Es ist das modernste Modell der Boeing 747, das jemals produziert wurde: die 747-8. Es handelt sich um einen BBJ (Boeing Business Jet), eine stark modifizierte Version der Boeing-Jets, die für Regierungen und Firmenkunden bestimmt ist. Mit einer Reichweite von über 16.000 Kilometern und einer Kabinenfläche von über 460 Quadratmetern ist der Jet konkurrenzlos unter den Geschäftsflugzeugen.
Gerade einmal zehn dieser vierstrahligen BBJ-Maschinen wurden gebaut, eine davon für den saudischen Kronprinzen Sultan bin Abdulaziz Al-Saud. Jedoch starb er 2011, nur wenige Monate vor der geplanten Auslieferung.
Maschine stand 10 Jahre auf einem Flugplatz rum
Das Flugzeug flog erstmals im Mai 2012 zu Testzwecken und wurde offiziell im Juni 2012 an die saudi-arabische Regierung ausgehändigt. Danach soll es einige Monate lang über San Bernardino und San Antonio in Texas geflogen und schließlich im Dezember 2012 in Basel gelandet sein. Connor Diver, ein leitender Analyst beim Luftfahrtanalyseunternehmen Cirium, vermutet, dass in Basel die fehlende Innenausstattung in den Flieger eingebaut werden sollte. "Das ist nie geschehen. Und es sieht so aus, als hätte es dort 10 Jahre lang gestanden", sagt Diver gegenüber CNN.
2017 sollte die Maschine verkauft werden – für gerade einmal 95 Millionen Dollar. Der ursprüngliche Kaufpreis lag Diver zufolge bei etwa 350 Millionen Dollar. Die damals zum Verkauf stehende Maschine war nach wie vor leer und "bereit für den Umbau", was aus einer Online-Verkaufsbroschüre hervorging. Allerdings fand sich kein Käufer.
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Nur 16 Mal geflogen und 30 Stunden im Einsatz
"Niemand außer einem saudischen Staatschef wird einen privaten, vierstrahligen Geschäftsjet haben wollen", sagt Richard Aboulafia, Luftfahrtanalyst bei AeroDynamic Advisory. "Man kann nicht einfach ein Flugzeug in ein Frachtflugzeug umwandeln, und niemand will eine Passagierversion. Folglich sind die Teile und vor allem die Triebwerke weit mehr wert als das Flugzeug".
CNN zufolge soll Boeing im Jahr 2022 das Flugzeug von einer Flugzeughandelsgesellschaft namens Aircraft Finance Germany zurückgekauft haben. Die Maschine sei am 15. April 2022 nach Arizona geflogen. Dieser zehnstündige Flug war wohl der 16. und letzte Flug der Boeing 747-8, die während ihrer gesamten Lebenszeit nur 30 Stunden im Einsatz war.
747-Maschinen normalerweise bis zu 30 Jahre in Betrieb
Auf dem Pinal Airpark in Arizona – einem Flugzeugfriedhof – arbeitet ein Subunternehmer von Boeing aktuell an der Demontage der wertvollsten Einzelteile des Flugzeugs. Conor Diver sagt, dass die Triebwerke bereits abmontiert wurden. "Sie waren praktisch nagelneu, und jedes einzelne von ihnen ist vermutlich rund 20 Millionen Dollar wert, sodass vier von ihnen bei etwa 80 Millionen Dollar liegen dürften", sagt er.

Die neun anderen BBJ werden Diver zufolge noch von den Regierungen Ägyptens, Kuwaits, Marokkos, Omans, Katars und der Türkei betrieben. Die Lebensdauer einer 747-Maschine liegt in der Regel bei 25 bis 30 Jahren – also weit über der jener Maschine, die gerade einmal 16 Mal in der Luft war und zehn Jahre herumstand.
Quellen: CNN, Manager Magazin