Die saarländische Landtagswahl ist praktisch eine Direktwahl des Ministerpräsidenten: Denn im Kern lief die Entscheidung auf die Frage hinaus, ob nach der Wahl an der Spitze einer großen Koalition die amtierende Ministerpräsidentin und CDU-Landeschefin Annegret Kramp-Karrenbauer oder doch SPD-Herausforderer Heiko Maas steht. Denn nach dem Bruch der Jamaika-Koalition aus CDU, Grünen und FDP wollen Union und SPD auf jeden Fall gemeinsam regieren. Allerdings dürfte Kramp-Karrenbauer das Rennen gemacht haben: Ersten Ergebnissen zufolge wird die CDU stärkste Kraft.
Nur gut zwei Jahre hielt das Jamaika-Bündnis, das Kramp-Karrenbauers Vorgänger, der heutige Bundesverfassungsrichter Peter Müller, nach der Landtagswahl 2009 überraschend gebildet hatte. Anfang Januar beendete Kramp-Karrenbauer, die nur ein gutes Vierteljahr vorher zur Regierungschefin gewählt worden war, das Experiment. Verantwortlich machte sie für diese Entscheidung die FDP, die sich zuvor mit monatelangen parteiinternen Personal-Querelen selbst ins Abseits gestellt hatte. Noch am selben Tag bot die Regierungschefin der SPD Gespräche über eine große Koalition an.
Stundenlang saßen die Verhandlungskommissionen der beiden Parteien danach zusammen, Maas und Kramp-Karrenbauer zogen sich sogar zu Spitzengesprächen zurück. Doch eine Grundlage für eine schnelle Zusammenarbeit fanden sie nicht. Stattdessen einigten sie sich auf Neuwahlen und machten zugleich deutlich, danach eine gemeinsame Regierung anzustreben.
Die ungewöhnliche Festlegung auf ein schwarz-rotes Regierungsbündnis rührt sicher auch daher, dass die beiden Spitzenkandidaten Kramp-Karrenbauer und Maas ein intaktes Verhältnis zueinander haben. Doch den künftigen Regierungspartnern fehlen auch die Alternativen.
Besonders deutlich ist das bei der Union: Nach dem Bruch von Jamaika dürfte eine Wiederauflage des Experiments ausgeschlossen sein. Die FDP scheidet als Partner aus, weil sie klar an der Fünf-Prozent-Hürde scheitert. Auch mit den Grünen, die um den Einzug ins Parlament bangen mussten, wird es für die Union nicht reichen.
Etwas komplizierter ist die Sache bei der SPD. Möglich erscheint den Umfragen zufolge ein rot-rotes Bündnis. Doch SPD-Landeschef Maas will keine Koalition mit den Linken und ihrem Spitzenkandidaten Oskar Lafontaine eingehen. Er begründet das vor allem mit der ablehnenden Haltung der Linken zur Schuldenbremse.
Eine rot-grüne Koalition ist nicht möglich. Als zerrüttet gilt zudem das Verhältnis zwischen Maas und Grünen-Landeschef Hubert Ulrich, seit dieser seine Partei nach der Wahl 2009 in das Bündnis mit CDU und FDP führte. Damals hatte ursprünglich alles auf ein rot-rot-grünes Bündnis unter einem Ministerpräsidenten Maas hingedeutet. Im Wahlkampf warb der SPD-Spitzenkandidat offen um die Stimmen von Grünen-Anhängern.
Für eine Überraschung sorgten im Saarland die Piraten, die auf Anhieb ins Landesparlament einziehen. Doch für eine Koalition kommt die junge Partei wohl kaum infrage. Im Saarland deutet somit wenige Tage vor der Wahl nichts auf neue Experimente, dafür alles auf eine große Koalition hin.