Im Südosten Irans hat eine Kriminellenbande nach iranischen Medienberichten vier Menschen, darunter zwei Deutsche, entführt. Bei den Geiseln handele es sich um einen zwei deutsche und einen irischen Touristen, sowie einen iranischen Übersetzer oder Tourführer. Nach Angaben der Studenten-Nachrichtenagentur ISNA sollen die Entführer fünf Millionen Euro Lösegeld gefordert haben. Das Auswärtige Amt in Berlin richtete einen Krisenstab ein, wie eine Sprecherin mitteilte.
Eine amtliche Bestätigung über die Einzelheiten gibt es jedoch weder in Teheran noch in Berlin. Das iranische Innenministerium wollte sich zu der Entführung nicht äußern, bis der Bericht des Gouverneursamtes aus der Provinz vorliege. "Wir beteiligen uns bei solchen ernsthaften Angelegenheiten nicht an Pressespekulationen", sagte ein Sprecher des Innenministeriums.
Geiselnehmer hat sich mit dem Namen "Schiruk" gemeldet
Ein anonymer Verantwortlicher in Sistan-Belutschistan sagte der Studenten-Nachrichtenagentur ISNA, dass es sich bei den Geiseln um zwei deutsche und einen irischen Touristen handele. Der Geiselnehmer hatte sich laut ISNA mit dem Namen "Schiruk" vorgestellt und sei Mitglied einer der Banditenbanden in der Provinz. "Die iranische Polizei und Sicherheitskräfte der Provinz seien mobilisiert worden, um den Geiselnehmern auf die Spur zu kommen", hieß es weiter in dem Bericht.
Informierte Kreise in Sahedan, der Hauptstadt der Provinz, sagten der dpa, wahrscheinlich stecke die Banditengruppe Schahbachsch, die in der Gegend auch Drogenhandel betreibt, hinter der Entführung. Dieselbe Gruppe hatte 1999 drei spanische und einen italienischen Touristen entführt, die aber später freikamen. Es wurde befürchtet, dass die Gruppe die deutschen Touristen gegen inhaftierte Mitglieder ihrer Gruppe austauschen will.
Iraner melden drei entführte Deutsche
Der iranische Nachrichtenservice Rujdad hatte am Montag berichtet, es handele sich bei den Geiseln um drei deutsche Touristen, die mit dem Fahrrad in Sistan-Belutschistan unterwegs waren. Sie seien bereits vor ein paar Tagen auf der Landstraße Bam-Sahedan in der Nähe der Kleinstadt Nosratabad gekidnappt worden.
Die Provinz Sistan-Belutschistan ist als Transitroute für Drogenschmuggler aus Afghanistan und Pakistan Richtung Europa berüchtigt. Sicherheitskräfte haben in dem riesigen Gebiet im Südosten Irans bisher ohne sichtbaren Erfolg versucht, mächtige Banden zu zerschlagen. Mindestens 3000 iranische Polizisten und Soldaten sollen dabei von Drogenhändlern getötet worden sein. Die Bewohner der Provinz sind im Gegensatz zur schiitischen Mehrheit Irans Sunniten, was die Zusammenarbeit erschwert.
Gegend ist berüchtigt für Banditengruppen
Die Banditengruppen in Sistan-Belutschistan werden zum Teil von einflussreichen "Chans" - feudalen Herren - geführt. Während der Schah-Zeit, also vor 1979, hatten die Chans Drogenhandel und Kaperungen ihrer Banden auf Grund einer Vereinbarung mit der Regierung weitgehend eingestellt. Der dann an die Macht kommende Klerus aber wollte sich auf keinen Handel mit feudalen Gruppen einlassen. Mehrere Chans und deren Anhang wurden verhaftet und manche sogar hingerichtet. Dementsprechend mobilisierten sich die Gruppen erneut und konnten in den letzten 25 Jahren vom islamischen Establishment kaum in Schach gehalten werden.
Sistan-Belutschistan ist eine sehr arme Provinz, die auch von der Regierung als "benachteiligt" eingestuft wird. Drogenhandel und Menschenschmuggel gelten als das beste Geschäft in der Provinz. Über sie sollen auch einige Mitglieder der Terroristengruppe El Kaida aus Pakistan und Afghanistan in den Iran gekommen sein, die dann später von Sicherheitskräften festgenommen wurden.