Der angeklagte Popstar Michael Jackson hat sich in einem Interview als Opfer einer Verschwörung bezeichnet. In dem einstündigen, am Sonntag im Internet veröffentlichten Gespräch mit dem Bürgerrechtler Jesse Jackson bezeichnete er sich ferner als "völlig unschuldig" in dem zur Zeit laufenden Prozess wegen Kindesmissbrauchs. Er bat seine Fans weltweit, für ihn zu beten.
Zur Art der vermeintlichen Verschwörung machte Jackson nur Andeutungen: Er sei einer von mehreren schwarzen Berühmtheiten, die grundlos beschuldigt worden seien. Der Popstar nannte in diesem Zusammenhang den früheren südafrikanischen Präsidenten Nelson Mandela, Exboxweltmeister Muhammad Ali und andere. Auch Spekulationen, er sei nahezu bankrott, gehörten zu "den vielen Plänen, mich bloßzustellen", sagte Jackson. Nichts davon sei wahr. "Ich soll damit durch den Schmutz gezogen werden." Jackson deutete an, ein Ziel der Verschwörer könnte der Musikkatalog sein, den er besitze. Jackson besitzt unter anderem die Rechte an den Liedern der Beatles. "Es tobt ein großer Kampf darum, auch jetzt, da wir gerade sprechen", sagte Jackson.
Zum laufenden Kindesmissbrauchsprozess dürfe er infolge einer richterlichen Anordnung nichts sagen, erklärte Jackson. Er bat aber um Gebete und guten Willen. "Bitte seid geduldig, bleibt an meiner Seite und glaubt an mich, weil ich völlig, völlig unschuldig bin", sagte Jackson. "Seid euch bitte im Klaren darüber, dass eine große Verschwörung vor sich geht, während wir sprechen." Er beziehe Kraft aus Gebeten, sagte Jackson, Mitglied der Zeugen Jehovas.
In der Dusche gestürzt
Der Popstar sagte, er habe seit einem Sturz in der Dusche schwere Schmerzen. Am 10. März war er in Pyjama-Hosen zu spät zum Prozess erschienen, weil er sich wegen des Rückenleidens nach dem Sturz in einem Krankenhaus habe behandeln lassen müssen. Bei dem Sturz habe außerdem er eine schwere Lungenprellung erlitten und infolge der Verletzung Blut gehustet.
Angesprochen auf sein geringes Gewicht sagte Jackson, er sei nie ein guter Esser gewesen. Dies habe seiner Mutter und vielen Freunden, darunter Schauspielerin Elizabeth Taylor, immer große Sorgen gemacht. Taylor habe ihn sogar gefüttert. "Ich möchte aber nicht, dass jemand glaubt, ich würde verhungern. Das tue ich nicht", erklärte Jackson. "Ich bin gesund."
"Tiefpunkt meines Lebens"
Jackson sagte, er mache jetzt den Tiefpunkt seines Lebens durch. Der Höhepunkt sei 1982 der Erfolg mit dem Album "Thriller" gewesen. Er habe eine Disco-Version von Tschaikowskys "Nussknacker-Suite" machen wollen, und das sei ihm wohl auch gelungen, sagte er mit Verweis auf die acht Grammy-Musikpreise, die er für "Thriller" erhielt. Das Album ist das meistverkaufte der Popgeschichte.
Entscheidender Beschluss des Richters erwartet
Das Verfahren gegen Jackson sollte am Montag in Santa Maria fortgesetzt werden. Richter Rodney Melville wollte nach einer Anhörung entscheiden, ob die Staatsanwaltschaft vorangegangene Missbrauchsvorwürfe gegen den Sänger in den Prozess einbringen darf. Nach Ansicht von Beobachtern könnte Melvilles Beschluss entscheidend für das Verfahren sein. "Wenn zwei oder drei Kinder das Gleiche sagen, steigen die Chancen für eine Verurteilung stark an", sagte der Rechtsexperte Jim Hammer dem Fernsehsender Fox.
Schon 1993 hatte ein damals 13-jähriger Junge Jackson beschuldigt, ihn missbraucht zu haben. Nach einer Millionzahlung an seine Familie verweigerte er eine weitere Zusammenarbeit mit den Justizbehörden. Abhängig von Melvilles Entscheidung könnte der Junge jetzt vor Gericht angehört werden.