Drei Tage nach dem verheerenden Erdbeben in Algerien hat sich die Zahl der Opfer weiter erhöht. 1723 Leichen wurden bisher geborgen, über 7650 Menschen verletzt, meldete der französische Radiosender Radio France Internationale am Samstag unter Berufung auf algerische Behörden. Mit der Zahl der Opfer steigt die Wut der Überlebenden auf die Politiker: Die algerische Regierung «spielt mit dem Leben der Menschen», schrieb die Zeitung «El Watan» in Algier. Hunderttausende seien obdachlos, die Versorgung mit dem Lebensnotwendigen sei nicht gesichert.
Spendenkonten
Deutsches Rotes Kreuz Stichwort: Algerien Bank für Sozialwirtschaft Konto: 41 41 41 BLZ: 370 205 00
HELP Stichwort "Erdbeben Algerien" Dresdner Bank Bonn Konto: 44 44 BLZ: 370 800 40
Wettlauf mit der Zeit
Die Retter stehen in einem Wettlauf mit der Zeit. Generell wird es nach drei Tagen (72 Stunden) ohne Wasser für Menschen kritisch, und Hunderte werden noch vermisst. Immer wieder lassen Erfolgsmeldungen Hoffnung aufkeimen. Am Freitag wurde in Corso östlich Algiers ein zweijähriges Mädchen lebend gerettet. In Boumerdès, in der am schlimmsten betroffenen Region rund 50 Kilometer östlich der Hauptstadt, wurden drei Mitglieder einer Familie lebend aus dem Schutt geborgen.
Verzweiflung und Wut bei den Überlebenden
Unter den Betroffenen herrschen indessen Verzweiflung und Wut. Die Versorgungslage der Menschen ist den Medienberichten zufolge schlecht. Es fehle an Decken, Wasser und Medikamenten. In den Außenbezirken der Hauptstadt seien noch keine Hilfsgüter angekommen. In Boumerdès klagten die Menschen, sie seien völlig auf sich selbst gestellt. Eine Frau berichtete, sie habe für ihre ganze Familie nur zwei Flaschen Wasser erhalten.
Scharfe Kritik an Regierung
Auch über das Verhalten der Behörden empörten sich die Menschen. Politiker hätten sich zu wenig oder zu spät in der Katastrophenregion östlich von Algier sehen lassen, sagten Überlebende der Zeitung «Le Matin». Tatkräftige Hilfe komme zu spät. Hunderte von Menschenleben hätten gerettet werden können, wenn die Regierung die Lehren aus dem schweren Erdbeben von 1980 gezogen und die Einhaltung der Bauvorschriften kontrolliert hätte, schrieb «El Watan».
Hilfsaktionen aus dem Ausland angelaufen
Zehntausende Obdachlose verbrachten die Nacht im Freien. Staaten von Deutschland bis Südafrika versprachen Hilfe zur Versorgung der Opfer in der weitgehend verwüsteten Region. Aus Hannover flog ein Flugzeug mit Hilfsgütern für die Opfer nach Algier. Das Internationale Rote Kreuz und der Rote Halbmond teilten nach Angaben des Fernsehsenders BBC mit, sie bräuchten schnell mehr als zwei Millionen Euro für die Linderung der Not.