Am Tag der US-Präsidentschaftswahl kostete ein Bitcoin unter 70.000 Dollar. Nach Trumps Wahlsieg am 5. November zog der Kurs deutlich an, verharrte dann aber längere Zeit knapp unter der 100.000-Dollar-Marke. Der Republikaner hatte Kryptowährungen einst als "Abzocke" bezeichnet, änderte später jedoch seine Meinung. Im Wahlkampf kündigte er an, die USA zum weltweiten Zentrum "für Krypto und Bitcoin" zu machen.
Der Rechtspopulist feierte den Höhenflug der digitalen Währung mit einem Kommentar in seiner Onlineplattform Truth Social und gratulierte den Bitcoin-Anlegern. "100.000 Dollar!!! GERN GESCHEHEN!!!", schrieb er. "Gemeinsam werden wir Amerika wieder großartig machen."
Der scheidende US-Präsident Joe Biden hatte sich für eine stärkere Kontrolle von Kryptowährungen eingesetzt. Sie ermöglichen digitalen Zahlungsverkehr, ohne dass dieser von Banken kontrolliert wird. Befürworter sehen darin die Zukunft des Finanzsystems, Kritiker warnen vor den starken Schwankungen der Kurse und befürchten eine Spekulationsblase. Auch gibt es zahlreiche Anwendungsmöglichkeiten bei kriminellen Aktivitäten.
Trumps künftiger Börsenaufseher Atkins war von 2002 bis 2008 SEC-Kommissar und gründete im Jahr 2009 die Risikoberatungsfirma Patomak Global Partners, unter deren Kunden Unternehmen der Banken- und Kryptowährungsindustrie sind. Nach Angaben von Trumps Team war Atkins Ko-Vorsitzender der Digitalen Handelskammer, die die Nutzung digitaler Vermögenswerte bewirbt.
Der bisherige SEC-Vorsitzende Gary Gensler hatte den Rücktritt von seinem Posten für Januar angekündigt - und war damit einer Entlassung durch Trump zuvorgekommen. Er steht Kryptowährungen kritisch gegenüber.
Die Chefin der Organisation Blockchain Association, Kristin Smith, nannte Atkins eine "exzellente" Wahl. Die vergangenen Jahre unter Gensler seien "ein ununterbrochener Anti-Krypto-Kreuzzug" gewesen, "der zu einem Innovationsstillstand und unkalkulierbaren Arbeitsplatz-, Talent- und Wirtschaftsverlusten geführt hat", erklärte sie im Onlinedienst X.
Die Krypto-Branche hofft nun unter anderem darauf, dass unter Präsident Trump eine strategische Bitcoin-Reserve angelegt wird, die hauptsächlich aus gerichtlich beschlagnahmten Werten gespeist würde. Dies könnte der virtuellen Währung mehr Legitimität verleihen und ihren Wert weiter in die Höhe treiben. Kritiker bestärkt dies in ihrer Argumentation, dass Käufer von Bitcoin und Co. vor allem auf Wertsteigerungen setzen, nicht auf ihre Funktion als digitale Währung.
Nach Angaben der US-Wahlkampfbehörde FEC steckten kryptofreundliche Gruppen 245 Millionen Dollar in Trumps Wahlkampf. Gemeinsam mit seinen drei Söhnen gründete Trump jüngst eine eigene Krypto- und Investitionsplattform namens World Liberty Financial. Auch der von Trump zum Regierungsberater ernannte Tech-Milliardär Elon Musk ist ein erklärter Krypto-Freund.
Kryptowährungen sorgen seit ihrer Entstehung im Jahr 2008 für Schlagzeilen - vor allem auch wegen der Anwendungsbereiche, in denen sie tatsächlich als Währung fungieren, etwa für nicht zurückverfolgbare Zahlungen bei kriminellen Aktivitäten, von Geldwäsche bis zu Kaufabwicklungen im Darknet. Auch etwa für Lösegeldzahlungen bei Erpressung durch Ransomware-Angriffe wird gerne Bitcoin genutzt.
Wer bisher in Bitcoin investiert hatte, dürfte in den meisten Fällen dennoch gut dastehen. Trotz zahlreicher Skandale und Rückschläge, allen voran der Zusammenbruch der damals größten Krypto-Plattform FTX im Jahr 2022, steigen die Werte kontinuierlich.
"Auf große Höhenflüge folgten in der Vergangenheit immer wieder herbe Abstürze", erklärte der Finanzexperte des Vergleichsportals Verivox, Oliver Maier. "Wer die Schwankungen verkraften und die massiven Kurseinbrüche aussitzen konnte, hat rückblickend bislang ein sehr gutes Geschäft gemacht." Dennoch sei ein Bitcoin-Investment nur als "spekulative Beimischung" im Portfolio zu empfehlen.