Atomkraftwerk Aussetzer in Biblis

Zwischenfall in Biblis: Das umstrittene Atomkraftwerk in Hessen macht erneut mit einer Panne auf sich aufmerksam. Diesmal fiel die Stromversorgung einer Schaltanlage für kurze Zeit aus, die das Notstandssystem versorgt. Der Vorgang hatte immerhin die Kategorie "Eilt".

Im Atomkraftwerk Biblis B ist die Stromversorgung einer Schaltanlage bei Wartungsarbeiten für etwa eine Minute unterbrochen worden. Das teilten der Betreiber des Kernkraftwerks RWE und das hessische Umweltministerium in Wiesbaden am Samstag mit. Die Anlage versorgt Teile des Notstandssystem. Dieses gewährleistet RWE zufolge im "Fall der äußerst unwahrscheinlichen kompletten Funktionsunfähigkeit" der Hauptwarte in Block B die Stromversorgung vom Nachbarblock.

"Eine Gefährdung des Personals, der Umgebung oder der Anlage war mit dem Vorkommnis nicht verbunden", heißt es in den Mitteilungen von RWE und dem Ministerium. Die Schaltanlage habe nach der kurzen Unterbrechung am Freitag über die Einspeisung von Block A zudem "unmittelbar" wieder hergestellt werden können, so das Ministerium.

Die RWE Power AG, die den ältesten deutschen Reaktor im südhessischen Biblis betreibt, hat das Vorkommnis am Freitag nach den deutschen Meldekriterien vorläufig immerhin in die Kategorie "Eilt" eingestuft. Nach einer ersten Prüfung sei der Internationalen Skala zur Bewertung von Vorkommnissen (INES) zufolge aber von der Stufe 0 (keine oder sehr geringe sicherheitstechnische Bedeutung) auszugehen, so das Ministerium. Zusammen mit dem TÜV SÜD werde es eine abschließende Bewertung geben.

Dauer-Aufreger Biblis

RWE hatte zuletzt Anfang Juli zwei Vorkommnisse in Biblis gemeldet: Ein Leck an einer Armatur in Block B und eine Störung an einer Armatur im Bereich einer Pumpe im Block A. Auf die Sicherheit der Anlage habe es auch damals keine Auswirkungen gegeben. Umweltschützer und die Opposition im hessischen Landtag beklagen dagegen seit längerem Sicherheitsmängel und verlangen die sofortige Abschaltung. Block A produziert seit 1974 Strom, Biblis B seit 1976.

Die Pläne der schwarz-gelben Bundesregierung für längere Laufzeiten von Atommeilern wollen SPD und Grüne notfalls vor dem Bundesverfassungsgericht zu Fall bringen. SPD-Chef Sigmar Gabriel hatte vor gut zwei Wochen angekündigt, seine Partei werde nicht zulassen, dass die Bundesregierung einen Kuhhandel mit der Atomwirtschaft betreibe nach dem Motto: Geringere Sicherheit gegen Geld. "Alte und störfallanfällige Atommeiler wie Biblis A weiterlaufen zu lassen, nur um im Gegenzug von der Atomwirtschaft Geld durch eine Brennelementesteuer zu bekommen, ist ein unverantwortlicher Deal."

DPA/ben DPA

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