Seit 2009 spielt Thomas Drechsel in der RTL-Serie "Gute Zeiten, schlechte Zeiten" die Rolle des Max Krüger, genannt "Tuner". Optisch hat sich der Schauspieler seitdem ziemlich verändert. Fast 30 Kilo leichter ist er geworden. Darüber hat der 31-Jährige ein Buch geschrieben. "Schwer in Ordnung. Gönn dir doch dein Glück" erscheint am 5. Oktober. Doch nicht nur äußerlich hat der 31-Jährige eine Verwandlung durchgemacht, wie er im Interview mit dem stern verrät.
Im Februar sind Sie schon zehn Jahre bei GZSZ. Hätten Sie das jemals gedacht, als Sie angefangen haben?
Überhaupt nicht. Ich hatte ja nur eine Tagesrolle und die war auf drei Monate begrenzt. Ich war ziemlich überrascht, dass sie mich in den Hauptcast aufgenommen haben. Ich dachte nur, das ist eine geile Chance. Ich komme ja aus einem sehr bodenständigen Elternhaus und war froh, dass ich dadurch ein regelmäßiges Einkommen habe. Ich glaube, ich würde auch nach GZSZ eine Tischlerlehre oder so machen und einem geregelten Beruf nachgehen.

Sie sind jetzt auch unter die Autoren gegangen. Wäre das nicht ein zweites Standbein?
Nein, ich sehe mich nicht als Autor. Mein Buch ist eine Biographie und eher auch ein kleiner Ratgeber. Ich will Leuten damit auch helfen. Deshalb auch der Titel "Gönn dir doch dein Glück“.
Was genau meinen Sie damit?
Dass jeder die Entscheidung treffen kann, glücklich zu sein. Dass man das Glück nicht draußen suchen soll, sondern es in uns selbst steckt. Wir haben immer die Wahl uns entweder zu ärgern oder aber uns zu fragen, wie wichtig ist das jetzt, dass ich mich darüber aufrege. Nehmen wir zum Beispiel einen Stau. Diesen Stau kann ich nicht ändern, da steh ich drin, aber ich kann zum Beispiel die Musik anmachen und mich auf bessere Gedanken bringen.

Sie haben fast 30 Kilo in nur drei Monaten abgenommen. Wie haben Sie das geschafft?
Es war eigentlich ganz easy. Zunächst habe ich den Alkohol weggelassen und ein bisschen auf die Ernährung geachtet, dann gingen schnell die ersten Kilos runter. Kein Wunder bei 106 Kilo. Um die zu halten, muss man täglich etwa 3500 Kalorien zu sich nehmen. Also reicht es, einfach weniger zu essen. Allerdings habe ich an den Wochenenden immer gesündigt und mir alles wieder drauf gefuttert. Also bin ich zu Weight Watchers und habe dort mit meiner Ernährungsberaterin einen Deal gemacht, einen Monat lang gar auf Alkohol und Süßigkeiten zu verzichten. Als der Monat um war und ich acht Kilo runter hatte, habe ich sie angerufen und gesagt, ich verlängere nochmal um zwei Monate. Am Ende war ich bei 72 Kilo, das war selbst mir zu dünn. Aber man schwimmt dann auf einer Erfolgswelle und will immer weitermachen. Jetzt hat sich mein Gewicht bei 79, 80 Kilo eingependelt und ich bin damit sehr zufrieden.
Sind Sie wegen ihres Gewichts gemobbt worden?
Nein. Es gab vielleicht mal ein oder zwei Sprüche, die mich getroffen haben, aber eigentlich war immer alles cool. Einmal hab ich mit Fans ein Selfie gemacht und beim Weggehen murmelten die was von wegen "der sieht ja aus wie Dirk Bach", das hat mich schon getroffen. Aber eigentlich war mein Gewicht für mich immer in Ordnung.
Was war dann der Auslöser?
Nachdem ich in GZSZ einen Herzkranken spielte, bekam ich tatsächlich ein Stechen im Herzen. Zum Glück stellte sich heraus, dass es nur muskuläre Rückenschmerzen sind, aber das, was mir meine Ärztin in Aussicht gestellt hat, klang gar nicht gut. Sie sagte: Herr Drechsel, Sie sind übergewichtig. Wenn sie dagegen nichts tun, müssen Sie in den nächsten Jahren mit Schlaganfällen und Diabetes rechnen. Was für ein Horror. Von meinem Zivildienst kannte ich das Krankheitsbild. Meine Oma hatte Diabetes. Ich erinnere mich, als ich fünf Jahre alt war, hatte sie auf mich aufgepasst und lag plötzlich auf der Couch und hatte einen Zuckerschock. Ich bin in Panik durchs ganze Haus gerannt und habe bei den Nachbarn geklingelt. Einer hat dann den Notarzt gerufen. Das hat mir Angst gemacht. Und ich wollte auf keinen Fall, dass mir das auch passiert.
Wie waren die Reaktionen auf ihre Gewichtsreduktion?
Die ersten fünf Kilo sieht keiner. Ab sieben oder acht Kilo fragen Freunde schon mal, was ist denn da los? Und bei 15 Kilo hörte ich nur "Wow" und es gab viele Komplimente.

Hatte die Veränderung einen Einfluss auf ihre Rolle?
Nein, gar nicht. Ich hatte es den Produzenten auch bewusst verschwiegen, weil ich Angst hatte, dass ich das nicht durchziehe. Als ich dann um einige Kilos leichter war, bin ich ins Produktionsbüro und habe gefragt, wie sie mich so finden und ob sie das mögen. Alle haben gesagt: "Siehst super aus, bleib so!". In der Serie wurde das nicht wirklich thematisiert, ich erwähne höchstens hier und da mal, dass ich auf meine Werte achten muss, weil Tuner in der Serie ja ein Spenderherz hat.
Bewegen Sie sich jetzt "leichter" vor der Kamera?
Ja, viel agiler. Man ist auch nicht mehr so plump und hat eine bessere Ausstrahlung.
Was hat sich sonst noch für Sie verändert, seit Sie abgenommen haben?
Vorher ging es viel darum, sich abzulenken. Durch Partys, Alkohol oder eben Essen. Jetzt bin ich auch mal gern alleine. Ich bin auch viel tatkräftiger geworden. Ich schiebe keine Dinge mehr vor mir her, sondern gehe alles sofort an und lebe den Tag viel bewusster. Ich fahre Fahrrad, male ab und zu und habe mir gerade eine Gitarre gekauft. Früher war ich schnell unzufrieden und habe mich geärgert, wenn etwas nicht so lief. Seit ich Yoga mache bin ich viel ruhiger und gelassener geworden. Mit Yoga habe ich eigentlich nur angefangen, um beweglicher zu werden. Doch dadurch bin ich auch zur Meditation gekommen und habe mich mehr mit mir selbst beschäftigt. Ich glaube, darin liegt auch das Geheimnis zum Glücklichsein. Man sollte mehr auf sich achten und darauf, was für einen selbst wichtig ist und was einem gut tut.

Und was tut Ihnen gut?
Eine sehr gute Frage. Ich versuche, glücklich zu sein. Ich versuche, mich von materiellen Dingen zu lösen und den Unmut der anderen nicht mehr auf mich zu nehmen. Ich versuche, mich quasi so zu behandeln, wie meinen besten Freund.
Was raten Sie anderen, die ebenfalls abnehmen wollen?
Das Ziel nicht so hoch zu stecken. Nicht gleich 40 Kilo abnehmen zu wollen, sondern fünf. Der Wille ist das Wichtigste. Denn wenn es ein Kampf ist, dann hast du schon verloren.
Verzichten Sie jetzt eigentlich auf ihr Lieblingsessen?
Nein. Das war und ist noch immer Jägerschnitzel. Und zwar die Ost-Variante. Panierte Jagdwurst mit Tomatensauce und Spirelli-Nudeln. Das hab ich schon als Kind gerne gegessen. Und das gönne ich mir auch hin und wieder.
Würden Sie für eine Rolle auch wieder zunehmen?
Ja. Ich weiß ja jetzt, wie es geht, wieder abzunehmen.