Schloss Neuschwanstein gehört zu den meistbesuchten Touristenzielen Deutschlands. Sein Bau hatte 1868 im Auftrag des bayerischen Königs Ludwig II. begonnen, wurde jedoch nie vollendet. Der auch als Märchenkönig bekannte Ludwig II. war Kunstmäzen und glühender Verehrer der Opern Richard Wagners, die Ausgestaltung von Neuschwanstein ist von Wagners Opern inspiriert. Bis zu seinem Tod lebte Ludwig II. nur 172 Tage in dem Schloss, das damals einer Baustelle glich.
Schloss Linderhof wurde 1886 fertiggestellt und gilt samt Parkanlage als eines der kunstvollsten Ensembles des 19. Jahrhunderts. Der Bau vereint Stilelemente von Barock, Rokoko und Romantik und verfügt über einen prunkvollen Spiegelsaal. Schloss Linderhof ist das einzige der bayerischen Königsschlösser, das vollendet wurde.
Schloss Herrenchiemsee entstand nach dem Vorbild des Prachtbaus im französischen Versailles und liegt am Chiemsee in Sichtweite der Alpen. Trotz seiner Größe war das hufeisenförmige Schloss als private Residenz für Ludwig II. gedacht. Das Königshaus am Schachen wurde seit 1869 am Wettersteingebirge erbaut. Das äußerlich schlicht gestaltete Schloss diente dem König als abgelegener Rückzugsort im Hochgebirge.
Die Schlösser des Bayernkönigs seien "allesamt architektonische Meisterwerke" und zeugten von der künstlerischen Vorstellungskraft, aber auch der Exzentrik des Märchenkönigs, erklärte die Präsidentin der Deutschen Unesco-Kommission, Maria Böhmer. Sie seien "den Traumwelten Ludwigs II. entsprungen". Die Aufnahme in die Unesco-Liste sei eine "herausragenden Würdigung dieser eindrucksvollen Orte".
Die Anerkennung durch die Unesco sei "eine große Freude, aber auch ein Auftrag", betonte Bayerns Ministerpräsident Söder. Bayern investiere "viel Geld in Erhalt und Restaurierung unseres kulturellen Erbes", um es für kommende Generationen zu bewahren. Die bayerischen Königsschlösser sind bereits die 55. Unesco-Welterbestätte in Deutschland.
Das Welterbe-Komitee der Unesco beriet in seiner vor einer Woche begonnenen Sitzung über rund 30 Anträge zur Aufnahme in die Liste des Kultur- und Naturerbes.
Am Freitag wurden neun Stätten neu aufgenommen. Am Samstag wurden zwölf weitere Welterbestätten gekürt, neben den bayerischen Schlössern auch die berühmten Steinreihen von Carnac und weitere Megalithen in der französischen Bretagne, der Palast von Knossos und andere minoische Paläste auf Kreta, der im Meer versunkene Karibik-Hafen Port Royal in Jamaika sowie ein Pilgerweg des Wixárika-Volks in Mexiko.
Am Sonntag wurden fünf weitere Stätten in die Liste des Kultur- und Naturerbes aufgenommen, darunter der brasilianische Nationalpark Cavernas do Peruaçu, der Kreidefelsen Mons Klint in Dänemark und der Diamantenberg in Nordkorea.