bisschen zu viel verlangt! Also ging ich alleine los. Hey, ich bin Kölnerin und halbe Türkin. Diese Kombination macht mich zu einem sehr aufgeschlossenen Schwadlappen. Es sollte daher sicher kein Problem werden, Leute kennenzulernen. Was in Hamburg auch so war. Da kannte ich mittlerweile immer jemanden.

Aber Berlin… Oh Berlin! In der Hauptstadt wimmelt es nur so von Stars. Und die kennen sich untereinander. Es ist schon fast wie ein Klassentreffen der angesagtesten Leute und coolsten Cliquen. Ich jedoch, gehörte nicht dazu und war im Vergleich ein Niemand. Mein Tipp daher: Wenn man einsam inmitten von Hunderten von Menschen steht und sich ziemlich beschissen fühlt: Sucht euch ganz schnell ein Getränk, an dem ihr euch festhalten könnt. Am besten mit einem Strohhalm (#noplastic) und saugt euch mit aller Kraft, mit allem was ihr habt, daran fest, und lasst erst wieder los, wenn ihr sicher in eurem Bett angekommen seid. Ich habe mir daher geschworen, nie wieder auf Events zu gehen, wenn ich nur eine Einladung bekomme!

Aber vielleicht habe ich auch nicht die richtigen Icebreaker-Sprüche gefunden. Ich sollte es mal so probieren: "Hi, Emilia Schüle. Was machst du so hier?" Oder: "Hi Matthias Schweighöfer, magst du Filme?" Es ist aber auch kein Geheimnis, dass so ein Event meist eine recht oberflächliche Sache ist. Nicht selten treffe ich auf jemanden, der dir eine persönliche Frage stellt wie zum Beispiel: "Und, wie gefällt dir dein neues Leben in Mainz?" Ich fange gerade an zu antworten, da dreht sich die Person weg, weil sie jemand Interessanteren trifft. Ist das die neue Art von Smalltalk und ich bin einfach nur ungeübt?

Einmal wollte ich mir selbst beweisen, dass es auch anderes geht. Ich beschloss also die Hosen runter zu lassen und auf die Frage, wie der Job denn so laufe, ehrlich zu antworten. (Der Job lief kacke, besser gesagt gar nicht…) Blöde Idee. Negatives will keiner hören! Nach wenigen Sekunden nuckelte ich wieder kräftig alleine an meinem Strohhalm. Aber zurück zum Anfang. Was mich zu Problem Nummer drei bringt.

Lilli Hollunder bei einem Event in Hamburg
Lilli Hollunder bei einem Event in Hamburg
© Eventpress rh / Picture Alliance

Problem Nummer drei: Der rote Teppich

Ich bin der festen Überzeugung, dass der rote Teppich süchtig machen kann. Unser Verhältnis ist allerdings ein wenig gestört. Es ist nicht so, dass ich ihn nicht leiden kann. Ich fürchte ihn nur ein klitzekleines bisschen. Ungefähr so, wie wenn ich in ein Haibecken springen müsste. Es ist die Stunde der Wahrheit, vergleichbar mit dem Spiegel in einer H&M-Umkleidekabine. Jede Delle wird gesehen, jeder Mitesser entdeckt, zu viel Rouge und du bist der Clown, zu wenig und du siehst krank aus. Aber hey, ich bin Schauspielerin, the show must go on. Bauch rein, Brust raus, den Fuß zu einem Schritt ansetzen. Locker, spontan wirken. Einfach mit den Kameras spielen. Jede Kamera hat jedoch einen Besitzer - und das ist Problem Nummer vier.

Problem Nummer vier: Die Fotografen

"Wenn du auf ein Event gehst, ist es an diesem Abend dein Job, dich ablichten zu lassen!" Okay, Pressefrau, ich habe verstanden. Ich betrete also den Teppich und bin bereit meine eingeübten Posen vorzuführen. Ich habe mir andere Frauen vorher angeschaut. Toll macht beispielsweise Marie Nasemann das. Es scheint immer so, als wäre sie nur ganz zufällig - gerade in diesem Moment - auf dem Teppich, während die Fotografen abdrücken. Elegant, lässig, super natürlich. Das sollte ich doch wohl auch hinbekommen. Vorausgesetzt die Fotografen wollen mich fotografieren. 

Sehr unangenehm ist es nämlich, wenn du den Teppich betrittst, bereit dich ihnen hinzugeben, aber keiner will ein Bild von dir machen. Verwundert wirst du angeschaut: Was will diese Person? Unangenehm!!! Ist mir nicht nur einmal passiert. Lass dir die Demütigung nicht ansehen, los, schnell weitergehen

Auch wunderschön ist es, wenn du aufgefordert wirst, dich vor der Sponsoren-Wand zu positionieren, weil du als nächste dran bist, aber dann kommt Janina Uhse und alle Fotografen schreien dich an, du sollst Platz machen und erstmal sie vorlassen. Unangenehm!!!

Auch richtig herrlich ist es, wenn man, nachdem man fotografiert wurde, ganz laut von den Menschen hinter den Kameras gefragt wird, was man überhaupt beruflich mache und wie man heiße: "Kannst du das mal buchstabieren?!" Unangenehm!!! Der Teppich ist überwunden, dein Job erledigt. Wenn man Glück hat trifft man auf nette Leute, sonst geht es halt wieder früh nach Hause, früh ins Bett. Viel Schlafen ist gut, ist wichtig!

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