Ein Flugzeug der US-Gesellschaft Northwest Airlines ist 240 Kilometer weit über den Zielflughafen Minneapolis hinausgeflogen, bevor die Besatzung ihren Fehler bemerkte. Die Maschine landete sicher, niemand der 149 Menschen an Bord wurde verletzt. Nach Angaben der Kommission für Verkehrssicherheit (NTSB) verlor der Airbus A320 auf dem Weg von San Diego gegen 19 Uhr den Funkkontakt zu den Fluglotsen. Erst um 20.14 Uhr wurde der Kontakt wieder hergestellt.
Die Besatzung erklärte laut Flugaufsichtsbehörde (FAA), sie sei am Mittwochabend wegen einer hitzigen Diskussion über Regelungen der Fluggesellschaft abgelenkt gewesen und habe ihre Position aus den Augen verloren. Die NTSB wies Fragen, ob die Piloten möglicherweise eingeschlafen waren, als "Spekulationen" zurück. Die Flugschreiber wurden zur Auswertung nach Washington geschickt. Die Fluggesellschaft hat die Piloten vorerst vom Dienst suspendiert. Sie sollen später von der FAA vernommen werden.
Luftwaffe in Alarmbereitschaft
Da der Funkkontakt zu der Maschine zwischenzeitlich abgerissen war, hatte die FAA die Luftwaffe verständigt - schließlich konnte kein Szenario ausgeschlossen werden, auch eine Entführung nicht. Die Streitkräfte setzten Kampfflugzeuge an zwei Standorten in Alarmbereitschaft. "Nachdem der Funkkontakt wieder hergestellt war, haben wir Entwarnung gegeben", sagte Luftwaffensprecher Michael Kucharek.
Sobald das Flugzeug in Minneapolis gelandet war, betraten Polizisten den Airbus. Die Passagiere, die von dem "Umweg" nichts mitbekommen hatten, waren zumeist entsetzt. "Alle standen auf, um das Gepäck zu nehmen und dann überall Polizei", sagte Passagierin Andrea Allmon. Sie sei schockiert gewesen, als sie erfahren habe, was vorgefallen sei. "Wenn ich meine Arbeit mache, dann mache ich meine Arbeit", sagte sie im Hinblick auf die Piloten. "Diese Kerle sollen aufpassen, was während des Flugs passiert."
Maschinen vom Typ Airbus A320 sind mit einem telefonähnlichen Funkgerät ausgestattet, mit dem die Bodenkontrolle das Cockpit erreichen kann. "Das ist ziemlich laut", erklärt Shirley Phillips, eine frühere US-Airways-Simulator-Trainerin und A320-Pilotin. Es gebe zwar viele verschiedene Geräusche im Cockpit, aber das Geräusch könne man eigentlich kaum verwechseln. In jedem Fall werde im Cockpit jedes Wort aufgenommen. Daher sei es einfach herauszufinden, ob die Piloten angeregt diskutierten oder aber schnarchten.