Ein Jahrzehnt lang galt Adamo G. aus der norditalienischen Stadt Imola als tot. Darauf deuteten seine drei hinterlassenen Abschiedsbriefe. In einem wandte er sich an seine Eltern und schrieb: "Hallo Mama und Papa. Ich habe nicht viele Worte zu sagen, aber leider sind die Dinge immer schlecht gelaufen. Ich werde versuchen, diesen letzten Schritt auf die richtige Weise zu tun, damit ihr nicht auch noch den Schmerz meiner Beerdigung erleben müsst. Es ist an der Zeit, mit dem Wort Schluss zu machen", zitieren griechische Medien, die Ende vergangener Woche über den Vorfall berichteten.
Anschließend verschwand der Mann. Seine Familie, darunter seine Ehefrau und zwei Kinder, ging davon aus, dass Adamo G. tot sei. Seine Ehefrau gab die Suche nach ihm jedoch nicht auf. Das Auto des Mannes wurde am Hafen von Ancona gefunden und die Staatsanwaltschaft fand heraus, dass er ein Fährticket nach Griechenland gekauft hatte. Aber von Adamo G. selbst fehlte jede Spur.
Fernsehsendung spürt Adamo G. in Griechenland auf
Dem italienischen öffentlich-rechtlichen TV-Sender Rai, welcher sich mit Vermisstenfällen beschäftigt, gelang es nun, Adamo G. aufzuspüren: acht Jahre nachdem die Behörden die Akten zu dem Fall beiseite gelegt haben, wurde der heute 55-Jährige lebend in Griechenland aufgefunden. Demnach lebt der Mann seit seinem Verschwinden offenbar in der Hafenstadt Patras – praktisch auf der anderen Seite des Ionischen Meeres gegenüber der italienischen Küste.
Adamo G. bat den Korrespondenten der Sendung, "ihn zu vergessen" und die Nachricht über dessen Auffinden nicht öffentlich zu machen. Dessen Frau sah den Fernsehbeitrag daraufhin jedoch und zeigte sich überrascht ebenso wie traurig. Sie dankte den Verantwortlichen der Sendung und drückte ihren Unmut aus: "Er ist kein Mann, er ist kein Vater." Schließlich hatte der 55-Jährige auch deren minderjährigen Kinder in Italien plötzlich zurückgelassen.
Ehefrau soll jahrelang von Verbleib ihres Mannes gewusst haben
Am Sonntag berichteten griechischen Medien dann mit Verweis auf einen Bericht der italienischen Nachrichtenagentur Ansa über neue Details zu dem kuriosen Vorfall. Demnach soll Adamo G.s Frau, die von Rai um Hilfe zum Auffinden ihres verschwundenen Mannes gebeten hatte, von dessen Verbleib gewusst haben – und das bereits seit 2016.
Schließlich soll die Frau vor sieben Jahren in einer Anzeige bei der Polizei gefordert haben, dass ihr Ehemann Unterhalt für deren gemeinsamen Kinder zahlt. Damals soll die griechische Polizei den Italiener tatsächlich ausfindig gemacht haben, nachdem auf europäischer Ebene Ermittlungen eingeleitet worden waren.
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Bislang hatte dessen Frau angegeben, erst im Jahr 2022 darüber informiert worden zu sein, dass ihr Mann noch lebt. Zu dem Zeitpunkt beantragte Adamo G. nämlich die Eintragung in das Register der im Ausland ansässigen Italiener. Warum er sich dazu entschied, von seiner Familie zu verschwinden und unterzutauchen, blieb bisher unklar.
Quellen: Kathimerini, Protothema