Als "Urlaub in Afghanistan" betitelte der bekannte österreichische Rechtsextreme Herbert F. einen Artikel in einem rechtsradikalen Magazin. Es war ein Reisebericht über das "gar nicht mehr so wilde" Land, das er im Oktober 2022 besucht hatte. Im Juni diesen Jahres verschlug es ihn erneut dorthin. Er wollte zeigen, dass der Staat, der seit 2021 von den radikalislamistischen Taliban beherrscht wird, so sicher sei, dass man problemlos Geflüchtete dorthin abschieben könne.
Rechtsextremer Österreicher reist nach Afghanistan – mit Folgen
Ein Trugschluss: Kurz nach seiner Einreise wurde F. von den Taliban unter fadenscheinigen Begründungen verschleppt und sitzt seither in einem Gefängnis in Kabul. In dem Land, das er als "sicher" darstellen wollte, droht ihm nun sogar die Todesstrafe – wie unzähligen anderen Menschen, die der willkürlichen Justiz der Terrororganisation ausgesetzt sind. Offenbar wegen seines Reiseberichtes werfen die Taliban ihm "Spionage" vor. Die rechtsextreme Szene in Österreich macht nun mobil und versucht Druck auf das Außenministerium auszuüben. In der vergangenen Woche veröffentlichte F.s Familie eine Online-Petition, mit der sie fordert, die diplomatischen Bemühungen zur Freilassung zu intensivieren.
"Die Familie macht sich große Sorgen um ihren Vater, Bruder, Großvater und Urgroßvater", heißt es in der Beschreibung der Petition. F. klagt demnach über eine karge Zelle ohne Tageslicht. Er müsse auf einer Matratze ohne Decke auf dem kalten Fußboden schlafen. Wichtige Medikamente zur Blutverdünnung würden ihn zudem nicht erreichen. Ebenso sei ein neues Hörgerät nötig, ansonsten könne F. "bald taub werden".
Bereits kurz nach seiner Entführung forderte die rechte Szene in Österreich das Außenministerium auf, sich um F.s Freilassung zu bemühen, wie der "Standard" berichtet. Auf Anfrage bestätigte das Ministerium im Juni die "Verhaftung eines österreichischen Staatsbürgers, der entgegen der seit Jahrzehnten bestehenden Reisewarnung nach Afghanistan gereist ist". Man bemühe sich um eine Lösung, betonte aber auch, dass "konsularische Hilfeleistungen in Afghanistan selbstverständlich nur sehr beschränkt möglich" sei.
F. ist bereits seit den 1960er-Jahren in rechtsextremen Strukturen vernetzt
F. ist ein in Österreich bekannter Rechtsextremist. Der 84-Jährige war in den 1960er-Jahren Mitgründer der 1988 verbotenen Nationaldemokratischen Partei (NDP). Er unterhielt unter anderem Kontakt zu Holocaustleugnern und der völkischen "Identitären Bewegung". Laut des österreichischen Portals "heute.at" betrieb er zuletzt einen Telegram-Kanal und einen "hetzerischen Blog".
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In dem Reisebericht, den er im vergangenen Jahr schrieb, betonte er das "rege Treiben auf den Basaren". Verzweiflung habe er nicht wahrgenommen. Das Blatt, in dem F. veröffentlichte, gilt als Sprachrohr der rechten Szene in Österreich. Immer wieder finden sich darin auch Anzeigen für rechtspopulistische Parteien wie die FPÖ und die AfD. Unter anderem wird darin behauptet, dass Afghanistan wieder sicher sei, nach dem "Sieg der Taliban über die US-Besatzer und deren Lakaien", wie der "Standard" berichtet.
Reiseberichte , wie der von F., werden gerne von rechten und rechtsextremen Kräften genutzt, um vermeintliche Argumente dafür zu sammeln, dass krisengebeutelte Länder, aus denen Geflüchtete in europäische Länder kommen, eigentlich sicher sind. Asylbewerber aus diesen Staaten könne man daher problemlos abschieben, so die Argumentation.
Ursprünglich war ein Urteil bereits vier Wochen nach Verhaftung erwartet worden, dies scheint bislang aber nicht gesprochen worden zu sein. Demnach ist auch der Ausgang von F.s Haft bislang offen. Seitdem die Taliban 2021 die Macht in Afghanistan übernommen haben, herrschen sie mit eiserner Hand. Unzählige Menschen sind seitdem von der Organisation hingerichtet worden. Mädchen und Frauen ist der Besuch von Schulen und Universitäten verboten, Drangsalierung und willkürliche Strafen sind an der Tagesordnung.
Quellen: Der Standard, heute.at