Vor dem Hintergrund eines Streits um Wasserrechte ist es an der Grenze zwischen dem Iran und Afghanistan am Samstag zu Zusammenstößen gekommen. Nach Angaben der in Kabul herrschenden Taliban wurden dabei zwei Menschen getötet. Die iranischen Behörden bestätigten lediglich den Zwischenfall, ohne Angaben zu Opfern zu machen. Laut der iranischen Nachrichtenagentur "Mehr" wurde ein iranischer Grenzsoldat getötet.
Beide Seiten warfen sich gegenseitig vor, die ersten Schüsse abgegeben zu haben. "Auf jeder Seite wurde ein Mensch getötet", erklärte der Sprecher des Taliban-Innenministeriums im Kurzbotschaftendienst Twitter. Die Situation in der südwestlichen Provinz Nimros sei nun unter Kontrolle. "Das Islamische Emirat will keinen Krieg mit seinem Nachbarn", sagte der Sprecher, der den Namen der Taliban-Regierung für Afghanistan verwendete.
Iran und Afghanistan streiten um Wasser
Teheran und Kabul pflegen diplomatische Beziehungen, der Iran erkennt die Regierung in Afghanistan jedoch nicht an. Wegen eines Streits um Wasser waren die Beziehungen zuletzt angespannt. In der vergangenen Woche hatte der Iran Afghanistan aufgefordert, seine "Wasserrechte" zu respektieren. Teheran warf Kabul vor, dass eine Talsperre in Afghanistan die Wassermenge begrenze, die in einen See an der gemeinsamen Grenze fließe.
Irans Präsident Ebrahim Raisi hatte bei einem Besuch im Südosten seines Landes am 18. Mai die Führung in Afghanistan aufgefordert, "das Recht der Menschen in Sistan-Baluchistan auf Wasser umgehend zu erfüllen".
Der Fluss Helmand fließt aus den Bergen der gleichnamigen zentralafghanischen Provinz über eine Strecke von mehr als 1000 Kilometern in den Hamun-See an der Grenze. Afghanistan macht Klimafaktoren für die verringerte Wassermenge verantwortlich.
Mehr als die Hälfte der weltweit größten Seen verliert dauerhaft Wasser – diese gehören dazu
Der Iran beharrt darauf, dass sein Anteil 1973 von beiden Ländern vertraglich festgelegt wurde, und verlangt von den Taliban, dass sie sich an das Abkommen halten. Vergangene Woche erklärte Teheran, es behalte sich Maßnahmen vor, um den Streit beizulegen.