Neuer Berliner "Tatort" Wie gefährlich leben Drogen-Mulis?

Skurpellose Drogendealer schlitzen im Berliner "Tatort" einer jungen Frau den Bauch auf, um an das dort versteckte Kokain zu kommen. Sie ist ein sogenannter Muli. Was genau machen diese Drogenkuriere?

Was ist ein Muli?

Der Name ist eine andere Bezeichnung für ein Maultier, das wiederum eine Kreuzung aus einem weiblichen Pferd und einem männlichen Esel ist (der Nachwuchs eines Pferdehengstes und einer Eselsstute heißt Maulesel). Wegen ihrer Zähigkeit werden Mulis schon seit der Antike als Lasttiere verwendet. Im übertragenen Sinne werden daher auch menschliche Kuriere, die den Drogenbossen die Last des Transports abnehmen, als Mulis bezeichnet.

Wer verdingt sich als Muli?

Es kommt zwar immer wieder vor, dass - wie im neuen Berliner "Tatort" - Frauen aus dem Westen als Drogenkurier benutzt werden (sie haben im Allgemeinen weniger Probleme am Zoll), doch deutlich üblicher ist es, dass Einheimische aus den Drogenanbauländern wie etwa Kolumbien oder Afghanistan den gefährlichen Transport übernehmen. Die Drogenbarone nutzen dabei schamlos die Not der Bewohner aus. Als Lohn winken mehrere tausend Dollar pro Kurierfahrt, was in diesen Ländern reicht, um eine Familie monatelang durchzubringen.

Tragen Mulis die Drogen immer im Körper?

Nein, Drogen werden auf vielen Wegen geschmuggelt. Der Transport etwa von Kokain im Bauch wird Bodypacking genannt. Dabei werden die Substanzen in Beutel verpackt und verschluckt oder in Körperöffnungen versteckt - bei Frauen auch in der Vagina. Die Beutel werden teils sogar in die weiblichen Brüste einoperiert. Kondome sind, wie auch im "Tatort", beliebt, weil sie nicht so schnell von der Magensäure angegriffen werden.

Wie gefährlich ist Bodypacking?

Es wurden schon Bodypacker mit zwei Kilo Heroin erwischt. In ein Kondom passen fünf bis sieben Gramm - das ist bereits ein Vielfaches der tödlichen Dosis. Dass die Päckchen platzen, ist sehr selten. Doch falls das passiert, genügen ein bis zwei Gramm, um den Kurier zu töten: Dann verengen sich die Herzkranzgefäße, der Blutdruck schnellt nach oben. Im schlimmsten Fall kommt es zu Hirnblutungen, Multiorganversagen oder einem plötzlichen Herztod. Allerdings variiert die Letaldosis von Fall zu Fall stark: Unter Umständen sind also bereits geringere Menge Kokain tödlich.

Wie gelangen die Drogen wieder aus dem Körper hinaus?

Im besten Fall durch Verdauung, zumindest dann, wenn die Packs geschluckt und im Magendarmtrakt transportiert werden. Die Bodypacker werden tatsächlich darin geschult, größere Mengen zu verschlucken und sie bekommen Mittel verabreicht, die die Verdauung zunächst verlangsamen. Während des Transports dürfen sie nichts essen oder trinken, was vor allem bei Interkontinentalflügen äußerst qualvoll sein kann. Nach der Ankunft scheiden sie die Päckchen wieder aus. Dass den Kurieren im Todesfall gleich der ganze Unterleib aufgeschnitten wird, ist sehr selten.

Wie häufig werden Bodypacker erwischt?

Der erste wurde 1983 am Frankfurter Flughafen erwischt, im Jahr 2012 flogen dort 25 Schmuggler auf. Bundesweit waren es in diesem Jahr 130 Fälle, die meisten gibt es mittlerweile am Flughafen Düsseldorf. Verdächtige Personen werden zunächst geröngt. Werden die Kuriere von der Polizei erwischt, setzt sie Brechmittel ein, um das Rauschgift aus dem Körper zu befreien. Diese umstrittene Prozedur ist in Deutschland legal. Da der Brechmitteleinsatz aber zum Tod führen kann, gilt er als unvereinbar mit der Europäischen Menschenrechtskonvention.

Niels Kruse

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