Kurz vor Mitternacht war der "längste Krieg" der US-Geschichte vorbei: Die USA haben ihren Truppenabzug aus Afghanistan abgeschlossen und damit ihren Militäreinsatz am Hindukusch nach 20 Jahren beendet.
Die letzte US-Militärmaschine vom Typ C-17 hob genau eine Minute vor Mitternacht afghanischer Zeit ab. "Ich bin hier, um den Abschluss unseres Abzugs aus Afghanistan und das Ende der Militärmission zur Evakuierung von US-Bürgern, Staatsbürgern von Drittstaaten und gefährdeten Afghanen bekanntzugeben", sagte der Chef des Zentralkommandos der US-Streitkräfte, General Kenneth McKenzie. Damit ende auch die militärische Mission zur Evakuierung von Amerikanern, Verbündeten und schutzsuchenden Afghanen. US-Präsident Joe Biden dankte seinen Militärkommandeuren und den beteiligten Soldaten für den Einsatz.
Abschied der USA, Freudenschüsse von den Taliban
Ihre diplomatische Präsenz am Hindukusch setzten die USA bis auf Weiteres aus, die Botschaft wurde von Kabul nach Doha verlegt. Washington eröffne ein "neues" Kapitel bezüglich Afghanistan, erklärte US-Außenminister Antony Blinken. Diese "neue diplomatische Mission" werde von einem "neuen Team" unter der Leitung von Ian McCary geführt, der bisher die Nummer zwei in der Botschaft in Kabul war.
Das Verschwinden der letzten Truppen markiert das Ende des 20-jährigen Militäreinsatzes der USA in Afghanistan. Bei den Taliban, die vor etwas mehr als zwei Wochen die Macht übernommen hatten, löste der Abzug Jubel aus. In Kabul wurden Freudenschüsse abgegeben.
Die USA und ihre Nato-Partner waren nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 in Afghanistan einmarschiert. In kurzer Zeit vertrieb das westliche Militärbündnis die damals herrschenden Taliban, die dem Terrornetzwerk Al-Kaida Unterschlupf gewährt hatten, von der Macht. Zur Ruhe kam Afghanistan aber nie, der blutige Konflikt zog sich über knapp zwei Jahrzehnte und gilt als "längster Krieg" in der US-Geschichte.
Inmitten der geplanten US-Truppenreduzierung überrannten die Taliban das Land und übernahmen am Wochenende vom 14. August mit ihrem Einmarsch in Kabul die Macht. Es folgte ein dramatischer Evakuierungseinsatz am Kabuler Flughafen, um westliche Staatsbürger und afghanische Ortskräfte außer Landes zu bringen.