Es gibt einiges, was es bei der Fußball-WM in Katar nicht gibt. Bier für die "normalen" Besucher, zum Beispiel, die nicht in den Luxuslogen sitzen. Vor allem aber natürlich keine Rechte für LGBTQ-Menschen, keine Rechte für ausländische Arbeiter in sklavenartigen Beschäftigungsverhältnissen und keine Gleichberechtigung für Frauen. Was jedoch en masse zur Verfügung zu stehen scheint: Geld. Das zeigte sich schon bei der Eröffnungszeremonie.
Und die wartete mit einem überraschenden Gast auf: Schauspieler Morgan Freeman, 85. Der Hollywoodstar spielte unter anderem Nelson Mandela im 2009 erschienenen Film "Invictus", außerdem in "Miss Daisy und ihr Chauffeur", "Bruce Allmächtig", oder "Die Verurteilten". Er ist ein Oscarpreisträger. Zudem galt er bisher als ein Mann mit klaren Wertvorstellungen, der sich engagiert sozialen Themen widmete. Und nun steht er auf der Bühne des Al-Bayt-Stadion in Al-Khor, bei der bereits als "WM der Schande" kritisierten Weltmeisterschaft? Das fanden zahlreiche Menschen erstaunlich.
Morgan Freeman überraschte mit Auftritt bei WM
Auch, weil zuvor andere Superstars für die Zeremonie abgesagt hatten – trotz verlockend hoher Gagen. Popstar Rod Stewart etwa blieb trotz der Aussicht auf eine Million Euro lieber zuhause, ebenso die Sängerinnen Dua Lipa oder Shakira. Sie alle hatten ihren Verzicht auf die Teilnahme auch öffentlich gemacht. Doch Morgan Freeman kam trotzdem. Er führte durch die Eröffnung, tat das auch durchaus würdevoll und vermutlich mit guter Absicht – der 85-Jährige sprach etwa auf großer Bühne mit einem schwer körperlich behinderten WM-Botschafter. Doch ein Beigeschmack bleibt.
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Das sahen auch viele Menschen in den sozialen Netzwerken so, die sich enttäuscht über Freemans Auftritt zeigten. "Morgan Freeman stand für mich immer für das Gute. Was für ein Heuchler", schreibt etwa ein Twitter-Nutzer. "Prostitution auf hohem Niveau", gar ein anderer. "Morgan Freeman ist eine Legende. Ich liebe seine Filme, seine Darstellungen, seine Leistungen, seine Vielseitigkeit. Warum zerstört er heute sein Image? Es ist so unglaublich unnötig", äußert sich jemand bitter.
Sind die Fans zu kritisch?
Ein Statement von Freeman zu der Kritik gibt es bisher nicht. Und, wie ebenfalls im Netz festgestellt wurde: Wer den Oscar-Preisträger für seinen Auftritt kritisiert, muss die WM-Eröffnung ja selbst geschaut oder zumindest irgendwie mitverfolgt haben. Und so müssen sich viele der Schimpfenden vermutlich erst einmal selbst hinterfragen, ob sie sich auch selbst an die strengen Regeln halten, die sie anderen auferlegen.