Der Currywurst-Stand am Checkpoint Charlie ist ein alter Trabi. Auf einem bunt bemalten Mauerstück wenige Meter weiter prangt der Schriftzug "Happy Dog". Daneben bietet ein Händler alte Gasmasken an. Berlins bekanntester früherer Grenzkontrollpunkt an der Friedrichstraße gehört zu den Problemfällen der Hauptstadt: Gedenken und Kommerz - über den richtigen Umgang mit dem geschichtsträchtigen Ort wird seit Jahren gestritten.
Nun soll sich etwas ändern. Ein riesiges Mauer-Panorama des Künstlers Yadegar Asisi wird nach bisheriger Planung ab dem 22. September auf einem brachliegenden Grundstück an die Teilung Berlins erinnern. Derzeit wühlen sich Bagger in den Boden. Die Rotunde könnte zwei Jahre stehen bleiben, sagt Rainer Klemke von der Senatsverwaltung für Kultur. "Das ist ein seriöses Angebot."
Auf der anderen Seite der Friedrichstraße soll in einem Pavillon ebenfalls ab Mitte September über den Kalten Krieg aufgeklärt werden. Die Black Box steht dort seit Januar auf einem ebenfalls leeren Areal. Der Kubus blieb bislang geschlossen, weil erst jetzt die Gelder für die Einrichtung freigegeben wurden.
Das Nachdenken kam später
Am Checkpoint standen sich nach dem Mauerbau 1961 sowjetische und amerikanische Panzer gegenüber. Die Konfrontation der Siegermächte löste international Schlagzeilen aus, die Bilder gingen um die Welt. An dem Sektorenübergang für Diplomaten und Alliierte spielten sich im geteilten Berlin auch dramatische Fluchtszenen ab.
"Es ist hier alles ein bisschen putzig", sagt die 68-jährige Martha Lange aus den Niederlanden verwundert. Die gebürtige Deutsche besucht erstmals das wiedervereinte Berlin. Ihr Mann sagt, er habe erwartet, am Checkpoint die Mauer zu sehen. Den Streifen im Straßenpflaster, der den Verlauf des einstigen Bollwerks nachzeichnet, habe er erst gar nicht bemerkt. In der Euphorie nach dem Mauerfall wurde der monströse Betonwall samt Wachtürmen, Signalanlagen und anderen Sicherheitseinrichtungen schnell abgerissen, geschreddert oder verkauft. Das Nachdenken kam erst später.
Die Situation am Checkpoint ist seit Jahren verfahren. Es gibt hier das private Mauermuseum von Alexandra Hildebrandt, ein Magnet für Touristen. Trotz des hohen Eintrittspreises von 12,50 Euro ist es bestens besucht - Historiker sehen die Sammlung und Präsentation aber kritisch. Eher anheimelnd als sachlich, ist zu hören.
Die Diskussion um den Checkpoint Charlie ist noch lange nicht beendet. Mehr zu möglichen Zukunftsplänen lesen Sie auf der nächsten Seite...
"Keine Hintergrunddekoration für Imbissbuden"
Der frühere rot-rote Senat hatte als Gegengewicht ein Museum des Kalten Krieges am Checkpoint geplant. An der Friedrichstraße wurde eine Open-Air-Bildergalerie mit Informationen zu Mauer und Teilung aufgebaut. Die Ausstellung habe bisher mehr als dreieinhalb Millionen Besucher interessiert, sagt Klemke. Doch jetzt wurde ein Teil davon auf das Areal rund um die Black Box verlagert. "Wir wollen keine Hintergrunddekoration für die Imbissbuden sein", sagt der Experte.
Ein privater Pächter hatte eine Reihe dieser Buden aufstellen lassen. Was manchen Touristen eher freute, löste auch Empörung aus. Von weiterer Verschandelung des historischen Ortes war die Rede. Inzwischen sind die Buden allerdings schon wieder dicht.
Doch neuer Ärger liegt in der Luft. Die jetzt wieder mitregierende CDU will anders als ihr Koalitionspartner SPD hier kein neues Museum. Sie favorisiert auf dem stillgelegten Flughafen Tempelhof ein Museum der Freiheit und will für den Checkpoint einen neuen Ideenwettbewerb. Das Dauerthema bleibt Berlinern und Touristen erst einmal erhalten.