Sportlich, alltagstauglich und bequem war die Mode aus Michael Michalsky erster Kollektion, die im Juni 2007 unter dem Label "Mitch & Co." die Tchibo-Filialen füllte. Das verkaufte sich ganz gut. Allerdings, und das mag so keiner sagen, weil es moderate Ware zu moderaten Preisen war. Und nicht weil der Name Michalsky auf dem Schild stand. Den, und das ist der Unterschied zu Karl Lagerfelds oder Roberto Cavallis Kollektionen bei H&M, kannte vorher nämlich kein Mensch. Zudem war der Ausflug in die Massenware eine einmalige Aktion von Lagerfeld, Cavalli, Viktor & Rolf und Stella McCartney. Michalsky hingegen hat sich für mindestens zwei Jahre, also noch bis Ende 2009 zu einer Kooperation mit Tchibo verpflichtet – und das, bevor er mit seinem eigenen Label eine größere Bekanntheit erlangte. Mit Michael Michalsky assoziiert die Mehrheit die Marke "Mitch & Co" und die ist wiederum unweigerlich an Tchibo geknüpft.
Nun möchte Tchibo aber nicht mehr der nette Laden von Nebenan sein, sondern will sich bis 2010 zu einer Art Kaufhaus umwandeln. Umkleidkabinen, Lesecke, riesige Schaufenster, das komplette Paket. Da kommt ein Edelschneider wie Michalsky gerade recht. Nur ist Tchibo, und das hat Michalsky mit seiner zweiten Kollektion am eigenen Leib erfahren müssen, nicht der Ort für Originelles. Seine Bade- und Abendmode entpuppte sich als Ladenhüter. Back to Basic lautet deshalb die Devise und man besinnt sich bei der vierten Kollektion auf das, was im letzten Frühjahr gut verkaufte: Boxershorts, Baumwollshirts und Baggypants. Kein Risiko mehr, denn die durchschnittliche Tchibo-Käuferin ist 49 Jahre alt und hat offensichtlich keine Lust auf Experimente. Bei Tchibo kauft man gute und günstige Alltagsgegenstände. Keine exklusive Designermode. Die verantwortet Michalsky mit seinen drei Edel-Kollektionen "Michalsky", "M-Michalsky" und "Michamic".
Bevor er 2006 sein eigenes Label gründete, absolvierte Michalsky verschiedene Jobs: Er hat Levis geprägt, Adidas aufgepeppt und MCM wiederbelebt. Die Rolle des Retters scheint ihm also zu liegen und so wird Michalsky weiterhin sein Glück beim Kaffeeröster Tchibo suchen. Pünktlich im Jahr 2007 kam er zu dem Hamburger Handelskonzern, um auszubügeln, was 2006 alles schief gelaufen war. Der Umsatz fiel 2006 unter vier Milliarden Euro, Vorwürfe der Arbeits- und Menschenrechtsverletzungen wurden laut. Das soll nun alles Schnee von gestern sein: schöner, edler, größer will man werden. Mit dem Sanieren, das kann man ihm zugute halten, kennt sich Michalsky aus. Er fädelte Kooperationen mit Stella McCartney und Yohji Yamamoto ein, als er noch Kreativchef bei Adidas war und bewahrte die abgehalfterte Münchner Modemarke MCM vor dem Aus.
Sonst bestehen zwischen Tchibo und Michalsky wenige Gemeinsamkeiten. Der leicht angestaubte Kaffeeriese feiert im kommenden Jahr sechzigsten Geburtstag, Michalsky ist vor Kurzem 40 geworden. Eine Tchibo-Filiale gibt es an fast jeder Ecke, dort kauft man Massenware zum günstigen Preis. Michalsky hingegen zeigt seine Mode auf der Berlin Fashion Week und verkauft in ausgewählten Läden wie dem Quartier 206 in Berlin. Wie geht das also zusammen? Edelröster und Edelschneider.
Am Ende bleibt die Kooperation zwischen Tchibo und Michalsky eine ziemlich undurchsichtige Mischung, denn Michalsky läuft Gefahr, als Designer von Tchibo abgestempelt zu werden, statt sich als kreativer Couturier zu profilieren, der er eigentlich sein könnte. Und Tchibo bleibt nun mal seit fast 60 Jahren ein Kaffeeröster. Da hilft kein Designerbesteck und keine Markenmode.