Frankreich Chirac will Kopftuch-Verbot an Schulen

In Frankreich soll muslimischen Schülerinnen das Tragen des Kopftuchs gesetzlich verboten werden. Präsident Chirac kündigte an, deutlich sichtbare religiöse Zeichen und Kleidungsstücke aus Schulen per Gesetz zu verbannen.

In Frankreich wird muslimischen Schülerinnen das Tragen des Kopftuchs gesetzlich verboten. Staatspräsident Jacques Chirac kündigte heute an, deutlich sichtbare religiöse Zeichen und Kleidungsstücke im nächsten Jahr per Gesetz aus den Schulen zu verbannen. Das betrifft auch größere christliche Kreuze und die jüdische Kippa.

Derzeit liegt ein Verbot im Ermessen der Schulleitung. Nach offiziellen Angaben gab es zum Beginn des neuen Schuljahres 1.256 Mädchen, die mit dem islamischen Kopftuch in den Unterricht kamen. Die tatsächliche Zahl dürfte beträchtlich darüber liegen. Es habe 20 Streitfälle gegeben, berichtete das Innenministerium. Sechs Mädchen wurden seit September der Schule verwiesen.

Unauffällige religiöse Zeichen wie kleine Kreuze, der Davidstern oder die islamische Hand der Fatima sollten in den öffentlichen Schulen weiter toleriert werden, erklärte Chirac. In Frankreich sind Staat und Kirche seit 1905 strikt getrennt und der Staat zur Neutralität in Bekenntnisfragen verpflichtet.

Staatspräsident sieht Würde der Frau in Gefahr

Es sei nicht hinnehmbar, wenn unter "dem Deckmantel der religiösen Freiheit" die Gesetze und die Prinzipien der laizistischen Republik angefochten würden, erklärte der Staatspräsident. Es gehe auch um die Gleichheit der Geschlechter und die Würde der Frauen. In Frankreich leben rund fünf Millionen Muslime, so viel wie in keinem anderen Land Europas.

Auch in den öffentlichen Krankenhäusern soll das neue Gesetz klarstellen, dass männliche Ärzte muslimische Frauen behandeln dürfen. Immer häufiger verweigerten dies der Ehemann oder der Bruder, bilanzierte eine vom Präsidenten eingesetzte Kommission.

An der Verabschiedung des Gesetzes bestehen keine Zweifel. Chiracs rechtskonservative Regierung verfügt in beiden Parlamentskammern über klare Mehrheiten. Auch die oppositionellen Sozialisten sind für ein gesetzliches Verbot.

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