Der Schornstein der "Carnival Triumph" zeigte allen Passagieren an Bord, dass etwas nicht stimmte. Aus ihm stieg ungewöhnlich viel Rauch, wie Fotos zeigen, die US-Fernsehsender veröffentlichten. Die automatische Feuerlöschanlage hatte funktioniert, das Feuer im Maschinenraum des Kreuzfahrtschiffes war rasch bekämpft. Die Touristen und die Crew kamen mit dem Schrecken davon, es gab keine Toten oder Verletzte.
Der Sachschaden aber war enorm. Seit dem Brand am vergangenen Sonntag schippert die "Triumph", die größer ist als die "Titanic", manövrierunfähig im Golf von Mexiko herum. Als das Feuer ausbrach, war der Kreuzfahrer etwa 250 Kilometer von der mexikanischen Küste entfernt. Die viertägige Sause ist für mehr als 3000 Urlauber sowie über 1000 Crewmitglieder zur Odyssee geworden. Das Motto des US-Kreuzfahrtunternehmens Carnival, in dessen Besitz auch die "Costa Concordia" ist, lautet "All for fun, fun for all". Zu deutsch: "Alles für Spaß, Spaß für alle." Es dürfte für viele an Bord der "Triumph" inzwischen wie Hohn klingen. "Alle weinen und sind hysterisch, weil sie nach Hause wollen", berichtete Brent Nutt, dessen Frau Bethany an Bord ist, dem Sender ABC. Die hygienischen Zustände an Bord müssen katastrophal sein.
Nach Aussagen zahlreicher Passagiere funktioniert das Abwassersystem nicht, etliche Toiletten sind ausgefallen, ebenso Fahrstühle und Klimaanlagen inklusive Frischluftzufuhr. Vor allem Senioren und Behinderte hätten Probleme, hieß es. Mobiltelefone haben keinen Empfang oder nur dann, wenn ein Versorgungsschiff in der Nähe ist. Brent Nutt erklärte CNN unter Berufung auf seine Frau: "Sie haben keinen Strom, kein fließendes Wasser. Sie sagte, sie konnte bisher für sich nichts zu essen besorgen." Und: "Sie müssen ihre Notdurft in Eimer und Tüten verrichten." Einige Passagiere benähmen sich wie die Wilden und zofften sich um Nahrungsmittel. Genervt fügte er hinzu: "Dann rufst du die Nummer von Carnival an und die erzählen dir, dass alles bestens ist." Ähnlich äußerten sich andere Passagiere oder deren Verwandte an Land. "Ohne Strom können wir nicht die Toiletten benutzen, unsere Hände waschen oder eine Dusche nehmen."
Kaffee und "begrenzt" warme Speisen
Die Reederei ist bemüht, die Lage in den Griff zu bekommen und spricht von ersten Erfolgen. Vorstandschef Gerry Cahill teilte auf der Facebook-Seite von Carnival Cruise Line mit, dass die ersten Toiletten in Kabinen und Gängen wieder benutzt werden könnten. Die Stromerzeugung sei soweit repariert worden, dass eine begrenzte Anzahl von Aufzügen funktioniere und Kaffee sowie "begrenzt" warme Speisen serviert werden könnten.
Nach einem ABC-Bericht entspannt sich die Lage jedoch nicht. Debra Rightmire ließ dem Sender eine Botschaft zukommen, die ABC so wiedergab: "Die Bedingungen werden immer schlechter von Stunde zu Stunde. Teppiche in den Kabinen sind nass von Urin und Wasser. Toiletten in Innenkabinen sind überfüllt. Wir müssen in den Fluren schlafen. Sandwich mit Zwiebeln und Gurken letzte Nacht." Passagier Shelly Crosby klagte über unerträglichen Gestank als Folge der defekten Klimaanlage an Bord. Dies sei der Grund, warum viele Menschen in Zelten an Deck des Schiffes schliefen. Crosby wurde mit den Worten zitiert: "Wir standen vier Stunden Schlange, um eine Hamburger zu bekommen."
Wenn alles gut geht, wird die Odyssee diese Woche zu Ende gehen. Nach Angaben von Carnival Cruise Line ist inzwischen ein erster Schlepper am Unglücksschiff eingetroffen. Er muss jedoch auf einen zweiten warten, um den Kreuzfahrer an Land zu ziehen. Die Strömung ist gewaltig. Den Plan, die "Triumph" in den Hafen von Progreso in Mexiko zu bringen, musste die Reederei aufgeben, weil das Schiff zu stark von seiner Position abdriftete. Nun soll es nach Mobile im US-Bundesstaat Alabama geschleppt werden. Dort dürfte es Donnerstag eintreffen. "Alle unsere Gäste sind in Sicherheit", sagte Vorstandschef Cahill. "Wir tun alles, was wir können, um es ihnen so bequem wie möglich zu machen."