Es fühlt sich an, als würde man einem Kaninchen eine Wurzel vor die Nase halten, wenn man einen emotional distanzierten Partner hat. Der Mangel an Nähe und Intimität, oder auch die Verschlossenheit, wenn es um die Gedanken und Probleme des Gegenübers geht, rauben dem Partner, der Nähe sucht, viel Kraft. Häufig genug kommt es in Partnerschaften, bei denen das Thema Nähe sehr große Unterschiede aufweist, zu Konflikten.
Es gibt Phasen im Leben, da kann ein jeder emotional distanziert sein, aufgrund von zu viel Stress. Doch manche Menschen weisen diese Verhaltensweise grundsätzlich auf. Die Konsequenz ist oftmals, dass man sich das Hirn zermartert, was los ist, ob man noch geliebt wird oder etwas falsch gemacht hat. Sollte die emotionale Distanz jedoch nicht auf eine stressige Lebensphase zurückzuführen, sondern im Charakter verankert sein, so liegen dem oftmals folgenden Merkmale zugrunde:
- Man leidet unter geringem Selbstwertgefühl
- Ein ambivalentes Verhalten
- Schlechte Zuhörerfähigkeit
- Die Beziehung ist in vielen Strecken sehr herausfordernd
- Sich nicht emotional öffnen können
- Probleme mit körperlicher und/oder sexueller Nähe
Warum ist ein Partner in der Beziehung emotional distanziert?
Die Gründe für die gefühlte emotionale und manchmal sogar körperlich merkbare Distanz des Partners können vielfältig sein. Bei manchen Menschen sind Bindungstraumata in der Kindheit dafür verantwortlich, auch im Erwachsenenalter Probleme mit Nähe zu entwickeln. Aber auch Erfahrungswerte, wie eine vorhergegangene toxische Beziehung mit ungesunden Beziehungsmustern kann sich zu einer Bindungsstörung im weiteren Beziehungsleben entwickeln.
Die häufigsten Gründe für schwindende emotionale Distanz hat das Magazin "Psychology Today" wie folgt zusammengefasst:
- Me-Time: Manchmal braucht man einfach Zeit für sich alleine, was mit dem Partner gar nichts zu tun hat. Häufig wird ein derartiges Verhalten in einer Partnerschaft mit emotionalem Abkapseln verwechselt.
- Die Liebe könnte schwinden und nicht mehr ausreichend sein, um die gleiche Nähe wie vorher zuzulassen.
- Es können aber auch ungesunde Machtspiele eine Grundlage der emotionalen Distanz sein. Ein Partner entzieht sich mehr oder weniger bewusst, sodass der andere um seine Aufmerksamkeit ringt und buhlt – das wiederum füttert das Ego des distanzierten Partners. Diese Struktur ist vor allem bei Menschen mit narzisstischen Persönlichkeitszügen zu finden.
- Bindungsgestörte Ansätze, die tiefer in der Psyche verankert sind
Natürlich können einer empfundenen emotionalen Distanz auch einfach unterschiedliche Nähebedürfnisse zugrunde liegen, die nicht durch Trauma oder Stress ausgelöst wurden. In einer Beziehung sollte es daher immer Raum geben, Probleme und Wünsche nach Veränderung anzusprechen. In einem ruhigen Gespräch mit Ich-Formulierungen wie: "Ich empfinde, dass du in letzter Zeit weniger Nähe zulässt. Ist das so oder irre ich mich und wenn ja, warum?" lässt man dem Gegenüber die Chance sich zu erklären. In einem Gespräch kann man ebenfalls herausfinden, ob es sich um eine aktuell stressige Lebensphase handelt, der andere generell nicht das Bedürfnis nach mehr Nähe hat oder ob doch ein tief gehender Hintergrund dafür verantwortlich ist.
Die Gründe gemeinsam herauszufinden ist auch dahingehend wichtig, um für sich selbst zu entscheiden, ob dieser Zustand der emotionalen Distanz temporär zu sein scheint oder ob man die Entscheidung treffen muss, die Beziehung mit einem emotional distanzieren Partner weiterzuführen. Sollte jemand ein ganz anderes Bedürfnis nach Nähe haben, wird dieses Problem kaum lösbar sein, die Frage ist dann, ob man sich damit arrangieren kann und möchte.
Quellen: Psychology Today, Regain, Psychology Today - 2, Lovetopivot, GQ
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