"Obwohl wir in den (...) Gesprächen der ÖVP in vielen Punkten entgegengekommen sind, waren die Verhandlungen zu unserem Bedauern letztlich nicht von Erfolg gekrönt", hieß es in der Erklärung Kickls an den österreichischen Bundespräsidenten Alexander Van der Bellen. Daher lege er "den Auftrag zur Regierungsbildung zurück".
Die ÖVP machte wiederum die FPÖ verantwortlich. Die Regierungsbildung sei "am Machtrausch und der Kompromisslosigkeit von Herbert Kickl gescheitert", erklärte ÖVP-Generalsekretär Alexander Pröll. Kickl sei in der Rolle des Oppositionspolitikers stecken geblieben und nie in der eines Regierungschefs angekommen.
Die FPÖ war bei der Parlamentswahl im September mit 28,85 Prozent der Stimmen erstmals stärkste Kraft im österreichischen Parlament geworden. Keine der anderen größeren Parteien war allerdings zunächst zu einer Koalition mit ihr bereit gewesen.
Nachdem Koalitionsgespräche zwischen der ÖVP, der sozialdemokratischen SPÖ und den liberalen Neos dann aber gescheitert waren, hatte der Bundespräsident Anfang Januar mit Kickl erstmals einen ultrarechten Politiker mit der Regierungsbildung beauftragt.
Zuletzt gab es Streit unter anderem über die Ressortverteilung. Die ÖVP hatte am Mittwoch erklärt, das Innenministerium besetzen zu wollen. Kickl wiederum hatte laut der österreichischen Nachrichtenagentur APA zuvor das Innenministerium als "wichtiges Ressort" und eine Kernkompetenz seiner Partei bezeichnet.
Auch in anderen Bereichen wie der EU-Politik und der Migration gab es zahlreiche offene Punkte. Die ÖVP wollte von der FPÖ eine Klarstellung der Position zu Russland - die FPÖ hatte die EU-Sanktionen gegen Russland wegen dessen Angriffskrieg in der Ukraine scharf kritisiert. Die Konservativen bestanden laut Medienberichten zudem darauf, dass eine künftige Regierung Russland als Bedrohung ansehen müsse.
Nach dem Scheitern der Gespräche zwischen FPÖ und ÖVP ist nun unter anderem ein neuer Versuch möglich, eine Dreier-Koalition aus ÖVP, SPÖ und Neos zu bilden. Es könnte aber auch eine Expertenregierung geben oder zu Neuwahlen kommen.
Sollte erneut gewählt werden, könnte die FPÖ Umfragen zufolge mit rund 35 Prozent deutlich vor den anderen Parteien landen. Die ÖVP würde demnach auf etwa 18 Prozent hinter die SPÖ abstürzen.
Bundespräsident Van der Bellen wollte am Abend um 18.30 über mögliche weitere Schritte informieren, wie die APA meldete.