So schlimm das Schicksal von Elias Hashimi auch ist, so überwältigend ist auch die Welle der Hilfsbereitschaft, die ihm und seiner Familie derzeit wiederfährt. Der 28-Jährige hatte in Thailand einen schlimmen Autounfall. Zwei Tage lang lag der Informatik-Student aus dem Raum Frankfurt im Koma, im örtlichen Krankenhaus unter katastrophalen hygienischen Bedingungen. Um die Arztkosten und den Rücktransport nach Deutschland zu bezahlen, startete seine Familie einen Spendenaufruf. Mehr als 6000 Einzelspenden sind bislang auf "Go Fund Me" eingegangen und mehr als 150.000 Euro auf diese Weise zusammenkommen. Und das alles in nur fünf Tagen. Ein Rekord, wie die Online-Spendenplattform mitteilt.
Elias ist mit zwei Freunden im Thailand-Urlaub. Am 18. September fahren sie mit dem Auto durch die ländlichen Gebiete Thailands in Richtung Bangkok, um dort den Flieger nach Deutschland zu nehmen. Elias sitzt auf dem Rücksitz, als der Fahrer in einen Sekundenschlaf fällt. Mit Tempo 120 kracht der Wagen gegen die Leitplanke einer Brücke und stürzt 20 Meter in die Tiefe. Erst knapp drei Stunden später gelingt es der Feuerwehr, die Männer schwer verletzt aus dem völlig zerstörten Auto zu befreien. In einem nahe gelegenem Krankenhaus werden sie operiert.

"Wir sahen, wie Käfer und Ungeziefer auf seinen Wunden rumliefen"
Elias trifft es laut Aussage seines Bruders Mohamed am härtesten. "Er hatte diverse innere Blutungen und – was bis dahin noch niemand wusste – eine Fraktur an der Wirbelsäule", erklärt er. "Bei den folgenden Operationen wurde ihm die Milz und ein Teil seines Darms entfernt. Die Blutungen hörten jedoch nicht auf und er musste mehrmals wieder unter das Messer."
Elias fällt in ein Koma. Als er aufwacht, liegt er mit 20 anderen Patienten in einem Zimmer. "Wir sahen, wie Käfer und Ungeziefer in seinem Bett und auf seinen Wunden rumliefen. Es war ein Bild, das man sonst nur aus Horrorfilmen kennt", so Mohamed. Unter diesen schrecklichen hygienischen Bedingungen entzünden sich Wunden und sogar Organe. Elias erleidet zudem eine Blutvergiftung. Er bittet seine Familie, ihn in ein anderes Krankenhaus zu bringen.

Bruder von Elias startet "Go Fund Me"-Kampagne
In einer Privatklinik in Bangkok wird er notoperiert. Doch auch die dortige Weiterbehandlung hat ihren Preis. Rund 100.000 Euro haben die Behandlungskosten bereits verschlungen. Die Familie bezahlte bislang alles aus eigener Tasche. Auch Freunde halfen. Doch für den Rücktransport und eine weitere OP fehlt das Geld. "Wir haben auch bei der Krankenkasse, der Deutschen Botschaft und dem Auswärtige Amt versucht, Hilfe zu bekommen. Aber das Problem ist, dass Elias keine Auslandskrankenversicherung abgeschlossen hatte."
Deshalb startete der 30-Jährige einen Spendenaufruf auf "Go Fund Me". "Der Krankenhausaufenthalt kostet jeden Tag rund 2500 Euro", erzählt er dem stern. Auch die Insulinspritzen, die Elias wegen seiner Diabeteserkrankung jeden Tag benötigt, kosten extra. Insgesamt 150.000 Euro sind nötig, um die weiteren Kosten zu tragen und Elias mit einem mit einem medizinisch ausgestatteten Flugzeug nach Hause zu bringen. Vorher benötigt er jedoch noch eine Operation, da beim Transport durch die verletzte Wirbelsäule die Gefahr einer Lähmung bestünde.

Die Resonsanz auf den Spendenaufruf ist enorm. In nur wenigen Tagen bricht eine echte Spendenflut los. Mit Kool Savas, Haftbefehl und Darsteller und Party-DJ Jan Leyk, die selbst spenden und den Aufruf auf ihren Social-Media-Kanälen teilen, bekommt die Familie prominente Unterstützung. Die Spendenaktion ist bislang die größte deutsche "Go Fund Me"-Kampagne aller Zeiten. Für Elias Bruder Mohamed ein absoluter Wahnsinn: "Ich bin jedem aus tiefstem Herzen dankbar und möchte auch im Namen von Elias und meiner Familie für die Unterstützung, die Hilfe und den Einsatz, der uns widerfahren ist, danken. Ich bin froh zu sehen, dass es so viele gute Menschen gibt."
Derzeit ist Elias auf dem Weg der Besserung. "Die Infektion heilt langsam", so Mohamed. Die Ärzte glauben, dass er bereits Ende dieser Woche operiert werden kann. "Allerdings haben wir noch nicht entschieden, ob wir die Operation vor Ort machen lassen oder ihn vorher nach Deutschland bringen. Sein größter Wunsch ist es natürlich, so schnell wie möglich nach Hause zu kommen."
Damit anderen Menschen ein ähnliches Schicksal erspart bleibt, möchte Mohamed noch eine Botschaft loswerden: "Ich kann nur jedem raten, eine Auslandskrankenversicherung abzuschließen und kein Auto zu fahren, wenn man müde ist. Es kann so schnell etwas passieren."
