Die Hamas habe die "Verstöße" Israels und die Nichteinhaltung der Bedingungen der Waffenruhe in den vergangenen Wochen "genau beobachtet", hieß es in der Erklärung der islamistischen Palästinenserorganisation. Dazu gehöre "die Verzögerung der Rückkehr von Vertriebenen in den Norden" des Gazastreifens und die Nichteinhaltung der vereinbarten Einfuhr von humanitärer Hilfe.
Israel bezeichnete den Schritt der Hamas als "kompletten Verstoß" gegen das Waffenruhe-Abkommen. Verteidigungsminister Israel Katz erklärte, er habe die Streitkräfte seines Landes angewiesen, "sich mit höchster Alarmbereitschaft auf jedes mögliche Szenario im Gazastreifen vorzubereiten".
Gemäß einer am 19. Januar in Kraft getreten Waffenruhe soll die Hamas insgesamt 33 israelische Geiseln freilassen, rund 1900 Häftlinge - die meisten von ihnen Palästinenser - sollen im Gegenzug aus israelischer Haft freikommen. Am Samstag war der fünfte Austausch von Geiseln und Häftlingen vollzogen worden. Dabei kamen der Deutsch-Israeli Ohad Ben Ami und zwei weitere israelische Geiseln im Gegenzug für 183 palästinensische Häftlinge frei.
Für Empörung und Entsetzen sorgten die Vorführung der drei freigelassenen Geiseln durch die Hamas und der Gesundheitszustand der Männer. Die Vereinten Nationen forderten Israel und die Hamas am Montag auf, eine humane Behandlung der Geiseln und Häftlinge zu gewährleisten. Die jüngsten Bilder von abgemagerten Menschen, die freigelassen wurden, seien "zutiefst beunruhigend", erklärte der Sprecher des UN-Hochkommissariats für Menschenrechte, Thameen Al-Kheetan.
"Die Bilder, die wir von den am Wochenende freigelassenen israelischen Geiseln gesehen haben, zeigen Anzeichen von Misshandlung und schwerer Unterernährung und spiegeln die schrecklichen Bedingungen wider, denen sie im Gazastreifen ausgesetzt waren", erklärte er. Die UNO sei zudem "zutiefst besorgt" über die öffentliche Zurschaustellung der Freigelassenen. Auch mit Blick auf freigelassene Palästinenser äußerte sich Al-Kheetan besorgt.
Von den insgesamt 251 Menschen, welche die Hamas bei ihrem beispiellosen Großangriff auf Israel am 7. Oktober verschleppt hatte, werden nun noch 73 im Gazastreifen festgehalten. 34 von ihnen sind nach Einschätzung des israelischen Militärs bereits tot.
Derweil machte US-Präsident Donald Trump weitere Angaben zu seinem umstrittenen Plan zur Zukunft des Gazastreifens und sagte, dieser sehe kein Rückkehrrecht für die in dem Küstenstreifen lebenden Palästinenser vor. In am Montag veröffentlichten Auszügen aus einem Interview mit dem Sender Fox News antwortete Trump auf die Frage, ob die Palästinenser laut seinem Plan "das Recht auf Rückkehr" hätten: "Nein, würden sie nicht, weil sie viel bessere Unterkünfte haben werden." Die USA würden anderswo "hübsche Gemeinden" für die rund zwei Millionen Bewohner des Gazastreifens bauen.
Trump hatte vergangene Woche bei einem Besuch des israelischen Regierungschefs Benjamin Netanjahu in Washington gesagt, die USA wollten "langfristig" die Kontrolle über den Gazastreifen übernehmen. Er verkündete eine Vision von dem derzeit zerbombten Küstenstreifen als künftiger "Riviera des Nahen Ostens".
Der US-Präsident machte zugleich deutlich, dass der Wiederaufbau des durch den Krieg zwischen Israel und der radikalislamischen Hamas zerstörten Gazastreifens nach seinen Vorstellungen ohne seine bisherigen Bewohner stattfinden soll. Die mehr als zwei Millionen Palästinenser, die im Gazastreifen ihre Heimat haben, sollen nach seinem Plan in andere Länder wie Ägypten und Jordanien umgesiedelt werden.
Die Ankündigung löste international Empörung aus. Zahlreiche arabische Länder, die Vereinten Nationen sowie mit den USA verbündete Staaten wiesen die Pläne ebenso scharf zurück wie Palästinenservertreter. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) bezeichnete den Plan am Sonntag als "Skandal".