Zwei Dinge nerven an diesem neuen Werbebrüller der Berliner Verkehrsgesellschaft: Erstens ist das Video eine verschmockte Kopie des großartigen Edeka-Viralwunders "Supergeil" und damit völlig uncool, und zweitens ist es genau diese Mir-egal-Haltung, die Berlin gerade braucht wie einen Pickel am Hintern.
Hier ist nämlich längst viel zu viel egal, und allmählich glaubt niemand mehr, dass mit lässiger Haltung sich alles irgendwann von selbst löst. Sondern die Leute haben die Nase voll: von verschimmelten Schulen, toten Baustellen, verlotterten Schwimmbädern, Sofas und Kühlschränken an Straßenrändern, geschlossenen Bibliotheken und Bürgerämtern, für die man bei einer Firma im Internet Termine kaufen muss, um sich innerhalb gesetzlicher Fristen um- oder anzumelden.
Unansehnlicher Nöl-Rapper
Das einzige, was man noch über Staatsoper und Flughafen BER hören möchte, ist ein glaubwürdiges "fertig." Und das Verwaltungschaos am Landesamt für Gesundheit und Soziales bei der Versorgung von Flüchtlingen ist bereits ein Fall für die Staatsanwaltschaft.
Berlin, Du nervst. Und Deine Verkehrsgesellschaft BVG mit ihren verdreckten U-Bahn-Höfen, die sich bei schlechtem Wetter in Trinkerstuben verwandeln, ihren längst abgeschriebenen maroden Zügen, die nur noch notdürftig zusammengeflickt werden und ihr trotz steigender Fahrgastzahlen ständig wachsender Zuschussbedarf nervt auch. Und zwar richtig.
Und jetzt haut diese BVG auch noch Geld raus für einen unansehnlichen Nöl-Rapper, der sein schmales Reim-Repertoire in einem Werbevideo zum Besten geben darf. Dabei fiel ihm schon vor einem Jahr nicht viel ein, als er die erste Version von "Is mir egal" ins Netz stellte.
Vorbildlich nur bei Preiserhöhungen
Wer einmal versucht hat, mit einem 20-Euro-Schein im Bus ein Ticket zu kaufen, gerannt ist, um einen Bus zu erwischen oder einen Fahrer um Auskunft gebeten hat, der kennt dieses "Is mir egal" zur Genüge. Und der möchte es von Unternehmen nie wieder hören.
Vorbildlich an den Start bringt die BVG vor allem eines: die jährliche Fahrpreiserhöhung. Aber wenn sie am 1. Januar 2016 kommt, können wir, die Fahrgäste, die mit ihren Tickets auch für diesen tiefbegabten Tanzbär zahlen, uns ja revanchieren – mit einem herzlichen "Is mir scheißegal."