Keanu Reeves ist ein Action-Star, aber ganz anders gestrickt als Muskelmänner wie Stallone und Schwarzenegger. Der rasante Actionthriller "Speed" machte ihn und Sandra Bullock Mitte der 1990er Jahr zu Hollywoods neuen Stars. Da war Reeves gerade 30 Jahre alt. Am Dienstag wird der Schauspieler 50; kein Grund, das Genre zu wechseln. Szenen in Action-Filmen fielen ihm damit nicht schwerer, sagte er im Januar. "Was man an Energie verliert, gewinnt man an Handwerk und Effektivität", versicherte Reeves.
Damals machte der Schauspieler gerade Werbung für den Fantasy-Samurai-Film 47 Ronin, der im Japan des 18. Jahrhunderts spielt. Asiatische Kultur und Kampfkunst habe ihn schon als kleinen Jungen fasziniert, sagte Reeves. "Ich habe Kung Fu-Filme angeschaut und Samurai-Filme, ich liebe die Küche und interessiere mich für Konfuzius, Zen und so weiter".
Neo machte ihn weltberühmt
Auch sein im März angelaufenes Regie-Debüt "Man Of Tai Chi" dreht sich um die fernöstliche Martial-Arts-Kunst. Mit dem chinesischen Hauptdarsteller Tiger Hu Chen - damals noch Stuntman und Kampfsporttrainer - hat er bereits bei "Matrix" zusammengearbeitet. Es geht um illegale Kämpfe, bei denen die Verlierer sterben. Reeves selbst spielt einen skrupellosen Geschäftsmann, der durch Wetteinsätze reich wird. Als Auftragskiller schlägt er bei seinem nächsten Action-Einsatz zu. "John Wick" soll im Januar in den deutschen Kinos anlaufen, gefolgt von dem Psychothriller "Knock Knock" im kommenden März.
Keine andere Rolle machte ihn jedoch so berühmt wie Neo aus der dreiteiligen "Matrix"-Serie (1999 bis 2003). In dem Science-Fiction-Thriller spielt er den nachdenklichen Kickbox-Kämpfer, der mit übermenschlichen Kräften die von Maschinen versklavte Menschheit retten soll.
Keanu bedeutet "kühle Brise"
In seiner Action-lastigen Hollywood-Karriere hat Reeves aber häufig bewiesen, dass er auch anders kann. Geboren wurde er im Libanon als Sohn einer englischen Modedesignerin und eines Geologen chinesisch-hawaiischer Abstammung. Der Vorname Keanu bedeutet auf Hawaiianisch "kühle Brise". Er wuchs in Kanada auf, spielte früh Theater und zog in den 1980er Jahren nach Los Angeles um. Zu seinen ersten Filmen zählten die Komödie "Bill und Teds verrückte Reise durch die Zeit" und der Kostümstreifen "Gefährliche Liebschaften".
In dem Independent-Film "My Private Idaho" spielte er unter der Regie von Gus van Sant einen Strichjungen. Kenneth Branagh holte ihn für die Shakespeare-Verfilmung "Viel Lärm um nichts" vor die Kamera. Regisseurin Kathryn Bigelow gab ihm 1991 die erste Action-Rolle. In "Point Break - Gefährliche Brandung" mimt er einen Undercover-Agenten, der in die Surferszene eingeschleust wird.
Auch Romantik im Repertoire
Oft spielt er Einzelgänger, als solcher gilt er auch, wenn er nicht vor der Kamera steht. Über sein Privatleben spricht er kaum. Auf der Leinwand hat sich Reeves aber schon häufiger als Verführer bewiesen. Mit "Speed"-Partnerin Sandra Bullock war er 2006 in der romantischen Komödie "Das Haus am See" zu sehen. Als Arzt in der Romanze "Was das Herz begehrt" erlag er 2004 dem Charme der deutlich älteren Diane Keaton.
Mit der Dokumentation "Side by Side" lieferte Reeves 2012 eine ungewöhnliche Liebeserklärung an das Kino ab. Als Produzent und Interviewer geht er darin der Frage nach, welche Auswirkungen die digitale Revolution auf den herkömmlichen Film hat. Mit Regisseur Chris Kenneally befragte er Kinolegenden wie Martin Scorsese, David Lynch, George Lucas, James Cameron, Steven Soderbergh und Lars von Trier. Bei der Berlinale-Premiere 2012 wurde "Side by Side" mit viel Beifall belohnt.