Aufmerksamkeitsökonomie Wir haben um fünf Menschen an Bord der "Titan" gebangt und 500 Tote vor Griechenland ignoriert. Mit Rassismus hat das nichts zu tun

Das Tauchboot "Titan" unter Wasser
Die "Titan" auf einer früheren Fahrt unter Wasser
© Oceangate Expeditions/PA Media/dpa
Warum fiebern wir mit, wenn fünf sehr reiche Menschen auf dem Weg zur "Titanic" verschollen gehen – und zucken kaum mit den Schultern, wenn 500 Migranten vor Griechenland ertrinken? Sind wir Rassisten? Die Wahrheit ist komplizierter.

Seit fast zwanzig Jahren berichte ich aus den Ländern Afrikas – seit fast zwanzig Jahren treibt mich die Frage um: Warum interessiert das Leid und der massenhafte Tod so vieler Menschen dort so viel weniger als ein Toter in Berlin, Braunschweig oder Bamberg? Zählen diese Menschen weniger? Schwingt da gar, unterschwellig, Rassismus mit? Zählt das Leid von Menschen aus dem Globalen Süden – häufig eben: schwarzer Menschen – etwa weniger?