Verschlankte Monarchie Prinzessin Anne legt den Finger in die Wunde – Charles' Plan ist gescheitert

Prinzessin Anne ist die einzige Schwester von König Charles und bekannt für ihre klare Haltung
Prinzessin Anne ist die einzige Schwester von König Charles und bekannt für ihre klare Haltung
© Hannah Mckay / PA Wire / DPA
Sie macht nie viel Aufhebens um sich, doch gerade blicken alle auf Prinzessin Anne. Sie übt vor laufender Kamera Kritik an ihrem Bruder, König Charles. Recht hat sie!

Vor fünf, sechs Jahren kamen Gerüchte auf, dass der damalige Thronfolger Charles das Königshaus verschlanken wolle, wenn er Queen Elizabeth II. nachfolgt. Es hieß, dass die Dienste von Prinzessin Beatrice und Prinzessin Eugenie nicht gebraucht würden. Ihr Vater, Prinz Andrew, habe angeblich bei seiner Mutter und seinem älteren Bruder darum geworden, dass seine Töchter zu "working royals" gemacht würden. Aber das wurde nie umgesetzt, weil Charles angeblich sein Veto eingelegt hatte – zum Ärger seines Bruders. Und so mussten die Prinzessinnen weiterhin ihren Jobs nachgehen. Damals hatten die Windsors mit Herzogin Meghan ein neues Mitglied in ihren Reihen begrüßen können, die Zukunft schien gesichert. 

2023, im Jahr der Krönung von Charles III., sieht die Lage im britischen Königshaus ganz anders aus: schlecht.

Prinz Harry und Herzogin Meghan haben der Monarchie Goodbye gesagt und mit ihren Enthüllungen in einer Netflix-Doku und seiner Autobiografie in Bedrängnis gebracht. Prinz Andrew hat sich mit seiner Freundschaft mit dem verstorbenen Sexualstraftäter Jeffrey Epstein unmöglich gemacht. Queen Elizabeth II. und Prinz Philip sind tot. Sogar der König hat Probleme, standen doch Geldspenden, teilweise in Tüten überbracht, aus Katar und Russland im Schlaglicht. Charles' engster Vertrauter Michael Fawcett musste daraufhin seinen Hut nehmen, weil es hieß, er habe den Zugang zu seinem royalen Boss verkaufen wollen.

Prinzessin Anne repräsentiert die Krone am häufigsten

Bei all den Negativschlagzeilen, wer stützt das Königshaus? Fragt man die Öffentlichkeit, wird man oft die Namen von Prinz William und Prinzessin Kate hören, doch den Mammut-Anteil an Termin absolviert Jahr für Jahr Prinzessin Anne. Ähnlich wie ihre Mutter macht sie kein Aufhebens um ihre Person, es ist sogar eher zuwider. Mit stoischer Gelassenheit reist sie durchs Land und im Ausland, um die Krone zu repräsentieren. 214 Termine nahm sie 2022 wahr, Charles 181 und William "nur" 126. Die einzige Tochter des verstorbenen Königspaars wird vom Volk für ihr großes Engagement respektiert, geliebt wird sie für ihre klare Haltung.

Camilla Tominey vom "Telegraph" nannte sie einmal "no nonsense Prinzessin Anne" und diesem Spitznamen machte die 72-Jährige jetzt in einem neuen Interview alle Ehre. Angesprochen auf Charles' Wunsch nach einer verschlankten Monarchie, erwiderte Anne lachend: "Ich glaube, die Verschlankung wurde in einer Zeit angesprochen, als es hier noch mehr gab." Es sei damals ein "gerechtfertigter Einwurf" gewesen. "Es klingt nach keiner guten Idee, wenn ich es so betrachte. Ich weiß nicht, was wir noch mehr tun können", und klingt zum Schluss nachdenklich.

Ist Charles' Plan also gescheitert?

Es sieht ganz so aus. Denn neben ihm und Camilla, William und Kate, Anne und ihrem Gatten Tim Laurence sowie Prinz Edward und Herzogin Sophie gibt es aktuell keine "working royals". Doch die Aufgaben werden schwieriger, die Reichweite größer und die Repräsentanz in den entlegensten Teilen des Königreichs und des Commonwealth ebenfalls. Vor allem in der Karibik gibt es Völker, die nicht länger ein Staatsoberhaupt haben wollen, das tausende Kilometer entfernt ist. Es wird eine der größten Herausforderungen des neuen Königs sein, diese Nationen zu halten – und das funktioniert nur, wenn die Krone präsent ist.

Die Frage bleibt, wer diese Reisen antreten kann. Zuletzt war das Prinzenpaar von Wales und das Herzogpaar von Edinburgh auf die karibischen Inseln gereist. Mit Begeisterung wurden sie nicht von jedem empfangen. Die koloniale Geschichte muss und wird in den kommenden Jahren aufgearbeitet. Eine Entschuldigung blieben die Royals den Nachfahren der versklavten Menschen schuldig. Charismatische Vertreter der Windsors wie Harry und Meghan es waren, fehlen im dürren Königshaus. Beatrice und Eugenie können nun auch nicht mehr eingespannt werden. Beide haben kleine Kinder, Eugenie erwartet gerade ihr zweites Baby. 

Anne hat den Finger in die Wunde gelegt, auf ihre ganze eigene Art: Der Royal Family fehlen die arbeitenden Mitglieder. Sicherlich hat sie ihre Gedanken schon im Privaten mit ihrem Bruder geteilt. Es bleibt abzuwarten, wie der Monarch mit der Situation umgeht. Gleichzeitig wird sich Charles wohl auf niemanden derart verlassen können wie auf seine einzige Schwester. Im Gegensatz zu den Waleses und Edinburghs hat Anne keine Kinder mehr, die Betreuung brauchen. Sie wird eine starke Säule für die Monarchie bleiben – und eine Stimme der Vernunft.

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