Eskalation bei Protesten Zwei Polizisten in Gesicht und Schulter geschossen

Ein halbes Jahr sind die Todesschüsse auf den Teenager Michael Brown bereits her. Doch Ferguson kommt nicht zur Ruhe. Bei erneuten Protesten ist die Lage in der Nacht dramatisch eskaliert.

In der US-Stadt Ferguson, die durch die #link;http://www.stern.de/panorama/ferguson-die-nacht-in-der-michael-brown-starb-2155318.html;Todesschüsse auf den schwarzen Jugendlichen Michael Brown im Sommer 2014# zu trauriger Berühmtheit gelangt ist, ist es erneut zu Protesten gekommen. Dabei wurden zwei Polizisten durch Schüsse verletzt. Ein 32 Jahre alter Beamter sei im Gesicht getroffen worden, sein 44-jähriger Kollege an der Schulter, erklärte der Polizeichef des Bezirks St. Louis, Colonel Jon Belmar, auf einer Pressekonferenz am frühen Donnerstagmorgen (Ortszeit). Ihre Verletzungen seien ernsthaft, sie schwebten jedoch nicht in Lebensgefahr.

Belmar zufolge wurden mindestens drei Schüsse abgefeuert, als sich die Demonstration gerade auflöste. "Die Polizisten standen da und wurden angeschossen - einfach nur, weil sie Polizisten waren", sagte er. Wer die Schüsse abgab, ist noch unklar. Laut dem Polizeichef befand sich der Schießende unter den Demonstranten. Der Bürgerrechtler Deray McKesson, der sich vor Ort befand, widersprach auf Twitter dieser Aussage. Die Schüsse seien seinem Gefühl nach nicht aus der Menge gekommen. Der Täter habe auf einem Hügel gestanden, schrieb McKesson.

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Auslöser der neuen Proteste war die Ankündigung des umstrittenen Polizeichef der US-Stadt, Thomas Jackson, nach massiven Vorwürfen wegen rassistischer Diskriminierung von Afro-Amerikanern zurückzutreten. Jackson werde sein Amt am 19. März abgeben, hatte Bürgermeister James Knowles am Mittwoch mitgeteilt. Der Schritt sei eine "gemeinsame Entscheidung" der Polizei und der Stadt.

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Am Mittwochabend zogen daraufhin etwa 150 Demonstranten vor die Polizeizentrale, um den Rücktritt zu feiern. Sie trafen dort auf Polizisten in Kampfausrüstung, die das Gebäude abgeriegelt hatten, wie die Zeitung "St. Louis Post-Dispatch" in ihrer Online-Ausgabe berichtete. Mindestens zwei Demonstranten seien festgenommen worden.

Jackson war bereits nach dem Tod von Michael Brown schwer in die Kritik geraten. Die Schüsse eines weißen Polizisten auf den unbewaffneten Teenager lösten damals landesweite Empörung und Unruhen in Ferguson aus. Wegen massiver Gewalt, mit der die Polizei gegen die Demonstranten vorging, geriet Jackson zusätzlich in die Kritik. Einen Rücktritt lehnte er aber stets ab. Jackson war fünf Jahre im Amt.

"Schwer vergiftete Athmosphäre"

Anlass seiner Entscheidung dürften daher eher die jüngste Kritik des Justizministeriums sein: In einem ausführlichen Bericht hielt das Ministerium der Polizei weit verbreitete rassistische Diskriminierung vor. Polizisten gingen häufig mit unverhältnismäßiger Gewalt gegen Schwarze vor, hielten diese ohne ersichtlichen Grund an und verfolgten sie wegen Bagatelldelikten.

Außerdem würden Schwarze besonders übermäßig häufig mit Geldstrafen belegt - mit dem Ziel, die Kassen der Stadt aufzufüllen. Justizminister Eric Holder stellte den Bericht vor einer Woche persönlich vor und sprach von einer "schwer vergifteten Atmosphäre" in der Stadt. Sein Fazit: Das Verhältnis der Polizei zu den Menschen in Ferguson sei "von tiefem Misstrauen und Feindschaft" geprägt.

Auch Verwaltungschef tritt zurück

Auch der Verwaltungschef von Ferguson, John Shaw, werde sein Amt abgeben, berichtete die "St. Louis Post-Dispatch". Als "City Manager" war Shaw weitgehend für die Finanzen verantwortlich - und damit auch für den Missbrauch von Geldstrafen. Auch ein Richter und Polizeioffiziere hätten bereits ihren Rücktritt eingereicht, hieß es. Ob die Stadt durch diese Rücktritte allerdings tatsächlich zur Ruhe kommt, ist unklar. Kritiker fordern, dass die gesamte Polizei des Vorortes von St. Louis aufgelöst werden solle. Die Behörde solle von der Polizeidirektion in St. Louis übernommen werden, die bereits die Polizeiämter auch anderer Vororte mit verwalte.

DPA
mad/kup/DPA

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