Schlag gegen Online-Dealer Polizei stellt 360 Kilogramm Drogen sicher

Drogen im Wert von 4,1 Millionen Euro: Ein 20-jähriger Leipziger soll im großen Stil über eine Online-Plattform gedealt haben - aus dem Haus einer Eltern heraus. Nun wurde er festgenommen.

Spektakulärer Schlag gegen den Internet-Drogenhandel: Leipziger Ermittlern ist ein 20-jähriger Mann ins Netz gegangen, der über eine Online-Plattform in großem Stil Drogen verkauft haben soll. Wie Leipzigs Oberstaatsanwalt Ricardo Schulz am Donnerstag vor Journalisten sagte, fand die Polizei insgesamt 360 Kilogramm Drogen im Wert von 4,1 Millionen Euro. Es handele sich um einen der größten Drogenfunde in Deutschland.

Marihuana, LSD, Crystal, Haschisch, Ecstasy-Tabletten, Kokain und Amphetamine: Über die Internetplattform "www.shiny-flakes.to" soll der Tatverdächtige fast alle Arten Drogen verkauft haben. Der 20-Jährige agierte demnach von seinem Zimmer in der elterlichen Wohnung aus, wo er massenhaft Drogen hortete.

360 Kilogramm Drogen und 48.000 Euro Bargeld

Am 26. Februar griff die Polizei zu: Der Leipziger sowie ein 51-jähriger Drogenkurier wurden vorläufig festgenommen und sitzen inzwischen in Untersuchungshaft. Bei einer Durchsuchung des Zimmers, zu dem die Eltern offenbar keinen Zutritt hatten, fanden die Ermittler 320 Kilogramm Drogen und 48.000 Euro Bargeld. In verschiedenen Sendungen wurden später weitere 40 Kilogramm Drogen entdeckt.

Laut dem Leitenden Kriminaldirektor Petric Kleine belieferte der Tatverdächtige über die Internet-Plattform tausende Kunden, vor allem im deutschsprachigen Raum, aber auch in anderen Ländern bis hin nach Indonesien. "Der 20-Jährige ist äußerst konspirativ und hoch professionell vorgegangen", sagte Kleine.

2013 nutzte der Leipziger für seine Geschäfte zunächst das sogenannte Darknet, einen versteckten, verschlüsselten Bereich des Internets. Im Jahr darauf sei er dann ins offen zugängliche Internet gewechselt, sagte Kleine. Um den Drogenhandel zu verschleiern, habe er unter anderem Server im Ausland genutzt. Die in Briefen oder Paketen verpackten Drogen seien "per Einschreiben oder an Packstationen" geliefert worden. Bezahlt wurde mit der virtuellen Währung Bitcoins - bei der Durchsuchung der Wohnung des 20-Jährigen fanden die Ermittler Bitcoins im Wert von 325.000 Euro.

Erste Hinweise im März 2014

Im Zuge der Ermittlungen gab es laut Polizei am Mittwoch bundesweit 38 Durchsuchungen unter anderem in Nordrhein-Westfalen, Bayern und Mecklenburg-Vorpommern. Fünf Verdächtige seien festgenommen worden.

Nach Angaben der Staatsanwaltschaft hatte es im März 2014 erste Hinweise gegeben, dass aus dem Bereich Leipzig Pakete und Briefe mit Drogen versandt werden. Durch "intensive Kleinarbeit" sei es gelungen, den Betreiber schließlich zu identifizieren, sagte Schulz.

Über den 20-Jährigen gaben Polizei und Staatsanwaltschaft am Donnerstag mit Verweis auf die andauernden Ermittlungen nur wenige Details bekannt. Der Leipziger sei bislang noch nicht polizeilich aufgefallen, sagte Kleine. Er habe einen Schulabschluss und ein Gewerbe für Systemadministrierung und Gestaltung von Software angemeldet.

Nach Ansicht des Leipziger Polizeipräsidenten Bernd Merbitz zeigt der Fall, dass sich die Polizei künftig auf völlig neue Formen der Kriminalität einstellen muss. "Es gibt nicht mehr nur Dealer und Konsumenten - die Kriminalität im Internet wird künftig eine größere Rolle spielen."

Bei einer Anklage und Verurteilung wegen unerlaubten Handeltreibens mit Betäubungsmitteln in nicht geringer Menge droht dem 20-Jährigen laut Staatsanwaltschaft eine Freiheitsstrafe bis zu 15 Jahren.

AFP
mod/Andrea Hentschel/AFP

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