Komiker "Wir hatten vier Totgeburten": Warum Michael Mittermeier über sein Familiendrama jetzt Witze erzählt

Michael Mittermeier und Gudrun Allwang
Michael Mittermeier und seine Ehefrau Gudrun Allwang
© Felix Hörhager / DPA
Zum ersten Mal spricht Michael Mittermeier öffentlich über das Drama seiner Familie: Vier Totgeburten mussten er und seine Ehefrau Gudrun Allwang verkraften. Warum er die Tragödien jetzt zu Comedy macht. 

"Humor und Tragik liegen so nah beieinander", sagte Michael Mittermeier am Freitagabend in der "NDR Talkshow". Kennt man den Komiker sonst nur, wie er auf der Bühne die Menge zum Lachen bringt, schlug er im Gespräch mit Barbara Schöneberger und Hubertus Meyer-Burckhardt ernstere Töne an.

Michael Mittermeier: "Meine Frau und ich hatten vier Totgeburten"

Von Schöneberger auf sein neues Programm "#13" angesprochen, verriet Mittermeier, welch trauriges Schicksal seine Familie durchstehen musste. "Meine Frau und ich hatten vier Totgeburten", erklärte er und fügte hinzu, dass das bisher niemand in der Öffentlichkeit wisse. Jetzt sei es an der Zeit gewesen, dass er diese so persönliche Geschichte auf der Bühne in sein Programm einarbeitet. Dabei fragen ihn Menschen durchaus, ob man "tote Kinder mit auf die Bühne nehmen muss", so Mittermeier. "Ich hatte die jeden Tag dabei. Ich hatte sie immer dabei", sagte er dazu. 

Vor etwa zehn Jahren sah er in Edinburgh die Show eines Comedians, der genau das Thema in seinem Bühnenprogramm verarbeitete. Es sei ein "krasses" Programm gewesen, so Mittermeier. Was ihn damals erstaunt habe, sei gewesen, dass er selbst als Betroffener darüber gelacht habe. "Das ist mein Tool", erklärte er in der Talkshow am Freitagabend. "Ich gehe auf die Bühne mit Humor, um auch mir die Dunkelheit zu vertreiben", sagte er. 

Katholizismus brachte ihn zum Verzweifeln 

Mittermeier erzählte außerdem, wie er als Katholik mit dem Glauben nach den Totgeburten haderte. Das Leben beginne in der Religion mit der Empfängnis, sagte er, weshalb es für ihn umso schwerer war, ein totes Baby in den Armen zu halten, an dem alles vorhanden sei, nur eben kein Herzschlag. "Das erste, was mir in den Kopf kam, war irgendwie zum Arzt: 'Können wir es begraben.' Der meinte zu mir: 'Nee, können wir nicht, das ist ja nicht getauft.' Ich so: 'What the fuck, wie jetzt? Wann hätte ich ihn denn taufen lassen sollen, bei der Fruchtwasseruntersuchung hätte ich Weihwasser reinpumpen sollen?' Das ist hart. Man kann lachen oder nicht lachen", sagte der Bayer. 

Nachdem der Vatikan 2007 eine Jahrhunderte alte Regel revidierte, nach der ungetaufte Babys in der Vorhölle landen, war die Verunsicherung bei Mittermeier umso größer. Denn zwei der Totgeburten hatten er und seine Ehefrau Gudrun Allwang vor 2007. Niemand habe ihm beantworten können, ob diese zwei Kinder nun in der Vorhölle seien. 

Viele Menschen würden über den Schicksalsschlag einer Totgeburt nicht sprechen. Er könne das heute nur, weil er es in sein Programm mit hat einfließen lassen. "Meine Frau war drinnen und auch meine Tochter war dabei. Meine Frau hat mich danach in den Arm genommen und gesagt: 'Das hast du ganz toll gemacht, das ist wahrscheinlich das beste Programm, das du je gemacht hast'", erinnerte er sich an die Reaktion seiner Familie. 

Quelle: "NDR Talkshow"

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ls

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