Baukonzern Baumängel sollen Bilfinger nicht die Geschäfte verderben

Die massiven Mängel bei mehreren Großbaustellen in Deutschland sollen dem Baukonzern Bilfinger Berger nicht die Geschäfte verderben.

Die massiven Mängel bei mehreren Großbaustellen in Deutschland sollen dem Baukonzern Bilfinger Berger nicht die Geschäfte verderben. "Die finanziellen Auswirkungen sind absolut unter Kontrolle", sagte Vorstandschef Herbert Bodner am Donnerstag in Mannheim auf der Bilanzpressekonferenz, die ganz im Zeichen der Pfusch-Vorwürfe bei U-Bahn-Bauten in Köln und Düsseldorf stand. Neben den Qualitätsmängeln bei diesen beiden Prestige-Projekten räumte Deutschlands Branchenzweiter hinter Hochtief nun auch ernsthafte Probleme beim Neubau der Autobahn von Hamburg nach Bremen ein, bei der sich der Fahrbahnbelag über mehrere Kilometer auflöst.

Der Jahresabschluss 2010 werde durch Nachbesserungen und Bauverzug nicht nachhaltig beeinträchtigt, versicherte Bodner. Der Mitte kommenden Jahres aus dem Amt scheidende Vorstandschef wird trotz öffentlicher Kritik vom Aufsichtsrat gestützt.

Die Staatsanwaltschaften gehen dem Verdacht nach, dass Mitarbeiter von Bilfinger Berger bei den komplizierten U-Bahn-Bauten in Köln und Düsseldorf geschlampt haben. Nahe einer Baugrube in Köln stürzte vor einem Jahr das Historische Archiv der Stadt ein, zwei Menschen starben bei dem Unglück. Die genauen Ursachen des Einsturzes liegen noch im Dunkeln, werden aber unter anderem von der Landesregierung in Düsseldorf mit dem U-Bahn-Bau in Zusammenhang gebracht. Bilfinger Berger hat Qualitätsprobleme auf beiden Großbaustellen eingeräumt und vier Mitarbeiter freigestellt.

Ein ehemaliger Mitarbeiter bezichtigt den Konzern zudem, beim Bau der seit Jahren in Betrieb befindlichen Bahnstrecke Nürnberg-Ingolstadt zuwenige Erdanker zur Befestigung verbaut zu haben. Diesen Vorwurf weist der Mannheimer Konzern zurück. Es gebe "augenscheinlich" keine Mängel bei der Eisenbahnstrecke, sagte Bodner. Die dem Unternehmen bereits seit Jahresanfang bekannten Probleme mit Löchern in der Autobahn 1 in Norddeutschland seien hingegen "kein Routinemangel", gestand der Bilfinger-Chef ein. Die nötige Erneuerung der Fahrbahn koste wohl 2,5 Millionen Euro. Deutlich teuer könnten die Schäden beim U-Bahn-Bau in Köln werden: Für die auf gut eine Milliarde Euro geschätzten Kosten will Bilfinger Berger jedoch die Haftpflichtversicherung in Anspruch nehmen.

Der Mannheimer Konzern kämpft schon seit längerem mit dem risikoreichen und renditeschwachen Baugeschäft, dass dem Unternehmen in den vergangenen Jahren immer wieder durch Unfälle und Mehrkosten die Bilanz verhagelt hat. 2009 musste Bilfinger Berger für 80 Millionen Euro an unbezahlten Rechnungen beim Bau einer Schnellstraße am Persischen Golf vorsorgen. Statt des ursprünglich für 2009 angepeilten Gewinnanstiegs schmolz der Überschuss daher im vergangenen Jahr um 60 auf 140 Millionen Euro zusammen.

Für dieses Jahr verspricht der Vorstand einen Gewinnzuwachs in den fortgeführten Sparten Industrie-Dienstleistungen und Bau, wobei das Geschäftsvolumen im Zuge der geplanten Trennung von der Tochtergesellschaft in Australien schrumpfen wird. "Wir wollen aus den schweren Baurisiken außerhalb Europas raus", bekräftigte der Bilfinger-Chef Bodner seine Strategie zum Ausbau des hochrentablen Service-Geschäfts für die Prozessindustrie und die Immobilienwirtschaft.

Reuters
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