12 Jahre mit Wölfen Der spanische Mogli – "Wolfsjunge" ist von Menschen enttäuscht

Wölfe
Mit einem Wolfsrudel lebte Marco Rodriguez Pantoja in den spanischen Wäldern. Das Leben mit den Menschen findet er schwer. (Symbolbild)
© Getty Images
Der Spanier Marcos Rodriguez Pantoja lebte 12 Jahre mit Wölfen zusammen. Heute findet er sich sehr schwer in der Welt der Menschen zurecht.

Marcos Rodriguez Pantoja ist heute 72 Jahre alt und lebt in einem kleinen, kalten Haus in Rante, in der galizischen Provinz Ourense. Das war nicht immer so. Die spanische Tageszeitung "El Pais" berichtet über eine außergewöhnliches Erfahrung. Von Verlusten, von Wölfen und von seinem heutigen Leben, das ihm nicht gefällt.

Seine Mutter starb als er drei Jahre alt war. Damals lebte er in der Nähe von Cordoba. Der Vater wollte sich nicht um ihn kümmern, suchte sich eine neue Frau und überließ Rodriguez einem alten Ziegenhirten, der sich um 300 Tiere kümmerte. Der Hirte brachte ihm bei, wie man ein Feuer schürt und Werkzeuge herstellt. Doch der Hirte starb und überließ Rodriguez seinem Schicksal, da war er gerade sieben Jahre alt.

Die Geschichte klingt wie die des Findelkindes Mogli, der vom Panther Baghira im Dschungel gefunden und bei einer Wolfsfamilie untergebracht wird. Dort lebt Mogli zehn Jahre glücklich und zufrieden. Dieses Märchen ist den meisten als Dschungelbuch, das von Disney verfilmt wurde, bekannt. Die Geschichte von Rodriguez ist aber weder ein Buch, noch ein Film, sondern laut "El Pais" wirklich so geschehen.

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 12 Jahre lang lebte Rodriguez demnach zusammen mit einem Wolfsrudel. Die akzeptierten ihn als Bruder, das Weibchen fütterte ihn. Er schlief in einer Höhle und lernte zu überleben. Er hat gelernt, welche Pilze und Beeren essbar sind und welche nicht. Als er 19 Jahre alt war, endete seine "glücklichste Zeit im Leben" abrupt, berichtet "El Pais". Die Zivilpolizei fand ihn und riss ihn aus seiner Umgebung heraus.

"Ich rieche wie ein Mensch, ich trage Parfüm"

Heute kommt er mit der menschlichen Welt nicht klar. Von den Menschen sei er enttäuscht, sie seien so kalt. Das Leben mit den Wölfen schien ihm einfacher, halbnackt und barfuß zog er mit den wilden Tieren umher. "Ich habe meine Füße nur eingewickelt, wenn sie wegen des Schnees weh taten", erinnert sich Rodriguez. "Ich hatte so ausgeprägte Schwielen an meinen Füßen, dass ein Tritt gegen einen Stein wie ein Tritt gegen einen Ball war."

Bis heute hat sich Rodriguez nicht davon erholt, dass er sich von seiner Wolfsfamilie trennen musste. Später habe er versucht, zurückzukehren. Aber nichts war mehr so, wie es mal war. "Ich rieche wie ein Mensch, ich trage Parfüm", sagt Rodriguez. Sie würden ihm vielleicht antworten, aber nicht mehr in seine Nähe kommen.

Sein Fall ist einzigartig und einer von wenig dokumentierten. Für die Forschung sind seine Erfahrungen Gold wert. Daher tauchen sie auch in verschiedenen anthropologischen Studien auf. Der Film "Wolfsbrüder" basiert ebenfalls auf Rodriguez' Geschichte. Sein Leben hingegen ist heute viel härter als in den Wäldern. Die moderne Welt sei nichts für ihn. "Ich glaube, Leute lachen über mich, weil ich mich nicht mit Politik und Fußball auskenne." Am wohlsten fühlt sich Rodriguez auch noch mit 72 Jahren unter Kindern. 

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