Bei Uhren-Enthusiasten saß der Schock Anfang des Jahres tief – die schweizer Manufaktur Patek Philippe hatte die Drei-Zeiger-Uhr Nautilus 5711 eingestellt und damit eine Ikone der Uhrmacherkunst. Die Preise schossen in ungeahnte Höhen. Nun präsentierte Patek in gewohnter Gelassenheit den Nachfolger: die Nautilus 5811/1G. Das "G" steht für "Weißgold", eine Stahl-Version gibt es tatsächlich nicht mehr.
Die Uhr kommt mit wenigen, teils sehr subtilen Veränderungen. Das klassische Design aus der Feder von Gérald Genta bleibt unverändert. Das Zifferblatt ist in dunklem Blau gehalten, bietet ein Sonnenschliff-Dekor und läuft zu den Seiten schwarz aus.
Etwas größer, im Kern aber gleich
Das Gehäuse ist etwas größer und misst 41 Millimeter in der Diagonale. Patek Philippe gibt an, dass das Gehäuse aus nur zwei Teilen gefertigt ist. Das Vormodell mit Nummer 5711 bestand aus drei Teilen, die Reduzierung ist eine Annäherung an das Original aus den Siebzigern. Auf der Rückseite gibt ein Saphirglas den Blick auf das Werk frei.
Hier zeigt sich Patek Philippe nicht sonderlich kreativ und setzt auf das hauseigene Werk Nummer "26-330 S C" mit einer vergleichsweise geringen Gangreserve von 45 Stunden. Das Werk befindet sich auch schon in den Stahl-Versionen, die Patek nicht länger herstellt.
Wer die Uhr trotz des stolzen Preises von 68.620 Euro wirklich trägt, wird sich über die neue Faltschließe freuen, die erstmals auch verlängerbar ist. Besonders bei starken Temperaturschwankungen ist das eine Wohltat.
Mit Stahluhren könnte Patek "niemals überleben"
Für Patek Philippe ist es eine bewusste Entscheidung gewesen, die Nautilus nicht länger aus Stahl zu fertigen, verriet Firmenchef Thierry Stern in einem Interview mit der "Neuen Zürcher Zeitung". Er sei überzeugt, dass Patek "nicht zu viele Stahluhren herstellen sollte", heißt es.
Als Grund nennt er die vergleichsweise geringen Margen, die sich durch den Verkauf von Stahluhren ergeben. Die 2400 Mitarbeitenden der Manufaktur könnten "niemals überleben", würde man vollständig auf Stahl setzen. Eine Preiserhöhung auf das Level der aktuellen Marktpreise sei aber keine Lösung für Stern – auch wenn er die Nautilus sicherlich für das Doppelte verkaufen könnte. Das sei "nicht die Art von Patek", erklärt der Firmeninhaber.
Mit einer "günstigeren" Stahl-Version sollte man also zunächst nicht rechnen. Das bedeutet auch, dass der Spekulation mit der Stahl-Nautilus 5711 weiterhin keine Grenzen gesetzt sind – auch wenn es seltsam wirkt, mehr Geld für Stahl zu bezahlen, wenn theoretisch für günstigere Preise ein Gold-Modell zu haben ist. Die Uhren, die bei Erscheinen zu Preisen um 30.000 Euro erhältlich waren, kosten heute zwischen 100.000 und 180.000 Euro, je nach Zustand, Farbe und Lieferumfang.
Mit ähnlichen Preissprüngen dürfte auch bei der 5811 zu rechnen sein. Im Interview mit der "NZZ" spricht Stern davon, dass es der Plan sei, "dass jeder Händler mindestens ein Stück pro Jahr erhält". Allzu viele offizielle Verkaufsstellen für Patek Philippe gibt es aber nicht – somit ist auch die zu erwartende Produktion überschaubar. Insgesamt, so heißt es, verlassen jährlich nur 68.000 Uhren das Werk.