Ein Mann in Großbritannien, der wegen des Diebstahls einer Packung Brötchen verhaftet wurde, hat Suizid begangen, nachdem er von der Polizei fälschlicherweise als Sexualstraftäter vermerkt worden war. Das hat nun eine Untersuchung ergeben.
Der 34-jährige Brian T. aus Redcar im Nordosten Englands hatte sich am Silvesterabend 2017 das Leben genommen, knapp sieben Monate nach der Verhaftung wegen des mutmaßlichen Diebstahls. Als er aus der Haft entlassen wurde, war in seinen Entlassungspapieren fälschlicherweise vermerkt, dass er der Anstiftung zu sexuellen Handlungen mit einem 13-jährigen Mädchen verdächtigt worden war. Ihm selbst fiel die Falschbeschuldigung zunächst gar nicht auf.
Großbritannien: Brötchendieb wird fälschlicherweise als Sexualstraftäter geführt
Erst seiner Freundin wurde die Tragweite des Vermerks bewusst. Sie begann, Bekannten und Freunden von dem Justizirrtum zu erzählen. Ab diesem Punkt verselbstständigte sich die Geschichte um den Verdacht jedoch. Einige Bewohner der Stadt glaubten T.s Geschichte nicht und hielten ihn für einen tatsächlichen Sexualstraftäter.
Was folgte, war Selbstjustiz. Berichten von Lokalmedien zu Folge begannen Menschen, T. auf der Straße zu beleidigen, wenig später griffen sie ihn auch körperlich an. Unter anderem sollen Unbekannte ihn in seinem Haus attackiert und in einem Golfclub mit einem Golfschläger gegen den Kopf geschlagen haben.
Wie das zuständige Gericht, das mit der Aufarbeitung des Falls betraut ist, mitteilte, soll T. sich an die Polizei gewendet haben, um Schutz vor den Angriffen zu suchen und den falschen Vermerk aus seiner Akte streichen zu lassen. Mehrmals sollen Polizisten bei T. vorstellig geworden sein, um Anzeigen aufzunehmen. Doch die Besuche der Beamten nährten den falschen Verdacht nur weiter.
Hilfe der Polizei nährte den falschen Verdacht nur weiter
Daraufhin soll T. sich in Alkohol und Drogen geflüchtet haben. Die Gerichtsmedizinerin Claire Bailey zitierte einen toxikologischen Bericht, der nach T.s Tod durchgeführt wurde. In seinem Körper seien hohe Mengen von Alkohol, Spuren von Kokain, Medikamenten gegen Angstzustände und Schlaftabletten festgestellt worden.
Laut Aussagen seiner Verwandten soll T. bis zu seiner Verhaftung ein "fröhlicher" Mensch gewesen sein. Sein Bruder Paul betonte, dass er zuvor keinerlei Suizidgedanken gezeigt habe. Der Fehler in den Entlassungspapieren "würde jeden in den Wahnsinn treiben", so Paul T. weiter.
Rat und Hilfe
Sie haben suizidale Gedanken? Hilfe bietet die Telefonseelsorge. Sie ist anonym, kostenlos und rund um die Uhr unter (0800) 1110111 und (0800) 1110222 erreichbar. Auch eine Beratung über E-Mail oder Chat ist möglich. Eine Liste mit bundesweiten Hilfsstellen findet sich auf der Seite der Deutschen Gesellschaft für Suizidprävention.
In ihrer Erklärung sagte T.s Schwägerin Crystal, die falschen Papiere seien zum Zeitpunkt seines Todes in seiner Tasche gefunden worden. Sie meint, die Polizei habe ihre "Fürsorgepflicht gegenüber T. nicht erfüllt", der ihrer Meinung nach zum Zeitpunkt seiner Verhaftung psychische Probleme hatte.
Die Polizei des Countys Cleveland erklärte, der Grund für die Ausstellung der Entlassungspapiere mit dem falschen Tatverdacht sei ein "wahres menschliches Versagen" und "äußert unüblich".
Zu diesem Schluss kam auch eine unabhängige Kommission für polizeiliches Fehlverhalten.
Quellen: "The Guardian", "Teesside Live", "Mirror"