Während das Motiv der legendären "Winnetou"-Filme aus den 60er Jahren erklingt, betritt Michael Mittermeier die Bühne im Capitol Theater Offenbach. Die Auswahl der Musik signalisiert den Zuschauern sogleich, was sie in den folgenden knapp 90 Minuten erwartet: Es geht um das Thema Fernsehen - mit einer ordentlichen Portion Nostalgie.
Der Blick zieht sich wie ein roter Faden durch den Abend: "Zapped" - so hieß das Programm, mit dem der aus Bayern stammende Komiker 1996 bekannt wurde. Anlässlich seines 25-jährigen Bühnenjubiläums beschäftigt er sich noch einmal mit seinen Anfangstagen und verpasst seiner damaligen Erfolgsformel - Witzen über das Fernsehen - ein Update. Denn seither hat sich in der Medienlandschaft einiges verändert: Streamingdienste und Serien wie "Game of Thrones" haben die Sehgewohnheiten gründlich verändert.
Michael Mittermeier zieht Parallelen zur Gegenwart
In "Zapped! Ein TV-Junkie kehrt zurück" (Freitag, 12. August, 22.30 Uhr auf RTL) lässt Mittermeier einige dieser Entwicklungen Revue passieren. Immer wieder zieht der Comedian Parallelen zwischen damals und der Gegenwart. Das klingt dann so: "In den 90ern war es wie bei Corona: Jeder echte Boxkampf war mit Maske." Wer zu jung ist, um den Gentleman-Boxer Henry Maske miterlebt zu haben, hat hier freilich nichts zu lachen. Doch die meisten Zuschauer im Publikum verfügen über das entsprechende Lebensalter.
Wie sich überhaupt viele der Witze an Menschen richten, die das Fernsehen der 90er bewusst miterlebt haben, also über einen weiteren Horizont verfügen. Mit diesem als gemeinsam vorausgesetzten Wissen amüsiert sich der Comedian über viele Entwicklungen der Gegenwart. Etwa den Retrowahn, der die Fernsehsender befallen hat: "Stell dir mal vor, Mitte der 90er wär jemand ins Koma gefallen", sagt Mittermeier. "2022 wacht er wieder auf. Und dann gibst du dem ein Fernsehprogramm: 'Läuft ja alles noch.'"
Die tiefere Pointe ist: Auch Mittermeier läuft noch. Teilweise sind es sogar die alten Witze, die noch immer funktionieren. Wenn er etwa über Werbespots von Krankenkassen Kreditkartenanbietern oder Damenbinden spricht. Oder einmal mehr die offenbar von vielen älteren Jahrgängen als traumatisch empfundene Umbenennung von Raider in Twix thematisiert.
Die alten Witze funktionieren immer noch
Doch auch wenn einem mancher Gag allzu bekannt vorkommt - die meisten Zuschauer lachen darüber. Denn nicht nur die alten Witze funktionieren noch immer - auch Mittermeier hat nichts von seiner ureigenen Energie verloren, die ihn von Anfang an ausgezeichnet hat. Wie ein hyperaktiver Derwisch wieselt er über die Bühne, seine Stimme erklimmt immer noch mühelos die hohen Lagen und sorgen allein damit für Erheiterung.
Damit liefert Michael Mittermeier das perfekte Wohlfühlprogramm für die Menschen, die ihn in den 90er Jahren entdeckt haben und zusammen mit ihm gealtert sind. Neue Zuschauer wird er damit nicht unbedingt ansprechen - doch Mittermeier ist schlau genug, auch diese Einsicht in sein Programm einzuarbeiten. Etwa wenn er davon erzählt, wie er mit seiner Tochter "Star Wars" guckt - und daran scheitert, ihr den Reiz dieses Weltraum-Klassikers zu vermitteln.
Ähnlich könnte es Vätern und Müttern gehen, die nun ihren Nachwuchs für Mittermaier zu begeistern versuchen. Das wird auch nicht immer gelingen. Für Mittermeier muss das nichts Schlechtes heißen - denn wie "Star Wars" hat auch er längst den Status eines Klassikers erlangt. Und die sind bekanntlich unzerstörbar.
So ist die gute Nachricht für alle Fans der ersten Stunde: Michael Mittermeier ist immer noch da - und er bringt das gute Gefühl und die Erinnerung an die eigene Jugend zurück.
"Michael Mittermeier live! - Zapped! Ein TV-Junkie kehrt zurück" ist am Freitag, 12. August, ab 22:30 Uhr auf RTL zu sehen.