Der Kasseler Bergpark Wilhelmshöhe ist als Deutschlands 38. Kultur- und Naturstätte ins Welterbe aufgenommen worden. Das UNESCO-Komitee in Phnom Penh würdigte das Gartenensemble am Sonntag als "einzigartiges barockes Gesamtkunstwerk aus Kunst, Technik und Architektur". Ebenfalls erfolgreich waren Japans majestätischer Berg Fuji, die Villen und Gärten der Medici rund um Florenz, die sandigen Weiten der Namib-Wüste und eine mittelalterliche Königsstadt in Nordkorea.
Der Kasseler Bergpark Wilhelmshöhe ist mit 240 Hektar der größte seiner Art in ganz Europa. Bekannt ist der ab 1696 erschaffene Landschaftspark vor allem für seine Wasserspiele, das Schloss Wilhelmshöhe mit seinen berühmten Sammlungen, die Löwenburg-Ruine und die auf einem 70 Meter hohen Sockel thronende Herkulesstatue, das Wahrzeichen der Stadt Kassel.
Im seinerzeit technisch einzigartigen Wassertheater ergießen sich 750.000 Liter über Kaskaden, Becken, Rinnen und Aquädukte in rund 80 Meter Tiefe und bilden am Ende eine 50 Meter hohe Fontäne über dem Schlossteich. Alle Sehenswürdigkeiten des Bergparks ergäben zusammen ein "einzigartiges Beispiel des Europäischen Absolutismus'", erklärte die deutsche UNESCO-Kommission in Bonn. Bis 1918 diente das prächtige Park- und Schlossensemble den deutschen Kaisern und ihren Familien als Sommerresidenz.
Ebenfalls in die Welterbeliste aufgenommen wurde der weltberühmte Berg Fuji in Japan, dessen schneebedeckter Gipfel in 3776 Metern Höhe laut dem Komitee "seit Jahrhunderten Poeten und Künstler inspiriert und Pilgergruppen anzieht". Im 19. Jahrhundert geschaffene Bilder des Vulkans hätten ihn "weltweit bekannt gemacht und tiefen Eindruck auf die Entwicklung der westlichen Kunst" gehabt. Ausgezeichnet wurden auch verschiedene Sehenswürdigkeiten am Hang des Fuji, darunter Schreine, Gasthäuser und "verehrte Naturphänomene" wie Wasserquellen, erkaltete Lavaformationen und ein Wasserfall.
Auch die toskanischen Villen und Gärten der im 16. Jahrhundert zu fürstlichem Rang aufgestiegenen Medici zeichnete das Komitee aus. Das Mäzenentum der einstigen Florentiner Bankiersfamilie habe "entscheidenden Einfluss auf die kulturelle und künstlerische Geschichte des modernen Europa" gehabt, hieß es zur Begründung.
Ebenfalls in die Welterbeliste aufgenommen wurden die terrassenförmig angelegten Reisfelder von Honghe Hani südlich der chinesischen Provinz Yunnan sowie die aus Lehmziegeln erbaute Wüstenstadt Agadez im Niger, deren Moschee die weltweit größte ihrer Art ist. Die gleiche Ehre wurde dem Vulkan Ätna auf Sizilien, den Hügelfestungen im indischen Rajasthan und Teilen der westafrikanischen Namib-Wüste zuteil. Nordkorea verbuchte mit den Königsgräbern, Festungsmauern und einer 700 Jahre alten Schule der mittelalterlichen Stadt Kaesong einen Erfolg.
Bei seiner bis zum 27. Juni dauernden Jahrestagung in Kambodschas Hauptstadt Phnom Penh befindet das Komitee der UN-Kulturorganisation über 32 Welterbe-Nominierungen. Der begehrte Titel kurbelt den Tourismus an und erleichtert den Zugang zu Subventionen für den Erhalt der Stätten.
Die Auszeichnung ist aber auch mit Auflagen etwa bei städtebaulichen Projekten verbunden. Werden diese nicht eingehalten, können die UNESCO-Experten einer Stätte die Auszeichnung wieder entziehen. Diese Erfahrung musste 2009 Dresden machen, weil der Bau einer neuen Brücke nach Ansicht der Prüfer den "universellen und einzigartigen Wert" des Elbtales beeinträchtigt.