Fünf Jahre lang moderierte die Neubrandenburgerin die 'heute'-Nachrichten um 19 Uhr. Doch dann verschwand die studierte Wirtschaftswissenschaftlerin plötzlich von dem angestammten SendeplatzZur Person :
Katrin Müller im Studio ihres Verbrauchermagazins 'Volle Kanne, Susanne'; von Januar an soll die Sendezeit ausgedehnt werden. Den Wechsel hinter die Kamera hat die 35-Jährige, die mit ihrem Sohn Tilman, 11, in Frankfurt lebt, nie bereut
STERN: Es war ein Freitag im August. Sie lächelten in die Kamera und sagten: 'Und nun sag' ich tschüs.' Ihr schwerster Satz in fünf Jahren 'heute'?
MÜLLER: Nein. Diesen Satz hatte ich ja schon zwei Jahre lang mit mir herumgetragen. Nachdem ich im Laufe der Zeit so ziemlich jeden Redaktionsjob gemacht hatte, wollte ich leitende Aufgaben übernehmen. Ich finde es halt viel spannender, am Lichtschalter zu sitzen, als im Lichtkegel zu stehen.
STERN: Beim ZDF hieß es damals knapp, Sie seien 'auf eigenen Wunsch' gegangen. Solche Sätze sind selten freundlich gemeint.
MÜLLER: Das ist richtig, aber in meinem Fall darf man das ruhig wörtlich verstehen.
STERN: Sie haben 1993 mit platinblonder Mähne angefangen und sich dann allmählich in eine kurz geschnittene Brünette verwandelt. Haben Sie Ihrem Intendanten zu viel zugemutet?
MÜLLER: Ach, Sie haben den 'taz'-Artikel gelesen... Der Autor vermutete damals, dass ich mit dieser 'taffen' Kurzhaarfrisur eine zu starke Herausforderung war.
STERN: Und, waren Sie?
MÜLLER: Nein. Meine kurzen Haare kamen beim Publikum gut an und hatten übrigens eine rein praktische Bedeutung. Wenn Sie um viertel vor sieben Moderationen umschreiben sollen, können Sie sich nicht noch stundenlang Locken drehen lassen.
STERN: Bevor Sie bei 'heute' ausschieden, war Brigitte Bastgen, ebenfalls dunkel-haarig, ins Vorabendprogramm versetzt worden. Um 19 Uhr moderiert jetzt Petra Gerster, und die ist - wie die Damen Berghoff, Christiansen und Herman - blond. Gibt es eine Farbenlehre für Nachrichtensprecherinnen?
MÜLLER: Es stimmt schon, dass blonde Haare einen Sympathiebonus mit sich bringen. Blond geht gut.
STERN: Haben Sie sich mal als Quoten-Ossie gefühlt?
MÜLLER: Die Frage kommt öfter. Aber wenn ich nicht Leistung gebracht hätte, hätte man mich bestimmt nicht zu 'heute' geholt und über Jahre hinweg 'ertragen'.
STERN: Sind Sie denn manchmal schwer erträglich?
MÜLLER: Ach, nee. In einer Studie wurden wir vier 'heute'-Moderatoren - damals noch Brigitte Bastgen, Claus Seibel, Peter Hahne und ich - getestet. Da lag ich vorn.
STERN: Trotzdem haben Sie lieber das Verbrauchermagazin 'Volle Kanne, Susanne' entwickelt, das im Vormittagsprogramm läuft. Sind Sie volle Kanne zufrieden mit Ihrem neuen Job?
MÜLLER: Mir macht's Spaß, und der Erfolg gibt uns Recht. Der Vorläufer hatte gerade mal fünf Prozent Marktanteil, wir sind jetzt bei zwölf Prozent angekommen. Von Januar an werden wir die Sendung auf eine volle Stunde verlängern.
STERN: Sie sind alleinerziehende Mutter eines elfjährigen Sohnes. Was hat das für Ihre Karriere bedeutet?
MÜLLER: Man wird pragmatisch. Wer für ein Kind verantwortlich ist, verzettelt sich nicht. Ich brauche wahrscheinlich weniger Zeit, um Dinge auf die Beine zu stellen. Außerdem lebe ich seit vielen Jah-ren auch mit einem wunderbaren Mann zusammen - er und meine Eltern unterstützen mich, so gut sie können.
STERN: Stört es Sie, beim Einkaufsbummel erkannt zu werden?
MÜLLER: In einem begrenzten Umfang finde ich das okay. Aber ich bin mal im Urlaub in der Sauna angesprochen worden: 'Ach, Frau Müller, Sie gehen auch in die Sauna?' Worauf ich sagte: 'Na, nun nicht mehr ...'
STERN: Als Blauer Engel - wie Ihre frühere Kollegin Susan Stahnke - würden Sie sich nicht bewundern wollen?
MÜLLER: Never!