Die Staatsanwaltschaft München hat wegen des Verdachts auf Steuerhinterziehung Klage gegen Boris Becker erhoben. Der Leiter der Behörde, Manfred Wick, bestätigte, bei der Klage gegen den früheren Tennis-Star gehe es »ausschließlich um Steuerdelikte«. Nach Angaben der Nachrichtenmagazine »Spiegel« und »Focus« muss sich der frühere Tennis-Star wegen Steuerhinterziehung in Millionenhöhe verantworten. Er soll das Steuerparadies Monaco als Wohnsitz vorgegeben haben, während er Anfang der neunziger Jahre bereits vorwiegend in München gelebt habe.
Noch kein Prozess-Termin
Unter Hinweis auf das Steuergeheimnis lehnte der Leitende Oberstaatsanwalt jedoch jede Nennung weiterer Einzelheiten ab. Die Anklage sei zum Landgericht München I erhoben worden, das jetzt über die Anklagezulassung und einen möglichen Prozess-Termin zu entscheiden habe.
Es geht um 10 Millionen Mark
Insgesamt soll Becker damals 10,4 Millionen Mark Steuern hinterzogen haben, berichteten »Focus« und »Spiegel«. In früheren Medienberichten über die Ermittlungen war von deutlich höheren Summen die Rede. Danach sollte Becker dem deutschen Fiskus durch eine vorgetäuschte Verlegung seines Wohnsitzes nach Monaco rund 16,9 Millionen Euro vorenthalten haben. Eine Bestätigung für diese Zahlen gab es bei den Behörden wegen des Steuergeheimnisses aber auch früher schon nicht. Wie »Focus« weiter berichtet, verhandeln Beckers Anwälte mit dem deutschen Fiskus. Zu den Nachforderungen könnten noch Verzugszinsen in Millionenhöhe hinzukommen.
Sollte es zu einem Prozess kommen, könnte dem 34-jährigen Multimillionär Becker im Fall einer Verurteilung eine Freiheitsstrafe drohen. Steuerhinterziehung gilt unter Juristen nicht als Kavaliersdelikt und wird von den Gerichten unnachsichtig verfolgt. Der Vater von Beckers Tennis-Kollegin Steffi Graf, saß unter anderem wegen Steuerhinterziehung Monate lang im Gefängnis.
Becker kann sich wohl nicht freikaufen
Auch durch Nachzahlung von Steuern könnte sich Becker vermutlich nicht vor einem Prozess schützen. »Mit einer Nachzahlung kann man sich auf keinen Fall freikaufen«, hatte ein Experte der Münchner Steuerbehörden schon während des Ermittlungsverfahrens betont. Es könne jedoch zu einer geringeren Strafe kommen. Die Steuerfahnder sollen die Münchner Staatsanwaltschaft mit einem mehr als 300 Seiten dicken Bericht umfangreich munitioniert haben.
Auch Einkünfte sollen zur Sprache kommen
In einem Steuerprozess kommen auch die Einkünfte offen zur Sprache. Eine Offenlegung der Einkünfte aber hatte Becker, dessen Vermögen Anfang 2001 angeblich bei rund 200 Millionen Mark lag, bereits im Trennungsverfahren gegen Barbara Becker in Miami verhindern wollen. Deshalb einigte er sich damals außergerichtlich mit seiner Ehefrau über Unterhalt und Sorgerecht für die Söhne Gabriel und Elias Balthasar.