Es war ein gigantisches Projekt, das eigentlich schon 2020 aufgeführt werden sollte. Dann aber kam die Coronakrise. Am Mittwoch war es dann endlich soweit: "die Passion" wurde live auf dem Burgplatz in Essen inszeniert.
Worum ging's? Erzählt wird die Geschichte der letzten Tage Jesu auf ganz neue Weise. Als ein Musical mit Popsongs mit einem großen Staraufgebot: Alexander Klaws verkörpert Jesus Christus, seine Jünger werden gespielt von Laith al Deen, Sarah Elena Koch, Samuel Koch, Prince Damien, Thomas Enns, Nicolas Puschmann, Anna-Carina Woitschack, Stefan Mross, Sila Sahin, Mareile Höppner und Gil Ofarim. Und Thomas Gottschalk führt als Erzähler durch den Abend.
Schon sehr früh wird klar, diese Sendung wird zum Gesprächsthema. Auf Twitter überschlagen sich die Reaktionen, noch bevor Jesus ans Kreuz geschlagen wird. Jan Böhmermann twittert "Gott, erlöse uns."
Die Sache ist ernst
Aber zurück zur Show, denn Thomas Gottschalk betont den Ernst der Lage: "Wir erzählen Ihnen heute Abend weder ein frommes Märchen, noch feiern wir hier einen Gottesdienst. Sondern wir erzählen eine Geschichte, die unsere Kultur geprägt hat", erklärt er. "Braucht das noch jemand? Noch dazu bei RTL?", fragt Gottschalk und fragten sich bestimmt auch viele Zuschauer:innen vor dem Fernseher. Von ihrer "Dringlichkeit" habe Jesus Geschichte nichts verloren, so Gottschalk. "Vor allem in diesen Tagen des Krieges." Die Message zieht sich wie ein roter Faden durch die Sendung. Die ja löblich ist, die Inszenierung wirkt aber an vielen Stellen wie eine Parodie.
Beispielsweise, wenn "Deutschland sucht den Superstar"-Gewinner Alexander Klaws als Jesus mit dem Bus fährt. "Heute hätte er öffentliche Verkehrsmittel benutzt", erklärt Gottschalk. Dazu singt Klaws das Lied "Auf Uns" des deutschen Popsängers Andreas Bourani, das 2014 populär wurde, als die deutsche Fußball-Nationalmannschaft Weltmeister wurde. Das Brot für das letzte Abendmahl holt er sich in einer Einkaufsmeile an einer Imbissbude ab. Currywürste gibt es obendrauf und erstaunte Blicke des Ex-Fußballmanagers Reiner Calmund, der gerade Wurst genießen will. "Verhaftet" wird Jesus später von Wolfgang Bahro, dem ewigen Bösewicht Jo Gerner aus der RTL-Serie "Gute Zeiten, schlechte Zeiten".
"Es war keine Sekunde peinlich"
Parallel zur Jesus-Erzählung wird in Essen immer wieder zu einem großen Lichtkreuz geschaltet, das durch die Stadt getragen wird. Reporterin Annett Möller interviewt dort etwa eine Ukrainerin, die sich Erlösung für ihr Volk wünscht, was Applaus aufbranden lässt. Eine andere Frau erzählt von einer Art Wunderheilung ihres Mannes, nachdem sie gebetet hatte.
Die Show endet, wie könnte es anders sein, mit der Auferstehung Jesu Christi. Klaws steht erleuchtet über einem Haus und singt: "Halt dich an mir fest, wenn das alles ist, was bleibt." Thomas Gottschalk bleibt nach der Premiere eines einzigartigen TV-Events nichts anderes übrig als zu betonen: "Es war keine Sekunde peinlich."