Alles begann im Sommer 2001 mit der Hochzeit des norwegischen Kronprinzen Haakon und seiner bürgerlichen Braut Mette-Marit Tjessem Höiby. Und ein Ende ist noch nicht abzusehen. Für traditionsbewusste Royalisten schon fast niederschmetternd fallen die immer deutlicher werdenden Tendenzen bei der Partnerwahl aus. Kaum noch einer der diversen Kronprinzessinnen und Kronprinzen aus London, Madrid, Kopenhagen, Stockholm, Den Haag und Brüssel taucht bei offiziellen Anlässen mit blaublütigen Partnern auf - schon gar nicht vor dem Traualtar.
Vor allem das damalige Brautpaar selbst verkörperte den augenscheinlichen Wunsch manch kommender Könige und Königinnen, möglichst überhaupt nicht aufzufallen. Haakon und Mette-Marit ließen für den Polterabend ein nicht unbedingt prangendes Zelt hinter dem auch eher bescheidenen elterlichen Wohnsitz Skaugum aufstellen und den knapp 100 Gästen Bier sowie Grillhappen kredenzen. Das passte zum Begriff "Ikea-Monarchie", auf die das Thronfolgerpaar nach Meinung mancher Spötter in Skandinavien zusteuert.
Ungezwungene Gartenparty
Dieses Ambiente, zu dem auch die Friseuse Linda Taanevik als Mette-Marits beste Freundin und Brautjungfer gehörte, schien dem britischen Prinz Edward und seiner Ehefrau Sophie Rhys-Jones wenig zuzusagen. Die beiden verließen als erste Gäste überhaupt den Polterabend von Haakon und Mette-Marit in Richtung des streng von der Öffentlichkeit abgeschirmten Grand Hotels. Dabei musste die ausgeprägt geschäftstüchtige PR-Managerin Rhys-Jones von Queen Elizabeth II. bereits wegen rücksichtsloser geschäftlicher Ausbeutung ihres per Heirat ergatterten Status zurückgepfiffen werden.
Ansonsten ging die Partnerwahl angehender europäischer Könige oft eher in Richtung Model. Spaniens Kronprinz Felipe kam 2001 zum Polterabend noch mit der Norwegerin Eva Sannum, die sich nicht alle Spanier als Kronprinzessin und später Königin vorstellen konnten, weil sie auch schon in Reizwäsche über Laufstege gewandelt war. Inzwischen liebt er zwar weiterhin bürgerlich, doch seine Auserwählte ist immerhin Journalistin. Kollege Frederik, Kronprinz von Dänemark, hatte schon mehrere feste Freundinnen aus der Show-Branche, biss aber mit diesbezüglichen Eheplänen auf Granit bei Mutter und Königin Margrethe. Die nickte erst im Oktober 2003, als Frederik sich mit der australischen Juristin Mary Donaldson verlobte.
Mal mit Skandal, mal ohne - aber immer bürgerlich
Haakons Schwester Prinzessin Märtha Louise bescherte den Norwegern im Gegensatz zu Bruder Haakon schon immer überwiegend extravagante Schlagzeilen bei der Partnerwahl. Nach einer Affäre mit ihrem holländischen Reitlehrer hat die kurzhaarige Prinzessin 2002 ihren umstrittenen Landsmann Ari Behn geheiratet, der im Fernsehen Prostituierte beim Kokain-Schnupfen präsentierte und wegen seines "halbseidenen" Rufs bei König Harald und Königin Sonja nicht unbedingt auf Begeisterung stieß.
Schwedens Kronprinzessin Victoria und ihre jüngere Schwester Prinzessin Madeleine schmieden zwar weiterhin noch keine öffentlichen Ehepläne, haben jedoch auch beide bürgerliche Männer an ihrer Seite. Beim Fürstennachwuchs in Monaco aus ging es sowieso schon immer etwas skandallastiger zu. Vor allem die Schwestern Caroline und Stephanie lieferten immer wieder Schlagzeilen - Caroline durch die Eheschließung mit dem zwar hochadligen, aber streitlustigen Ernst August Prinz von Hannover, Stephanie erst durch ihre Beziehung zum Schweizer Zirkusdirektor Franco Knie und danach durch ihre Hochzeit mit einem seiner Artisten.
Doppelt blaublütige Ausnahme: Belgien
Ganz anders umstritten war die Partnerwahl des niederländischen Thronfolgers Willem-Alexander. Der Vater seiner Ehefrau Maxima war in Argentinien Mitglied der Regierung in der Zeit der Militärjunta 1976 bis 1983 und wird für das Verschwinden tausender politisch Verfolgter mitverantwortlich gemacht. Zur Hochzeit seiner Tochter mit dem Oranier-Prinz war er als Gast nicht erwünscht - Maxima selbst allerdings wird von den Niederländern nicht erst seit Geburt einer Folge-Thronfolgerin heiß geliebt.
Harte Kost für Freunde einer heilen blaublütigen Welt. Trost bietet eigentlich nur das belgische Königshaus: Kronprinz Philippe und Prinzessin Mathilde haben inzwischen zwei Kinder, nachdem das Paar im Dezember 1999 geheiratet hatte. Und - wer hätte das gedacht - Mathilde entstammt einer adligen Familie.