Nach einer hitzigen Silvesternacht riefen Rettungsdienste, Polizeibeamte und Feuerwehren um Hilfe – eine Nacht wie diese dürfe sich nicht wiederholen. In ganz Deutschland kam es zu schweren, teils tödlichen Unfällen in Verbindung mit Feuerwerk und Böllern. Besonders in Berlin eskalierte die Situation von Stunde zu Stunde. Die Hauptstadt meldet die mit Abstand bitterste Bilanz, spricht von schrottreifen Leiterwagen der Feuerwehr und Ersthelfern, die mit Verletzungen ins Krankenhaus eingeliefert worden sind.
Der stern veröffentlichte am Neujahrstag einen Artikel mit der Überschrift "Die Silvesternacht hat bewiesen: Ein Böllerverbot muss dringend her". Kurz darauf erreichten zahlreiche Zuschriften die Redaktion, in denen Leserinnen und Leser ihre Erfahrungen in der Silvesternacht schilderten – und das Verbot einerseits ebenso forderten, andererseits aber um Verständnis für die Tradition baten und alternative Lösungen darlegten.
Das sagen Leserinnen und Leser des stern zum Böllerverbot
Lutz R.: "Es ist an der Zeit diese ständigen Gängeleien sein zu lassen. 'Das muss her'. Nur weil einmal im Jahr das alte Jahr vertrieben wird und Platz für ein neues Jahr gemacht wird, muss überhaupt nichts verboten werden. Mit dem gleichen Recht könnten Sie das Autofahren abschaffen und auch Spaziergänge im Wald können gefährlich sein. Kurz wir müssen das Leben an sich abschaffen damit keiner mehr zu schaden kommen kann. Was für ein Unsinn, dem Sie hier Tür und Tor öffnen wollen."
Thomas T.: "Meiner Meinung nach muss man stark differenzieren zwischen dem üblichen Silvesterfeuerwerk und Artikeln aus dem Profibereich, welche Personen ohne Fachkunde nicht zünden dürfen. Ein üblicher, in Deutschland zugelassen Chinaböller mit CE und F2 Kennzeichnung ist nicht imstande, Gliedmaßen abzureissen. Selbst bei unsachgemäßem Gebrauch gibt es vielleicht eine kleine Brandblase, welche nicht in der Notaufnahme zu behandeln ist. Gefährlich wird es, wenn wie oben erwähnt, pyrotechnische Gegenstände aus dem Profibereich verwendet werden. (...) Sie sind genervt von der Böllerei? Ich bin genervt von dauernd bellenden Hunden, von Hundekot in Kinderspielplätzen; ich bin genervt vom Drogenhandel rund um Bahnhöfe in Deutschland. Silvester ist einmal im Jahr. Wenn wenige Mist bauen, sollte man es nicht für die verbieten, die sorgsam mit Feuerwerk umgehen."
Lisa T.: "Ich habe noch nie einem Autor einfach geschrieben, aber jetzt möchte ich das ändern und ein riesengroßes Danke sagen. Sie sprechen mir aus der Seele und wir haben nun wirklich gesehen, wie gefährlich das Feuerwerk eingesetzt werden kann. Danke auch im Namen der Einsatzkräfte, diese anzugreifen hinterlässt einen einfach sprachlos."
Piraten, Extremsport und explodierende Milchkannen – so feiert die Welt Silvester

Cornelia S.: "Ich stimme Ihnen in vollem Umfang zu. Auch in Anbetracht des Krieges in der Ukraine finde ich dieses Feuerwerkgeknalle unverantwortlich. Vielleicht könnte der Stern eine Unterschriftensammlung starten und sie unserer Regierung übergeben. Ich kenne niemanden mehr, der diese unkontrollierte Knallerei befürwortet."
Sven B.: "Ich habe in einer Kleinstadt (...) und mit viel Böllerei gefeiert. Hier gab es keine Massenschlägereien, Angriffe auf Einsatzkräfte und sonstiges. Ich habe nur fröhliche Menschen gesehen, die einfach nur ein Stück Ihrer Kultur (ja, so ist es. Auch wenn das nicht in Ihr Weltbild passt) zurückhaben und sich für eine Nacht einmal keine Gedanken über Pandemie, Inflation und einen möglichen Atomkrieg machen. Ihr Artikel ist eine Frechheit und ein Tritt ins Gesicht jedes anständigen Menschen."
Sebastian S.: "(...) Bei einem Verbot glaube ich jedoch wird es nicht weniger, sondern mehr werden – und der Schwarzmarkt wird wachsen und gedeihen. Außerdem freuen sich die Länder um uns herum, weil sie gerade auf der Ostseite dann gut an uns verdienen. Vielleicht ihr Ziel als Silvestergegner. Ich kann nur sagen bei uns im schönen Niedersachsen und unserer Familie und bekannten wurde auch geknallt bzw. mit Effekten das Jahr verabschiedet. Sprich drei bis vier Familien die zusammen drei, vier Vulkane und drei Batterien zünden. Aber natürlich können wir auch alle alten Sitten ablegen und alles im Land verbieten, weil wir Deutschen so alleine die Welt retten. (...)"
Sasha S.: "Also als erstes, kann ich ihre Meinung zu solch Idioten verstehen. Ein generelles Feuerwerk-Verbot halte ich für nicht richtig, denn man bestraft die Leute, die vernünftig damit umgehen und sich daran erfreuen. Es kostet Arbeitsplätze und es ist ein Kulturgut! Meiner Meinung und auch der von Experten nach, verschiebt sich das dann auf das im Ausland erhältliche Feuerwerk, was bekanntlich viel heftiger ist. Die Selbstbastler würden zu nehmen und das ist extrem gefährlich. Es muss andere Lösungen geben, denn eine Verbotskultur passt nicht in eine Demokratie. Zum Beispiel keine Abgabe unter 25 Jahren und/oder eine Unbedenklichkeitsbescheinigung. Bei Zuwiderhandlung extrem hohe Strafen!"
Yvonne B.: "Es ist schwer zu ertragen, dass ein Land wie unseres jedes Jahr so viel Leid verursachen lässt, nur weil keiner der Entscheidungsträger den Mut aufbringt, endlich etwas zu verändern, das in anderen Ländern gar kein Thema ist und, wie Sie schreiben, fast nur Contras kennt und keine Pros. Ich musste mir gestern Abend - also weit nach der offiziellen Begrüßung des Jahres - von sehr einfach gestrickten, aber gut informierten Menschen erklären lassen, dass sie bis 23.59 Uhr böllern können, so viel sie möchten. Und das haben sie getan als gäbe es kein Morgen mehr. Dass meine Kinder und meine Tiere zu Hause Angst hätten, wäre nicht ihre Schuld und ich solle verstehen, dass es ihnen nun einmal Spaß mache."
Uwe M.: "Vielleicht einfach ein bisschen toleranter sein und nicht gleich nach Verboten rufen. Man kann Dinge auch anders regeln ohne den Leuten den Spaß zu nehmen. Eine kleine Anekdote hierzu: Meine Großeltern freuten sich nicht sehr über Silvester, Sie erlebten den Krieg und die Böllerei erinnerte daran. Trotzdem sind sie nie auf die Idee gekommen das Anderen verbieten zu wollen. 'Die jungen Leute sollen doch ihren Spaß haben'. Und wie erwähnt, wo zieht man die Grenze was noch erlaubt ist und was verboten gehört ? Für fast alles kann man Argumente (und Mitstreiter) finden, wenn man nur möchte. Und irgendwas stört immer irgendjemanden. Nur wo endet das?"
Volker P.: "So ein Schwachsinn! (...) Ich habe gestern viel Spaß beim verantwortungsvollen Böllern mit meinem Sohn gehabt und habe keine Lust, mir das Böllern von so ignoranten Flachpfeifen wie Ihnen verbieten zu lassen! Kümmern Sie sich um Ihre eigenen Sachen!"
Transparenzhinweis: Die Auswahl der Zuschriften spiegelt nicht alle Einsendungen wider, die uns erreicht haben. Viele Einsendungen hatten einen rassistischen Hintergrund, dem wir an dieser Stelle keinen Platz bieten werden.