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In Indonesien hingerichtet Drogendealer hinterlässt aufrüttelnden Abschiedsbrief

Am Mittwoch richtete ein Erschießungskommando Andrew Chan hin. Der Drogenhandel brachte ihn vor die Henker. Mit einem eindringlichen Abschiedsbrief versuchte er, anderen dieses Schicksal zu ersparen.

Neun Jahre lang wartete Andrew Chan auf seinen Tod. Die letzten Jahre seines Lebens verbrachte er in einem indonesischen Gefängnis. Dort erwartete er die Vollstreckung des Urteils. 2006 hatte ihn ein indonesisches Gericht des Drogenschmuggels für schuldig befunden und die Todesstrafe gegen ihn verhängt.

Am Mittwoch wurde Chan schließlich kurz nach Mitternacht vor seine Scharfrichter geführt. Alle Gnadenappelle blieben unerhört. Mit einer Kugel ins Herz richtete ein Erschießungskommando Chan hin.

Kurz vor seiner Exekution schrieb der 31-Jährige einen Abschiedsbrief - eine Beichte und eine Mahnung zugleich. "Ich bin das Paradebeispiel für ein verschwendetes Leben", bekannte der Sohn chinesischer Einwanderer. Die eindringlichen Worte verfasste Chan für die Dokumentation "Dear Me" der Regisseurin Melinda Rutte. Mit ruhiger Stimme verliest er in dem Film seinen Brief. Darin wendet Chan sich an junge Menschen. "Ich schreibe euch, weil ich euch berichten will, wie gefährlich Drogen sind und welchen Einfluss sie auf euch und andere haben", sagt er.

"Man kann nur eiserne Zellenstäbe umarmen"

Mit einfachen Worten schildert Chan seinen Weg in die Drogenszene. In der Schule sei er zunächst ein ganz normaler Junge gewesen. Doch die Lehrer hätten ihn nicht gemocht und die Mitschüler gehänselt. Er flüchtete in den Drogenrausch: "Mit 15 war ich in der Szene drin."

Inzwischen sei die eine Hälfte seiner Gang tot, die andere im Gefängnis. Auch Chan hat einen großen Teil seines Lebens in einer Zelle verbracht. "Ich habe Hochzeiten verpasst, Beerdigungen und einfach nur die Gegenwart meiner Familie. Eine Berührung, eine Umarmung – all das ist für einen Verurteilten wie mich nicht möglich. Ich kann nur die eisernen Zellenstäbe umarmen und nicht die Menschen, die ich liebe", heißt es in Chans Brief.

Seine eigene Hochzeit fand im Hochsicherheitsgefängnis auf der Insel Nusakambangan statt. Einen Tag vor seiner Hinrichtung heiratete der Australier seine einstige Gefangenenbetreuerin. Der Mann, der früher als Anführer der "Bali Neun"-Gang galt, wurde im Gefängnis zum Prediger. Doch sein Lebenswandel konnte ihn nicht mehr vor dem Tod bewahren.

Vermächtnis an die Lebenden

Seine Lebensgeschichte soll nun Jugendlichen als Warnung dienen. Der Film soll in englischen und australischen Schulen gezeigt werden. Wie die Regisseurin der Dokumentation gegenüber der britischen Zeitung "Daily Mail" berichtete, war Chang sofort von dem Konzept begeistert. "Er sagte: 'Es wird funktionieren, es wird Menschen zum Nachdenken bringen'. Es ist sein Vermächtnis."

Sieben weitere Menschen wurden am Mittwoch zusammen mit Chan hingerichtet. Ein weiterer Australier, ein Brasilianer, ein Indonesier und vier Afrikaner. Sie alle waren wegen Drogenhandels verurteilt worden. Trotz der internationalen Proteste hielt Indonesiens Präsident Joko Widodo an den Hinrichtungen fest, die seiner Darstellung nach notwendig sind, um einen nationalen Notstand wegen des steigenden Drogenkonsums zu bekämpfen.

ivi

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