Palla beginnt am 1. Oktober Arbeit als neue Bahn-Chefin

Evelyn Palla am 22. September 2025
Evelyn Palla am 22. September 2025
© AFP
Trotz Widerstands der Gewerkschaft EVG hat der Aufsichtsrat der Deutschen Bahn (DB) Evelyn Palla als neue Bahn-Chefin bestätigt. Sie startet am 1. Oktober in ihrem neuen Job, wie die DB mitteilte. Die acht Vertreterinnen und Vertreter der EVG im Aufsichtsrat stimmten gegen Palla, um damit gegen eine andere Personalentscheidung von Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder (CDU) zu protestieren: den designierten neuen Chef der Infrastruktursparte Infrago, Dirk Rompf.

Die Abstimmung fiel mit zwölf zu acht Stimmen für Palla aus. Die Gewerkschaft Deutscher Lokführer (GDL) kritisierte das Abstimmungsverhalten der konkurrierenden Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG): "Zum jetzigen Zeitpunkt neue Ansätze direkt vor Start ausbremsen zu wollen, sehen wir als fatales Signal", sagte GDL-Chef Mario Reiß dem "Handelsblatt". Die GDL - sie hat einen Sitz im Aufsichtsrat - stimmte für Palla. 

Aufsichtsratschef Werner Gatzer erklärte: "Wir sind fest davon überzeugt, dass der DB mit Evelyn Palla an der Spitze ein erfolgreicher Neustart gelingen und die vom Bundesverkehrsministerium vorgestellte Agenda für zufriedene Kunden auf der Schiene zügig umgesetzt werden kann."

Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder (CDU) begrüßte die Bestätigung und erklärte, Palla sei eine "exzellente Wahl". Er sei "davon überzeugt, dass sie die Bahn besser aufstellen und gut durch schwierige Zeiten führen wird". 

Schnieder hatte Palla am Montag vorgestellt. Das Echo auf ihre Nominierung fiel positiv aus: Von den Grünen über den Fahrgastverband Pro Bahn bis zur Lokführergewerkschaft GDL kam Lob für die Wahl des Ministers. 

Kritik nicht nur von der EVG gab es dagegen am designierten neuen Infrago-Chef Rompf. Die Auswahl von Rompf sei "grundfalsch", sagte EVG-Chef Martin Burkert am Montag. Der 56-jährige Rompf war von 2014 bis 2019 im Vorstand der Infrago, die damals noch DB Netz hieß. Burkert warf ihm vor, "mit seinem Sparwahn mit schuld an der heutigen Situation" zu sein. "Jeder Fahrgast spürt heute noch die Auswirkungen seiner schlechten Bilanz. Das ist kein Neustart."

Schnieder sagte dazu am Dienstag im ARD-Morgenmagazin, er könne nachvollziehen, "dass nicht jeder hinter einem solchen Vorschlag steht". Ein "Weiter-so" dürfe es bei der Bahn aber nicht geben. "Und das sind Personalvorschläge, die exzellente Personen hier beinhalten, sowohl bei Frau Palla wie auch bei Herrn Professor Rompf", betonte der Minister.

Die Grünen-Bundestagsabgeordnete Paula Piechotta forderte Schnieder auf, den Weg freizumachen "für einen von allen Seiten breit getragenen Personalvorschlag für die Spitze der Infrastrukturgesellschaft Infrago". Das Zeitfenster, Vertrauen in die Bahn durch eine wirksame Eigentümerstrategie zurückzugewinnen, sei günstig. 

Die in Südtirol geborene Palla war Anfang 2019 zur DB gekommen. Vor ihrem Wechsel arbeitete die studierte Betriebswirtin bei den Österreichischen Bundesbahnen, dort leitete sie das Bus-Geschäft und saß auch im Vorstand. In den vergangenen drei Jahren war Palla Chefin der Nahverkehrstochter DB Regio.

Palla löst den bisherigen DB-Konzernchef Richard Lutz ab. Schnieder hatte Mitte August angekündigt, dass der Vertrag von Lutz vorzeitig beendet wird. Der Minister nannte die Lage der Deutschen Bahn "dramatisch". 

Er stellte am Montag seine neue Bahn-Strategie vor: Von der DB verlangt er ein Sofortprogramme für mehr Sicherheit und Sauberkeit an Bahnhöfen, funktionierende Sanitäranlagen und Bordbistros in den Fernverkehrszügen sowie eine bessere Kundenkommunikation. Kontrollieren will er den Staatskonzern maßgeblich über den Aufsichtsrat und über die Finanzierung für die Infrastruktur. Zudem sollen die Vorstandsboni künftig "strikt am Ziel der Pünktlichkeit ausgerichtet" werden.

Bei den Pünktlichkeitszielen bremste Schnieder die DB allerdings: Erst ab 2029 sollen mindestens 70 Prozent der Züge im Fernverkehr pünktlich sein. Die Bahn wollte bislang 75 bis 80 Prozent Pünktlichkeit bereits im Jahr 2027 erreichen. 

AFP