Köhlers Comeback Ehemaliger Bundespräsident berät Vereinte Nationen

Viel hat man von Horst Köhler nicht mehr gehört. Jetzt meldet sich der ehemalige Bundespräsident auf der politischen Bühne zurück - als Berater der Vereinten Nationen.

Eine Rede da, ein kleiner Auftritt dort, die eine oder andere Reise ins Ausland. Aber ansonsten hat sich Horst Köhler rar gemacht in den vergangenen beiden Jahren. Und als sich dann zu Beginn des Jahres mit Christian Wulff ein weiterer Bundespräsident vorzeitig verabschiedete, wurde es noch ein wenig stiller um den viel geschätzten Mann, der im Mai 2010 nach umstrittenen Äußerungen zu Auslandseinsätzen der Bundeswehr zur allgemeinen Überraschung zurückgetreten war.

Jetzt meldet sich Köhler zurück in der internationalen Politik - ein bisschen zumindest. Bei den Vereinten Nationen wird der 69-Jährige künftig Mitglied eines Gremiums sein, das sich um die Erarbeitung von Zielen für weltweites Wachstum kümmert.

UN-Generalsekretär Ban Ki Moon berief das ehemalige Staatsoberhaupt in die neue Arbeitsgruppe, die die Millenniumsziele neu formulieren soll. Das sind acht große Ziele, die sich die Staatengemeinschaft zur Jahrtausendwende gesetzt hatte und die eigentlich im Jahr 2015 erfüllt sein sollen, von Gleichstellung von Mann und Frau über Aids-Bekämpfung bis zur Halbierung der Armut. Schon damals ahnte man, dass die Umsetzung keine einfache Aufgabe werde.

Ein neues Mitglied mit viel Erfahrung

In dem Gremium wird Köhler eines von 27 Mitgliedern sein - eine Mischung aus aktiven und ehemaligen Politikern, Experten und Prominenten. Vorsitzende sind der britische Premierminister David Cameron, Liberias Präsidentin und Friedens-Nobelpreisträgerin Ellen Johnson-Sirleaf sowie der indonesische Staatschef Susilo Bambang Yudhoyono. Ein weiteres Mitglied ist auch Jordaniens Königin Rania.

Köhler bringt viel Erfahrung für die neue Aufgabe mit. Schon als Staatssekretär im Finanzministerium, als Direktor des Internationalen Währungsfonds (IWF) und dann als Bundespräsident setzte er sich für die Entwicklungsländer ein. Aus seiner Zeit im Schloss Bellevue ist vielen vor allem sein Engagement für Afrika in Erinnerung. Erst im Mai war er wieder in Benin und Burkina Faso. #link;-merkel-90250943t.html;Bundeskanzlerin Angela Merkel# (CDU) lobte ihn am Mittwoch als Mann von "weltweit großer Wertschätzung".

Köhler selbst erfuhr von der Ernennung am bayerischen Chiemsee, wo er seit kurzem einen Ferien-Wohnsitz besitzt. "Ich freue mich, an der wichtigen Initiative des UN-Generalsekretärs mitzuarbeiten", sagte der Ex-Präsident. „Für mich geht es dabei um die Frage einer Entwicklungspolitik für den ganzen Planeten."

Nebenjob als Autor seiner "Lebensgeschichte"

Zeit für neue Aufgaben hat Köhler jedenfalls. Abgesehen von einigen Reden und einer Gast-Professur in Tübingen hält er sich bislang aus dem öffentlichen Leben zurück. Zu Hause in Berlin und in dem Haus am Chiemsee schreibt Köhler nach eigenen Aussagen an seiner "Lebensgeschichte", deren Veröffentlichung derzeit allerdings nicht geplant ist.

Seine Arbeit für die UN in New York beginnt nächsten Monat. Die erste Sitzung des neuen Gremiums findet am Rande der UN-Vollversammlung statt, die in der vorletzten Septemberwoche beginnt. Köhler will dann auf jeden Fall dabei sein. Kurz darauf steht eine weitere Reise an. Es geht wieder nach Afrika, dieses Mal nach Mosambik.

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juho/Christoph Sator, DPA

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